Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mythor - 070 - Abenteuer in Erron

Mythor - 070 - Abenteuer in Erron

Titel: Mythor - 070 - Abenteuer in Erron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terrid Peter
Vom Netzwerk:
1.
    Hoch in der Luft beschrieben die Aasvögel ihre weiten Kreise. Die Tokapis schienen es zu wissen, buckelten manchmal und schielten scheu in die Höhe. Im frischen Wind knatterte das Banner des Heereszugs. Es zeigte die rote Sonne des Shalladad, darin das Schattenbild eines Tokapis, Zeichen des Landes Ayland, gerade erst als Verbündeter gewonnen.
    Neun Tausendschaften wälzten sich in geordnetem Zug über die Heerstraße, begleitet von einer Myriade von Tokapireitern, diese wiederum umgeben von den fünf Hundertschaften Vogelreiter.
    Luxon, der sich Arruf nannte, sah zu einer der Fahnen. Der Wind war frisch. Der Zug der Zehntausend kam erstaunlich zügig voran.
    »Vorwärts, Leute!« schrie ein Ay undtrieb seinen Haufen zu schnellerem Marsch an. »Seht ihr nicht, daß wir zurückbleiben? Zeigt, was ihr könnt!«
    Die Ay-Krieger waren guten Mutes, wähnten sie doch, einem Leben voll spannender Kämpfe und gebührender Entlohnung entgegenzumarschieren.
    Es gab einige, die es besser wußten – allen voran Luxon. Er wagte viel. Indessen blieb dem wahren Shallad kaum etwas anderes übrig, als selbst den höchsten Einsatz zu wagen. Aussichtslos – so sah die Lage aus, wenn nicht eine entscheidende Wende zum Besseren eintrat.
    In der Rechten hielt Luxon den Zügel seines Reittiers. Mit der Linken kratzte er sich hinter dem Ohr.
    Es juckte gar nicht, und Luxon wußte das.
    Wie wurde er diese beständige Geißel los, die er mit sich herumzuschleppen hatte? Er wußte keine Antwort auf die Frage.
    Einstweilen nahm ihn das farbenprächtige Bild gefangen, das sich dem Auge darbot.
    Der Landstrich, durch den sich der Heerwurm wälzte, hieß Erron und war dem Shallad Hadamur seit mehr als acht Jahren botmäßig. Völlig zu eigen und untertänig war Erron dem Shallad allerdings erst geworden, nachdem er eine seiner Töchter dem greisen König Darsiv verheiratet hatte, nicht ohne zuvor die frühere Gemahlin des Königs durch Gift aus dem Leben geräumt zu haben. Man war in der Wahl der Mittel nicht zimperlich im Reich des Shallad Hadamur, und das wußte kaum einer besser als der Mann Arruf, der in Wahrheit Luxon hieß und der wirkliche Gebieter über das Shalladad war.
    Außer ihm wußten nur wenige, daß in Logghard ein falscher Kopf gerollt war, als man Luxon hatte hinrichten lassen. Die Irrfahrt war beschwerlich gewesen, weit hatte sie Luxon von seinem Ziel entfernt. Jetzt aber war er wieder unterwegs. Luxon ließ sein Tier ein wenig zurückfallen. Er schloß zu Kirgal auf. Groß und sehnig, im vierten Lebensjahrzehnt, im Vollbesitz seiner Kräfte, beweglich und zugleich erfahren, war Kirgal einer der vier Heerführer des Hochzeitszugs – und einer der wenigen, die wußten, wer Arruf wirklich war.
    »Wie sieht es aus?«
    »Kaum Verluste«, sagte Kirgal. »Zwei Mann durch Messerstecherei bei einer kurzen Rast, der eine erstochen, der andere dem Henker zugeführt. Und was noch günstiger ist, wir haben kaum Tokapis verloren. Das wundert mich ein wenig, denn dieses Land ist nicht der richtige Boden für die Tiere des Gebirges.«
    Luxon sah zur Seite. Nur ein paar Schritte entfernt trabte ein Vogelreiter vorbei.
    Es war schon nach sehr kurzer Zeit offenkundig geworden – die Laufvögel und die Tokapis kamen nicht miteinander aus. Es blieb zu hoffen, daß es bei gelegentlichen Zusammenstößen blieb.
    »He, Arruf! Der Prinz verlangt nach dir.«
    Luxon stieß einen Seufzer aus. Kirgal erlaubte sich ein verständnisvolles Lächeln.
    Prinz lugon war dazu ausersehen, eine der nicht eben spärlich gesäten Töchter des Shallad Hadamur zur Gattin zu nehmen, und es gab nicht wenige Spötter im Heerzug, die hinter vorgehaltener Hand munkelten, daß es wohl ziemlich eindeutig sei, wer da wen zum Gemahl nahm. Es hieß auch, das wechselseitige geben und nehmen in der Ehe werde dem schönen Prinzen wohl ein wenig schwerfallen.
    Luxon versuchte, ein freundliches Gesicht zu machen, als er sein Tier vorwärtstrieb zu lugon. Als Anführer der zwei Handvoll Leibgardisten des Prinzen hätte er eigentlich stets in der Nähe des Prinzen bleiben müssen, aber das ständige Rezitieren selbstverfaßter Verse war ein wenig mehr, als Luxon zu ertragen gewillt war.
    »Mein Freund«, säuselte der Prinz. »Es gebricht mir an deiner Nähe. Nur wenn ich die Kraft deines Armes neben mir weiß, vermag ich mich mit Muße der Sangeskunst zu widmen.«
    Luxon deutete ein Lächeln an. Die Leibgardisten sahen ein wenig angeschlagen aus. Was Wunder, sie konnten

Weitere Kostenlose Bücher