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Der Hexer - NR02 - Der Seelenfresser

Der Hexer - NR02 - Der Seelenfresser

Titel: Der Hexer - NR02 - Der Seelenfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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kurze Gnadenfrist. Die Tür begann augenblicklich zu schwelen; eine unheimliche, blauweiße Helligkeit drang durch ihre Ritzen, und Schloß und Angeln glühten plötzlich dunkelrot. Kleine Flammen leckten rings um sie herum aus dem Holz. Aber sie hielt die allerschlimmste Hitze zurück, wenn auch nur für Sekunden. Aber vielleicht für die Sekunden, die wir brauchten.
    Als Howard zurückkam, hatte ich die Badezimmertür bereits aufgerissen und mich in den Schacht geschwungen. Der Stein vibrierte unter meinen Händen wie ein lebendes Wesen, und aus der Tiefe stieg ein Hauch brodelnder Hitze herauf wie aus einem Kamin. Rote Lichtreflexe zuckten durch die Schwärze am Grunde des Schachtes, und rings um uns wand sich das Haus wie in Krämpfen. Aber die Flammen hatten den Schacht noch nicht erreicht! Die tödliche Fallgrube, der ich vor Tagesfrist mit knapper Not entkommen war, konnte jetzt zu unserer letzten Rettung werden!
    Es war ein bizarrer, tödlicher Spießrutenlauf. Über uns erscholl ein seltsam heller, splitternder Laut, kaum daß wir die ersten Meter hinuntergestiegen waren, und plötzlich wurde der Schacht von einem gnadenlosen, grellen Licht erfüllt. Ich spürte, wie das Gebälk, an dem wir hinabstiegen, binnen Sekunden heiß wurde, und plötzlich begann der Balken unter meinen Fingern zu schwelen.
    Ein greller Schmerz zuckte wie eine Lanze durch meine Hände. Ich versuchte verzweifelt, mich trotz der Schmerzen festzuklammern und sah, wie Howard neben mir den Halt verlor und mit einem lautlosen Schrei nach hinten kippte.
    Dann verlor ich ebenfalls den Halt und stürzte wie ein Stein in die Tiefe.

    * * *

    Die Dämmerung begann sich wie ein graues Leichentuch über der Drachenburg auszubreiten. Die Schatten wurden länger und finsterer, und die Gestalten der Männer hoch oben hinter den Zinnen verblaßten allmählich zu flachen Scherenschnitten, die mit sonderbar ruckhaften Bewegungen vor dem grauen Himmel hin und her patrouillierten.
    Es war ein bizarres Bild. DeVries fühlte sich unwirklich; es fiel ihm immer schwerer, sich darauf zu besinnen, daß er sich immer noch im neunzehnten Jahrhundert aufhielt, nicht im elften oder zwölften. Nichts an seiner Umgebung ließ darauf schließen, daß sich hinter den Bergen, die im Westen mit der Dämmerung zu verschmelzen begannen, eine Welt verbarg, in der es moderne Städte gab, Gaslicht, Dampfmaschinen und Telegrafenleitungen, die ferne Staaten miteinander verbanden.
    Aber schließlich trugen seine Brüder und er auch die historischen Gewänder des Ordens und waren mit Schwert und Schild bewaffnet; die Figuren, die der Vergangenheit entsprungen waren. DeVries wußte natürlich, daß er sich auf jeden einzelnen seiner Begleiter verlassen konnte. Der Ordensmeister hatte die Männer, die mit ihm gingen, persönlich ausgesucht. Jeder einzelne von ihnen war ein Meister im Umgang mit Schwert, Morgenstern und Bogen, ein hochtrainierter Einzelkämpfer, in der Lage, allein mit einer kleinen Armee fertig zu werden.
    Im Moment wären DeVries ein paar moderne Schußwaffen allerdings weitaus lieber gewesen. Bizarr oder nicht – die Burg der Hexer war Realität, und er hatte viele, sehr viele Männer mit Waffen gesehen. Es würde ein harter Kampf werden. Trotzdem würden sie ihn gewinnen, das wußte er. Sie fochten im Namen des Herren, und wo Gott und Satan aufeinanderstießen, da stand der Sieger von vornherein fest.
    Trotzdem war er nervös, als er die Kammer verließ und zwischen die beiden Männer trat, die ihn zu Necron geleiten würden. Seine Hand spielte unruhig am Griff des gewaltigen zweischneidigen Schwertes, das er am Gürtel trug.
    »Seid Ihr bereit, Herr?« fragte einer der beiden. Seine Stimme klang unterwürfig und devot wie immer, aber DeVries meinte auch einen neuen, mißtrauischen Klang darin zu vernehmen. Es waren nicht die gleichen Männer, die ihn bisher begleitet hatten. Vielleicht war es Zufall, aber vielleicht ahnte Necron auch, daß er auf die Herausforderung reagieren würde.
    »Ich bin bereit«, antwortete DeVries.
    Es waren die letzten Worte, die die beiden Männer in ihrem Leben hörten. Die Tür hinter DeVries’ Rücken wurde mit einem Ruck aufgestoßen, und zwei seiner Männer sprangen auf den Gang hinaus. Die Schwerter in ihren Händen blitzten auf. Die beiden Hexenbrüder sanken tot zu Boden, ehe sie sich der Gefahr überhaupt wirklich bewußt wurden.
    »Schnell jetzt!« befahl DeVries. »Ihr wißt, was zu tun ist. Zwei Mann gehen zum Tor und

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