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Der Hexer - NR22 - Die Hand des Dämons

Der Hexer - NR22 - Die Hand des Dämons

Titel: Der Hexer - NR22 - Die Hand des Dämons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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selbst war dem Geschehen seltsam entrückt, wie in Trance; ein körperloser Geist, der mit der Neugier eines Unbeteiligten die Geschehnisse verfolgte. Da waren ineinander verschlungene Linien in meinem Gehirn; ein Bild stieg aus meiner Erinnerung auf und formte sich vor meinen Augen um. Irgendwann, vor Tausenden von Jahren, wie mir schien, hatte ich es schon einmal gesehen, ohne seinen Sinn zu erfassen. Nun stand er wie mit feurigen Lettern in meinem Geist geschrieben.
    Bredshaw hatte mir auf die einzige ihm mögliche Art etwas mitgeteilt: den Weg, wie die Urzeitkreatur zu bezwingen war.
    Mit den Linien hatte er die innere Beschaffenheit der Bestie angedeutet.
    Wie durch einen Schleier sah ich Jeff Conroy, nicht weiter als einen Yard von dem oktopoiden Körper entfernt. Die Schreie des Jungen waren verstummt. Er hatte den Widerstand aufgegeben. Ich konnte nicht erkennen, ob er überhaupt noch bei Bewußtsein war.
    Das Wissen, das plötzlich in mir war, erfüllte mich mit neuer Kraft. Zwei Tentakel zuckten gleichzeitig auf mich zu, doch diesmal wich ich nicht aus. Jetzt wußte ich endlich, wie das Monstrum zu vernichten war! Etwas in meinem Inneren schien zu explodieren, die Barriere zu meinem magischen Erbe, das in mir schlummerte, wurde weggefegt. Ich sah die Tentakel wie zuckende Schlangenleiber näher kommen, doch etwas war mit der Zeit geschehen. Sie lief um ein Vielfaches langsamer ab.
    Scheinbar ohne Grund peitschte ein Fangarm aus der Richtung, schlug gegen den zweiten und stieß auch ihn zur Seite. Doch damit nicht genug. Als ich meine Geisteskraft verstärkte, nach dem Lebensnerv der Bestie griff, den mir die bizarre Zeichnung offenbart hatte, begannen sich die faustgroßen Schuppen zu verfärben. Sie wurden dunkler und kräuselten sich dabei, als wären sie mit Säure bestrichen worden. Dünner Rauch stieg auf, und eine dickflüssige Substanz tropfte zu Boden, wo sie kleine, schwarze Lachen bildete.
    Noch immer war mir nicht richtig bewußt, daß ich es war, der diesen Vorgang auslöste, noch immer schien ich den Geschehnissen seltsam entrückt zu sein, zu einem unbeteiligten Zuschauer degradiert.
    Die Tentakel verdorrten, verfaulten. Die Schuppen lösten sich auf, und darunter befand sich nichts als sirupartiger Schleim, der sich bei der Berührung mit Luft sofort zersetzte und zu schwarzer Schlacke wurde.
    In gespenstischer Lautlosigkeit zerfiel auch der Tentakel, der Jeff umklammert hatte. Es dauerte mehrere Sekunden, bis der Junge bemerkte, daß er wieder frei war. Taumelnd kam er auf die Beine.
    »Lauf weg!« schrie ich mit überschnappender Stimme. »Los, beeile dich!« brüllte ich noch einmal, als er nicht sofort reagierte. »Nimm den dritten Gang von rechts.«
    Endlich kam er meinem Befehl nach. Mit prophetischer Klarheit wußte ich, welcher Weg der richtige war. Spätestens in diesem Moment war mir klar, daß mir jemand beistand in diesem Kampf. Jemand, der diese Gänge kannte, als hätte er selbst sie angelegt. Vielleicht hatte er es sogar.
    Die Nebel in der Halle schienen sich gelichtet zu haben, doch das war nur eine Täuschung. Sie hatten sich lediglich wie ein Schutzwall noch enger um die Bestie geballt. Ich sah, daß Jeff Conroy losrannte, sich von einem Rest seines klaren Verstandes getrieben nach der Fackel bückte – und im falschen Stollen verschwand! In einem Gang, der im Nichts endete...
    Es war zu spät, ihn zurückzurufen. Der Stollen hatte ihn verschluckt wie ein riesiges, gieriges Maul.
    Ein weiterer Tentakel peitschte auf mich zu, ohne mich zu erreichen. Er verging ebenso schnell wie die anderen.
    Ich hatte mir mit meinem Angriff nur etwas Luft verschafft. Ich wußte, daß ich den Kampf auf diese Art nicht gewinnen konnte. Die Kreatur vermochte beliebig viele Tentakel neu zu erschaffen und mich allein durch diese Übermacht zu bezwingen, aber für den Moment war der Weg frei.
    Meine Bewegungen waren kaum mehr als ein unsicheres und kraftloses Vorwärtstaumeln. Dann rutschte ich in einer der schleimigen Lachen auf dem Boden aus, und beim Sturz fiel etwas mit einem leisen Klirren aus meiner Tasche, rollte in einem Halbkreis über den Boden und kam neben meiner Hand zum Stillstand. Ein kleines, ovales Stück Stein.
    Der Shoggotenstern, der mich bereits in dem magischen Moor gerettet hatte! Ich hatte ihn anschließend in die Tasche gesteckt und auch beim Wechseln meiner Kleidung nicht wieder weggepackt.
    Er konnte der Bestie ebensowenig Schaden zufügen wie der Degen, aber er konnte

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