Der Hexer - NR18 - Wer den Tod ruft
warmen Gefühl vorweggenommenen Triumphes, dann waren seine Tage auf diesem gottverlassenen Eiland am Ende der Welt gezählt. Dann würde er die Robe des Großmeisters tragen. Vielleicht mehr.
Unter der offenstehenden Tür erschien eine Gestalt, und Tergard rief sich innerlich zur Ordnung. Seinen Sieg konnte er feiern, wenn er ihn errungen hatte. Nicht eher.
»Ihr bleibt hier«, sagte er, als Roosfeld und zwei der anderen ihm folgen wollten. »Ich rede allein mit ihm.«
Roosfeld widersprach nicht, sondern wich beinahe hastig drei, vier Schritte zurück, sichtbar froh, ihm nicht folgen zu müssen. Tergard beschloß in Gedanken, sich bald nach einem neuen Mann umzusehen, der Roosfelds Stelle einnehmen konnte. Er war zweimal hintereinander geschlagen worden, und wie alle Männer, die im Grunde ihres Herzens feige waren, war eine einzige Niederlage für ihn schon zu viel. Wenn er das nächste Mal in eine gefährliche Situation kam, würde Roosfeld versagen, das wußte er.
Langsam näherte sich der Tempelritter der Baracke und der schlanken Gestalt, die aus ihrer Tür getreten war, blieb in zwei Schritten Abstand stehen und deutete mit der linken Hand auf die zweite Gestalt, die hinter der ersten aufgetaucht war, einem Wesen wie aus Horn und erstarrter Nacht, ohne Gesicht, ohne Leben, ohne Seele. Seine andere Hand lag verborgen unter dem Mantel auf dem Schwertgriff; eine Geste, die ihm sicherlich keinen Schutz gab gegen diese Wesen, die ihn aber beruhigte.
»Schicke diese Kreatur fort«, sagte er kalt.
»Du hast hier nichts zu befehlen«, entgegnete der Mann, dem er gegenüberstand. Seine faustgroßen Fischaugen musterten Tergard kalt. »Du –«
»Dieses Wesen ist eine Kreatur der Hölle«, unterbrach ihn Tergard. »Schicke es fort, oder ich gehe wieder. Du wolltest mit mir sprechen, und ich bin hier, um mit dir zu reden. Aber nur mit dir.«
Dagon starrte ihn an und preßte wütend die Lippen aufeinander. Dann fuhr er mit einem Ruck herum, machte eine befehlende Geste und gab einen zischenden Laut von sich. Der Gesichtslose verschwand lautlos im Haus und löste sich in der lodernden Glut hinter seiner Tür auf.
»Jetzt können wir reden«, sagte Tergard. »Du hast mich gerufen?«
»Spiele nicht den Narren, Mensch!« fauchte Dagon. »Du weißt sehr wohl, aus welchem Grund ich dich herbefohlen habe. Hast du unser Abkommen vergessen?«
»Keineswegs«, antwortete Tergard mit einem flüchtigen, fast abfällig wirkenden Lächeln. »Ich halte es, so gut ich kann.«
»Du hältst es?« Dagon schrie beinahe. »Versuche nicht, mich zum Narren zu machen, Tergard! Du hast versprochen, mir Sklaven zu schicken, aber meine –«
»Das habe ich getan«, unterbrach ihn Tergard. »Hunderte, Dagon, in den letzten zwei Jahren. Meine Männer bringen so viele, wie sie nur können.«
»Nicht genug!« fauchte Dagon. »Ich brauche mehr, Tergard, weit mehr. Noch heute.«
»Das ist unmöglich«, sagte Tergard bedauernd. »Sieh dich um. Das Lager ist leer. Du hast alle Männer bekommen, die ich dir geben kann.« Plötzlich wurde seine Stimme schärfer, nur eine Spur, aber doch so, daß Dagon die Drohung darin nicht überhören konnte. »Was verlangst du? Meine Männer haben Schiffe geentert und dir ihre Passagiere gebracht. Wir haben das Gerücht ausgestreut, daß es Gold und edle Metalle auf Krakatau gibt, um Abenteurer und anderes Gesindel anzulocken, und wir haben dir die Fischer gebracht, die allein auf das Meer hinausfuhren. Was verlangst du noch? Soll ich meine Männer die Städte überfallen und dir ihre Einwohner bringen lassen. Ich habe dir zahllose Opfer gebracht!«
»Es sind zu wenige!« beharrte Dagon. »Ihr Hunger ist unersättlich, und der Moment rückt heran, da –«
»Ich kann dir nicht helfen«, unterbrach ihn Tergard kalt. »Es ist niemand mehr da, den ich dir bringen könnte. Ich habe schon mehr getan, als ich dürfte. Man beginnt bereits zu reden, Dagon. Es fällt auf, wenn auf einer Insel wie Krakatau Hunderte von Menschen verschwinden. Sie werden kommen und nachsehen, wenn wir nicht vorsichtig sind.«
»Bis dahin ist es zu spät!« sagte Dagon heftig. »Noch wenige Tage, und es ist vollbracht, Tergard. Dann können sie mit einer Armee kommen, und wir werden ihnen widerstehen. Aber ich brauche Opfer. Lebende Opfer.«
»Ich kann sie dir nicht geben«, beharrte Tergard. »Es tut mir leid.«
»Du betrügst mich!« behauptete Dagon.
»Dich? Einen Gott?« Tergards Stimme troff geradezu vor Hohn.
»Ich warne
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