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Der Hexer - NR07 - Das Haus unter dem Meer

Der Hexer - NR07 - Das Haus unter dem Meer

Titel: Der Hexer - NR07 - Das Haus unter dem Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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Looskamp.
    »So?« fragte ich. »Und warum?«
    Statt einer direkten Antwort deutete er die Gracht hinab, in die Richtung, aus der wir gekommen waren.
    Die brackige Wasserstraße war nicht mehr leer. Fast ein Dutzend Boote näherte sich unserem Standort; kleine, von zwei, manchmal nur einem Ruder bewegte Schiffchen, jeweils mit drei oder vier Männern in der weißen Uniform der Templer besetzt. Sie hatten in ihrer Fahrt innegehalten, und ihre Insassen starrten aus schreckgeweiteten Augen zu uns hinüber.
    Jedenfalls dachte ich im ersten Moment, daß sie uns anstarrten.
    Erst, als Looskamp neben mir ein ungläubiges Keuchen ausstieß und herumwirbelte, bemerkte ich den wahren Grund ihres Entsetzens.
    Auch auf der anderen Seite war die Gracht nicht mehr leer.
    Auf dem braungrauen, öligen Wasser schwamm ein Schiff, und es war ein Schiff, dessen Anblick selbst in einer Stadt wie Amsterdam ungewöhnlich war.
    Genaugenommen wäre es überall aufgefallen, in jedem Hafen der Welt.
    Es war ein wahrhaftiges Drachenboot. Und es war mit mindestens hundert wild dreinblickenden, waffenschwingenden Wikinger-Kriegern besetzt.

    * * *

    Es war ein Anblick wie aus einem grotesken, irrealen Traum: Von einer Sekunde auf die andere war der blaue Mittagshimmel verschwunden, und der Wind, der plötzlich eisig und durchdringend war und nach Schnee roch, jagte tief hängende graue Wolken über die Gracht. Ein hohes, monotones Geräusch wie das Heulen eines gigantischen Wolfes schwang in seinem Wimmern mit, ein Laut, der tiefer drang als die Kälte und mich erschauern ließ.
    Das rotweiß gestreifte Segel des Drachenbootes blähte sich knatternd. Die grotesken, mit Hörnerhelmen und großen runden Schilden bewaffneten Männer hinter seiner Reling stimmten ein triumphierendes Gröhlen an, als das Langboot wie ein Pfeil auf die zerbrechlichen Kähne der Tempelherren zuschoß.
    Das Kriegsgeschrei der Wikinger hallte unheimlich verzerrt von den Häusern beiderseits der Gracht wider, und in ihrem Geheul und Gebrüll glaubte ich die Namen der alten nordischen Götter zu verstehen: »Für Odin! Für Thor!« schrien sie, immer und immer wieder.
    Das Schiff raste heran. Das Gebrüll der Wikinger steigerte sich ins Unerträgliche, und plötzlich erfüllte ein scharfes, böses Zischen und Sirren die Luft. Looskamp erkannte die Gefahr einen Sekundenbruchteil eher als ich. Mit einem unterdrückten Fluch sprang er zurück, versetzte mir einen Stoß, der mich meterweit zur Seite und gegen die Hauswand taumeln ließ, und riß gleichzeitig sein Schwert in die Höhe. Einer der schlanken, tödlichen Schatten, die plötzlich auf uns herabregneten, zerbrach mitten im Flug und fiel in zwei Stücke zerschnitten zu Boden.
    Dort, wo wir gerade noch gestanden hatten, zerbarst plötzlich ein ganzer Hagel von Pfeilen. Looskamp schrie mir eine Warnung zu, wich abermals zurück und zerrte mich mit sich, als eine zweite, besser gezielte Salve heranraste.
    Dann war das Schiff vor uns; groß, häßlich und unglaublich alt. Es war wenig mehr als ein Wrack, und es erschien mir fast wie ein Wunder, daß es sich überhaupt noch auf dem Wasser halten konnte.
    Aber es konnte, und es schoß mit phantastischer Geschwindigkeit an uns vorbei, den Bug mit dem hochgereckten, häßlichen Drachenkopf tief in das schäumende Wasser der Gracht getaucht, als wäre es wirklich ein Meeresungeheuer, das sich auf die hilflosen Templerkähne stürzen wollte. Ich sah, wie die Männer an Bord der kleinen Boote plötzlich in hektische Aktivität gerieten und ihre Schiffe aus der Bahn des Langschiffes zu bringen versuchten, dann schrie Looskamp abermals auf, und als ich den Blick wandte, gewahrte ich ein gutes halbes Dutzend hünenhafter Wikinger, das vom Deck des vorbeirasenden Langbootes sprang und mit wirbelnden Schwertern, Äxten und Keulen auf uns eindrang.
    Einer von ihnen sprang zu kurz, verlor auf dem glitschigen Stein der Uferbefestigung den Halt, stürzte rücklings ins Wasser und versank mit einem Schrei, als er zwischen die Wand und den Rumpf des Schiffes geriet. Er tauchte nicht wieder auf.
    Looskamp packte sein Schwert mit beiden Händen, trat mit einem raschen Schritt vor mich und spreizte die Beine. Im ersten Moment wollte ich ihn beiseite schieben, aber er stieß nur ein zorniges Brummen aus und stieß mich abermals zurück.
    Dann waren sie heran. Die Wikinger schienen in dem breitschultrigen Flamen mit dem weißen Templergewand instinktiv den gefährlicheren Gegner erkannt zu haben,

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