Fuck Buddies - Wilde Spiele
Sandokan Ein Mittwoch wie jeder andere, am späten Nachmittag
Noch ein paar Sekunden, und er hätte diesem diabolischen Blick nicht länger standhalten können. Dieses Monster hatte ihn durchschaut. Sah durch seinen Designeranzug hindurch bis in die Untiefen seiner Seele. Sein Blick fraß sich durch sein Sakko, seine Krawatte, sein Hemd, durch seine behaarte Brust, durch all seine Hautschichten bis tief hinein in sein Innerstes. Wenn dieses blöde Kind nicht bald einen anderen Menschen in diesem völlig überfüllten U-Bahn-Wagen anvisierte, würde er es wohl oder übel erwürgen müssen. Hässliches, fettes, von der auf der Fernsehcouch vor sich hin vegetierenden Kettenrauchermutter gnadenlos verwöhntes Blag.
Ist es denn so offensichtlich, was ich gleich tun werde?
Mark hatte einen Scheißtag hinter sich. Nichts im Büro war ihm heute gelungen. All seine Budgetpläne waren von seinem Vorgesetzten mit einer Arroganz vom Tisch gefegt worden, die er bis dato nur aus Mafiafilmen gekannt hatte. Dann war er auch noch mit seiner Kollegin aneinandergeraten, die im Anschluss daran nichts Besseres zu tun gehabt hatte, als sich heulend im Damenklo einzusperren.
Typisch Frau, gleichberechtigt die Karriereleiter nach oben steigen wollen, aber bei der leisesten Kritik die Heulflatter aufs stille Örtchen machen …
O Mann, wie ihn solche Tage anödeten! Und daher wollte er jetzt wenigstens ein bisschen entspannen. Ein wenig Leidenschaft, wenn man davon überhaupt reden konnte. Es würde ohnehin wieder grausam und eklig werden. Aber er konnte nicht anders. Es war wie eine Sucht. Kaum eine Woche verstrich, in der er nicht mindestens einmal dort hinging. Ungeachtet der Gefahr, die dort lauerte. Des Risikos, entdeckt zu werden. Oder überfallen zu werden. Bis jetzt war immer alles gutgegangen. Aber er hatte schon so viele andere Geschichten gehört.
Nur kurz. Ganz kurz vorbeischauen. Und nichts erzwingen. Es muss ja nichts passieren. Verkaufe dich bloß nicht wieder unter Wert.
Das dachte er sich jedes Mal, bevor er dort haltmachte.
An der nächsten Station musste er aussteigen. Mark wurde durch eine Frau aus seinen Gedanken gerissen, die sich den Weg zur Tür bahnte und ihm dabei auf den Fuß trat.
„Sorry“, sagte sie.
„Kein Thema“, sagte er.
Nett sieht sie aus, dachte Mark bei sich. Sie erinnerte ihn an Anna. Und sie würde mit ihm aussteigen – also sollte er vorsichtig sein. Die Frau, die wie Anna aussah, und auch sonst niemand sollte ihn für so eine verzweifelte Tunte halten. Eine von der Sorte, die er selbst verachtete. Die alles tun würde für ein bisschen Anerkennung. Daher lieber unsichtbar werden. Und möglichst unauffällig. Sich im Hintergrund halten. Hinter allen anderen Aussteigenden den Bahnsteig verlassen, um als Letzter das Männerklo zu passieren. Um unbeobachtet hineingehen zu können. Damit er sich fallenlassen konnte. Für ein paar Augenblicke. In den letzten Jahren war er immun geworden. Gegen den für andere bestialischen Gestank von Pisse und Exkrementen. Nur Erbrochenes, daran konnte, wollte und würde er sich nie gewöhnen. Einmal, während des Oktoberfestes, hatte er sich so einsam gefühlt, dass er spätabends hierhergekommen war. In der Hoffnung auf einen besoffenen Kerl, der genauso von der Geilheit getrieben wurde wie er. Doch als er damals im Spätseptember an die Urinale getreten war, hatte dort ein widerlicher Typ in seiner eigenen Kotze gelegen. Statt ihm aufzuhelfen oder Hilfe zu holen, hatte er das Alkoholopfer dort liegen lassen – in seinem eigenen Abendessen.
Noch ein paar Meter, dann war er am Ziel. Außer ihm hatten alle den Bahnsteig verlassen. Nun gab es nur noch ihn und die Klappe. Und im Innern hoffentlich noch jemanden. Einen Mann, der seinen Vorstellungen entsprach. Dunkel, behaart, südländisch. Am liebsten einen Macho, der weder obdachlos noch als Zivilfahnder unterwegs war. Er wollte unbedingt abspritzen. Mit einem Schwanz in seinem Mund. Oder indem er jemanden ins Maul fickte. Für mehr war er stets bereit. Er hatte immer ein Kondom dabei. Aber bis dato hatte es für einen richtigen Fick auf der Klappe nie gereicht. Seine Mitstreiter waren nie gut genug für ihn gewesen.
Jedes Mal, kurz bevor Mark mit seinem Ellbogen die schwere Eisentür aufstieß, schien sein Herz einen Hundert-Meter-Sprint gewinnen zu wollen. Auch heute schlug es wie wild.
Ich werde es nie wieder tun. Nur noch dieses eine Mal …
Mit diesem Mantra im Kopf verschwand er. Und der
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