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Der Hexer - NR07 - Das Haus unter dem Meer

Der Hexer - NR07 - Das Haus unter dem Meer

Titel: Der Hexer - NR07 - Das Haus unter dem Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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veralteten.
    Die Templer schossen mit fast automatenhafter Präzision, immer jeder zweite von ihnen, während der andere in dieser Zeit einen neuen Pfeil auf die Sehne legte und zielte. Ein dünner, aber unaufhörlicher Strom von Pfeilen ergoß sich von beiden Ufern auf das Deck des Langschiffes. Und beinahe jedes einzelne der schlanken, weißen Geschosse traf sein Ziel.
    Aus dem triumphierenden Gebrüll der Wikinger wurden Angst- und Schmerzensschreie. Nach den ersten Augenblicken des Schreckens begannen sie zurückzuschießen, aber die Templer, nun nicht mehr hilflose Gefangene ihrer Boote, duckten sich immer wieder hinter ihre Schilde und entgingen den heranjagenden Pfeilen.
    Die Templer schossen bar jeder Furcht oder Erregung, und plötzlich begann ich zu ahnen, woher der Ruf dieser weißgekleideten, kriegerischen Mönchskaste stammte. Während des zwölften und dreizehnten Jahrhunderts hatte sie der Nimbus der Unbesiegbarkeit umgeben.
    Die Nordmänner hatten keine Chance. Schon die ersten Salven streckten fast die Hälfte von ihnen nieder.
    Looskamp hob noch einmal die Hände an den Mund und schrie ein einzelnes, weit hallendes Wort:
    »Feuer!«
    Die Bogenschützen schienen nur auf seinen Befehl gewartet zu haben. Von den Spitzen ihrer Pfeile kräuselten sich plötzlich dünne, graue Rauchfahnen, und mit einem Male zeichneten schwarze flockige Striche die Flugbahnen ihrer Pfeile nach.
    Wieder brachen vier oder fünf Nordmänner getroffen zusammen, und plötzlich flammten auf dem Deck des Schiffes zahllose kleine, weißglühende Flämmchen auf.
    Die überlebenden Wikinger gerieten in Panik. Mehr als einer schleuderte seine Waffen davon und versuchte sich mit einem verwegenen Sprung ins Wasser zu retten, aber die Templer gaben ihnen keine Chance. Auch die, die bisher die Schilde gehalten hatten, erhoben sich nun und griffen nach ihren Bögen.
    Das Schiff verwandelte sich in Sekunden in einen schwimmenden Scheiterhaufen. Was nicht hinter weißlodernden Flammen verschwand, zerbrach knackend in der plötzlichen Hitze oder zerfiel zu Staub.
    Es dauerte nicht einmal fünf Minuten, bis das Schiff sank.

    * * *

    Es war verwirrt. Mit seinen Millionen unsichtbaren Augen und Ohren hatte es das Geschehen im Draußen verfolgt, begierig darauf gespannt, wie sich die Sterblichen seines Angriffes erwehren würden. Es hatte nicht damit gerechnet, sie vollkommen zu vernichten; das war auch gar nicht die Aufgabe der Kreaturen gewesen, die es aus den unerschöpflichen Reihen seiner Diener ausgewählt hatte. Sie hatten die Angreifer nur schwächen und in Zorn versetzen sollen.
    Trotzdem war es überrascht über die Leichtigkeit, mit der die Sterblichen einen seiner stärksten Diener vernichtet hatten, und über die Schläue, die sie bewiesen, als es ihnen die Nordmänner entgegenwarf. Weder der Riesenkrake noch die Wikinger-Zombies hatten seinen Erwartungen entsprochen.
    Dann begriff es. Der Kampf hatte außerhalb seines direkten Machtbereiches stattgefunden, dort, wo seine Kreaturen schwach und verwundbar waren. Nur ein Bruchteil der dämonischen Kräfte, die sie im Inneren des Labyrinths beseelten, stand ihnen dort draußen zur Verfügung. Kaum genug, sie am Leben zu erhalten.
    Es überlegte eine Weile, dann kam es zu einem Entschluß.
    Die Zahl seiner Diener war beinahe grenzenlos, aber es hatte keinen Sinn, sie zu vergeuden. Die Sterblichen würden freiwillig in seinen Machtbereich kommen; dorthin, wo es sie mit seiner ganzen Kraft angreifen und mit seiner ganzen Schläue überlisten konnte.
    Mit einem lautlosen Befehl rief es die anderen Kreaturen, die den Sterblichen auflauerten, zurück.
    Dann wartete es.

    * * *

    »Halt still!«
    Ger nickte und preßte die Zähne aufeinander, zuckte abermals wie unter einem Hieb zusammen, als ich den Verband festzog und seinen Enden sorgsam miteinander verknotete. Er bestand nur aus einem Stück Stoff, das ich aus seinem ramponierten Leinenhemd gerissen hatte, aber er tat seine Dienste und stoppte wenigstens die Blutung.
    Ich trat zurück, musterte mein Werk kritisch. »Du solltest eigentlich damit zu einem Arzt gehen«, sagte ich. Looskamp blickte stirnrunzelnd an seinem bandagierten Arm hinunter, zog eine Grimasse und machte eine wegwerfende Bewegung mit der unverletzten Hand. Der Schnitt, den ich ihm verbunden hatte, war keineswegs der einzige; er hatte fast ein Dutzend mehr oder weniger schwerer Schmisse abbekommen.
    »Das erledige ich später«, sagte er. »Wenn wir zurück sind.« Er

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