Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Hexer - NR11 - Engel des Bösen

Der Hexer - NR11 - Engel des Bösen

Titel: Der Hexer - NR11 - Engel des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
Vom Netzwerk:
Stollens zum Vorschein.« Er machte eine weit ausholende Geste und sah Howard ernst an. »Ein paar Männer sind hineingegangen, um ihn zu erkunden, aber sie kamen nicht zurück. Danach haben sie eine Rettungsmannschaft geschickt, und eine weitere, die die Rettungsmannschaft retten sollte. Ein einziger Mann ist zurückgekommen. Und den haben sie für verrückt erklärt.«
    Howard erbleichte. »Und das waren... Sie?« fragte er zaghaft.
    Cohen nickte. »Ja. Niemand hat mir geglaubt – und ich muß gestehen, daß es eine Zeit gab, in der ich mich selbst gefragt habe, ob die anderen vielleicht recht haben und ich schlicht und einfach den Verstand verloren habe damals. Aber das war nur eine Zeit. Ich bin wiedergekommen, wissen Sie? Auch, nachdem sie den Zugang vermauert und den Stollen aus den Plänen herausgestrichen haben. Ich bin wiedergekommen und habe auf eigene Faust Nachforschungen angestellt.« Er brach ab, und für einen Moment ging sein Blick an Howard vorbei ins Leere. Sein Gesicht verkrampfte sich, fast, als bereiteten ihm die Erinnerungen, die seine Worte heraufbeschworen hatten, körperlichen Schmerz. Dann hatte er sich wieder in der Gewalt.
    »Dieser Stollen ist nicht der einzige«, erklärte er in verändertem Tonfall. »Es gibt viele solcher Stollen, Meilen um Meilen, Lovecraft. Und es gibt böse Dinge hier unten.«
    Er sprach nicht weiter, und Howard spürte, daß er auch keine Antwort mehr bekommen würde, wenn er versuchte, nachzuhaken. Aber etwas war in Cohens Stimme gewesen, das ihm einen eisigen Schauer über den Rücken jagte. Es gibt böse Dinge hier unten, klangen Cohens Worte hinter seiner Stirn nach. Es war seltsam – gerade der Schrecken, den er nicht aussprach, war viel schlimmer als der, den er bezeichnet hatte...
    Sie gingen weiter. Das grüne Licht blieb ganz langsam hinter ihnen zurück, und nach einer Weile erreichten sie die Stelle, an der sie ihre Fackeln zurückgelassen hatten. Cohen kniete nieder, nahm einen der teergetränkten Stäbe auf und ließ ein Sturmfeuerzeug aufflammen. Augenblicke später wich die ewige Nacht dem roten Widerschein der Fackeln.
    Howard schrie gellend auf, als er sah, was sich bisher hinter der Wand aus Schwärze verborgen hatte.

    * * *

    Der Sturz dauerte nur wenige Sekunden, aber für mich vergingen Ewigkeiten. Die Wände der klaffenden Erdspalte rasten neben uns in die Höhe, Lady Audleys Schrei gellte in meinen Ohren, hervorstehende Steine und Wurzelwerk schlugen wie peitschende Arme nach mir, zerrissen meine Kleider und meine Haut, der Spalt, sein nachtschwarzer Grund und der gezackte, rasend schnell dünner werdende Streifen grauroten Himmels wirbelten schneller und schneller um mich herum.
    Ich hörte Lady Audley schreien, dann mich, dann einen Laut, den ich zu kennen glaubte, ohne ihn sofort einordnen zu können. Ein flüchtiger Splitter von Weiß mischte sich in das Kaleidoskop des Todes, in dem ich in die Tiefe stürzte.
    Dann sah ich den Boden. Die Erdspalte war vielleicht zwanzig, dreißig Yard tief, aber ihr Grund war kein Grund, sondern die Decke einer titanischen Höhle, deren Boden mit Felsen und spitzen, wie steinerne Dolche geformten Felsnadeln gespickt abermals fünfzig oder mehr Yards unter uns lag.
    Wieder gewahrte ich einen Streifen blendendheller weißer Farbe, und erneut hörte ich diesen seltsam vertrauten und doch unverständlichen Laut.
    Der Boden raste auf uns zu. Lady Audley, die etwas schneller fiel als ich, begann unter mir groteske Schwimmbewegungen mit Armen und Beinen zu machen, überschlug sich und –
    Etwas ergriff meine Schultern, drehte mich im Fallen herum und riß mich mit furchtbarer Wucht zurück.
    Der Schmerz war unbeschreiblich. Mein Körper schien in zwei Teile gerissen zu werden. Flüssiges Feuer raste durch meine Adern. Jeder einzelne Knochen in meinem Leib schien zu brechen. Im ersten Moment war ich überzeugt, aufgeschlagen zu sein und den Vorgang des Sterbens zu erleben.
    Dann teilte das Rauschen gigantischer schlagender Schwingen die Luft, und ich spürte, daß meine Beine noch immer frei über dem Abgrund pendelten. Eisige Luft streichelte meine erhitzten Wangen, und ein Paar schmaler, aber unglaublich kraftvoller Hände hatte sich unter meine Achseln geschoben und hielt mich. Vorsichtig öffnete ich die Augen. Ich schwebte noch immer frei in der Luft, raste aber nicht mehr in irrwitzigem Tempo dem Boden entgegen, sondern sank nach unten. Plötzlich sah ich Lady Audley.
    Sie stürzte, sich immer und

Weitere Kostenlose Bücher