Der Hexer - NR07 - Das Haus unter dem Meer
Miene darauf, sondern wartete stumm, bis auch der Letzte zu uns gestoßen war. Dann deutete er auf die Tür am anderen Ende des Salons.
»Dort entlang.«
»Das ist nicht der Weg, den ich gegangen bin«, sagte ich.
Looskamp verzog ungeduldig die Lippen, während zwei seiner Männer sich bereits in Bewegung setzten, die Tür kurzerhand aufbrachen und geduckt in den angrenzenden Raum verschwanden. »Ich sagte dir doch, daß wir nicht den Weg nehmen, den du kennst«, sagte er. »Keine Sorge – wir finden schon, wonach wir suchen.«
»Und was ist das?« fragte ich.
Looskamp lächelte. »Sein Herz«, sagte er. »Das Ding, das dieses Labyrinth geschaffen hat und beherrscht.« Dann wandte er sich um und ging. Aber ich hatte das sichere Gefühl, daß seine Antwort nicht die volle Wahrheit war. Er belog mich nicht – das hätte ich unweigerlich gespürt – aber er verschwieg mir etwas.
Und ich würde herausfinden, was. Irgend etwas sagte mir, daß es wichtig für mich sein konnte, es in Erfahrung zu bringen.
Lebenswichtig.
* * *
Sie kamen näher. Mißtrauisch beobachtete und belauerte es jede ihrer Bewegungen, hielt sich aber noch weiter im Hintergrund und schickte nur dann und wann einige seiner Kreaturen aus, damit ihr Vormarsch nicht zu leicht wurde und so ihr Mißtrauen erwachte.
Es wäre ihm ein Leichtes gewesen, sie zu vernichten, jetzt, da sie in seinem Einflußbereich waren, dort, wo seine Macht am größten war.
Aber es wartete. Es wartete und lauerte und spann geduldig sein Netz.
Die Falle, in die die Sterblichen mit offenen Augen hineinliefen.
* * *
Manche der Räume und Gänge, durch die wir kamen, erkannte ich wieder. Andere waren mir fremd, und bei einigen glaubte ich eine vage Ähnlichkeit zu erkennen, war mir aber nicht sicher, denn alles war alt und verfallen und von grauem und grünem Schimmel und von wuchernden Pilzkolonien überzogen.
Mehr als einmal brach der Boden unter den Schritten der Männer ein, zerbarst Stein oder zerfiel Holz zu krumigem Staub, um jäh aufklaffenden Abgründen Platz zu machen, und es glich mehr und mehr einem Wunder, daß niemand dabei zu Schaden kam.
Ich wußte nicht, wie lange ich schon hinter Looskamp und den drei Männern, die die Spitze unseres kleinen Stoßtrupps bildeten, durch die finsteren, von dräuendem grauem Licht erfüllten Gänge und Treppenfluchten des Labyrinthes ging. Meine Uhr war stehengeblieben, im gleichen Augenblick, in dem wir das Labyrinth betreten hatten, als hätte die Zeit hier drinnen ihre Bedeutung verloren.
Der Weg schien meistenteils nach unten zu führen; Treppen, schräge Rampen oder Gänge, deren Böden sich in absurden Winkeln vor uns abwärts neigten, aber nicht einmal dessen war ich mir sicher. Ich hatte die bizarre Geometrie der GROSSEN ALTEN zur Genüge kennengelernt, um zu wissen, wie schnell sie die Sinne eines Menschen narren und in die Irre führen konnte.
Ein paarmal waren wir angegriffen worden – meistens von dürren, im Grunde bedauernswerten Kreaturen, die Scheinbar aus dem Nichts auftauchten und unter den Klingen der Tempelritter ein rasches Ende fanden – aber nicht einer der Männer war verwundet oder gar getötet worden.
Aber die scheinbare Leichtigkeit unseres Vormarsches beunruhigte mich eher, und auch der Ausdruck auf Gers Zügen wurde von Minute zu Minute ernster. Die Angriffe waren nicht wirklich ernst gemeint gewesen; es waren nicht mehr als Nadelstiche, die uns eher in Sicherheit wiegen als wirklich schaden sollten.
Das Gefühl in eine Falle zu laufen, wurde von Augenblick zu Augenblick stärker in mir.
Irgendwann – draußen über dem Labyrinth mußte längst die Sonne untergegangen sein – erreichten wir eine niedrige, von Spinnweben und grauen Staubvorhängen beherrschte Gruft. Ihre Decke war gewölbt und aus massigen, tonnenschweren Steinquadern zusammengesetzt, und auf dem Boden standen rechteckige, geborstene Kästen aus porös gewordenem Stein.
Ich blieb stehen, sah mich stirnrunzelnd um und wandte mich an Ger, der ebenfalls mitten im Schritt verharrt war.
»Ich kenne diese Gruft«, murmelte ich. »Ich... war schon einmal hier.« Ich deutete auf die niedrige Tür, die am Ende einer kurzen Steintreppe auf der anderen Seite aus dem Gewölbe hinausführte. »Dahinter liegt die Kirche.«
Ger nickte. Seine Zunge fuhr nervös über die aufgeplatzten, rissig gewordenen Lippen, während sein Blick unstet hierhin und dorthin tastete, als hätte er Angst, die Schatten könnten plötzlich
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