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Der Hexer - NR15 - Wo die Nacht regiert

Der Hexer - NR15 - Wo die Nacht regiert

Titel: Der Hexer - NR15 - Wo die Nacht regiert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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Dagon, aber dein Leib besteht aus Fleisch und Blut. Wenn du unsterblich wärest, dann wäre all dies hier nicht nötig gewesen.«
    Ich war nicht sicher, ob das wirklich so ganz der Wahrheit entsprach, aber Dagons Reaktion nach zu schließen, mußte ich ihr zumindest näher gekommen sein, als ihm lieb war. Dagon wurde blaß vor Zorn, rührte sich aber nicht von der Stelle, sondern starrte mich nur aus haßerfüllten Augen an.
    Dafür drehte sich Jennifer herum, sah mich an, lächelte – und trat mit einem raschen Schritt zwischen mich und den Fischgott.
    »Was zum Teufel tun Sie?« schrie ich. »Gehen Sie aus der Schußlinie!«
    Jennifer lächelte noch freundlicher, schüttelte den Kopf und kam langsam auf mich zu. »Sie werden nicht schießen, Robert«, sagte sie. »Dann würden Sie nämlich mich treffen, und das wollen Sie doch ganz bestimmt nicht, oder?«
    Damit trat sie auf mich zu, drückte die Spitze der Harpune mit dem Zeigefinger zur Seite und nahm mir die Waffe mit sanfter Gewalt aus den Händen.
    Dagon begann zu lachen. Sehr laut und sehr ausdauernd.

    * * *

    Es war zu kalt für diese Zeit des Jahres, aber wie oft in besonders kalten Nächten war die Sicht über die Maßen gut. Es ist schwer, auf dem offenen Meer, das dem Blick keinen Widerstand bietet, Entfernungen zu schätzen, aber der Horizont schien weiter entfernt als normal.
    Und zwischen ihm und der Küste war das Schiff.
    Es bewegte sich lautlos, einem Schatten gleich und halb verborgen hinter brodelnden grauen Nebeln, die es begleiteten wie unwirklicher Atem. Seine Segel waren, obgleich nahezu Windstille herrschte, gebläht, seine schaumige Bugwelle hoch wie ein kleines Schiff.
    Niemand bemerkte den gigantischen Dreimastsegler, der sich der Ostküste Schottlands näherte, schnell und lautlos wie ein Schatten.
    So, wie niemand die einsame Gestalt auf seinem Vorderdeck bemerkte, die hoch aufgerichtet hinter der Reling stand und nach Osten sah.
    Es war ein Mann; aber vielleicht auch nur etwas, das die Form und das Aussehen eines Menschen angenommen hatte. Es war alt, uralt. Älter als das älteste Wesen auf dieser Welt, ja, älter als das Leben auf diesem Planeten selbst; vielleicht älter als die Sonne, die diese kleine Welt beschien. So genau wußte es das nicht mehr. Irgendwann, vor hundert oder zweihundert Millionen Jahren vielleicht, hatte es vergessen, wann und wo es geboren war, und irgendwann, in weiteren zwei- oder dreihundert Millionen Jahren, würde es auch dieses kurze Zwischenspiel in seinem nach Äonen zählenden Leben vergessen haben.
    Und trotzdem. Wäre es in der Lage gewesen, Humor zu empfinden, hätte es vielleicht gelacht. Es war gewohnt, in Zeitspannen zu denken, die die Vorstellung der Menschen sprengten, aber jetzt empfand es Ungeduld.
    Es hatte zu lange gewartet auf diesen Moment. So lange, daß ihm die wenigen Stunden bis Sonnenaufgang wie eine Ewigkeit vorkamen, das rasende Pflügen des Schiffes durch das Meer wie ein quälend langsames Kriechen.
    Bald, dachte es. Bald war es soweit. Bald war der Moment gekommen, auf den es so lange wartete, der Augenblick, auf den es sich seit zweimal hundert Millionen Jahren vorbereitet hatte. Der Grund seiner Existenz in dieser Ebene des Seins.
    Und den es fürchtete wie nichts anderes. Bald. Sehr bald. Die DAGON raste weiter.

    * * *

    »Du bist ein verdammter Narr, Robert Craven«, sagte Dagon zornig. »Glaubst du wirklich, ich habe dich so weit kommen lassen, nur um dich zu töten?« Er spie das letzte Wort beinahe aus. »Ich habe es dir schon einmal gesagt – ich bin nicht dein Feind. Im Gegenteil. Ich trage dir an, mit mir zusammenzuarbeiten.«
    »Und ich habe schon einmal abgelehnt«, erwiderte ich trotzig.
    Dagon schürzte abfällig die Lippen. »Du redest über Dinge, über die du nicht voreilig entscheiden solltest«, sagte er. »Es mag sein, daß du nicht mehr die Wahl hast, irgend etwas abzulehnen oder anzunehmen.«
    »So?« fragte ich, in einem trotzig-herausforderndem Ton, der ganz und gar nicht dem entsprach, was ich fühlte. Und der Dagon keine Sekunde zu täuschen vermochte, wie ich an dem boshaften Lächeln sah, das über sein Fischgesicht huschte.
    Er nickte. »Ich hoffe, du bist nicht so närrisch, auf Hilfe zu rechnen, Robert Craven«, sagte er. »Deine Freunde werden tot sein, ehe die Sonne aufgeht. Es sei denn...«
    »Es sei was?« fragte ich, als er nicht weitersprach. Vermutlich war das ganz genau die Reaktion, die er hatte haben wollen, aber ich war einfach zu

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