Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Hexer - NR26 - Die Gruft der weissen Götter

Der Hexer - NR26 - Die Gruft der weissen Götter

Titel: Der Hexer - NR26 - Die Gruft der weissen Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
Vom Netzwerk:
angstmachender Laut, wie er nur aus der Kehle eines Wahnsinnigen stammen konnte. »Und das...« Seine linke, menschliche Hand wies auf die beiden Skelettkrieger, die in einem Schritt Abstand hinter ihm stehengeblieben waren. »... sind meine treuen Diener. Nur zwei von ihnen.« Wieder kicherte er. »Ich habe noch mehr davon«, fuhr er fort. »Eine ganze Menge. Genug jedenfalls. O ja, mehr als genug.«
    Plötzlich erlosch sein Lachen so übergangslos, wie es begonnen hatte, und ein mörderisches Glitzern trat in sein rechtes, männliches Auge. »Genug, ein paar jämmerliche Eindringlinge wie euch niederzumachen, solltet ihr euch einfallen lassen, mich angreifen zu wollen. Ich bin der Herrscher hier, versteht ihr? Ich allein! Nur ich!«
    Die letzten Worte hatte er geschrien, und obwohl ich mich nicht herumdrehte, konnte ich regelrecht spüren, wie sich Annie und Cody spannten.
    »Wir... wir hegen keine bösen Absichten, mächtiger Erik Wolfshand«, sagte ich hastig.
    Der Zwitter starrte mich an. Sein rechtes, männliches Auge glitzerte vor Mißtrauen, und die behaarte Pranke an seinem rechten Arm spannte sich so fest um den Schwertgriff, daß das mürbe gewordene Metall knirschte. Sein linkes Auge blieb ausdruckslos.
    Plötzlich grinste er. »Na, dann ist es ja gut«, sagte er. »Warum seid ihr hier?« Er kicherte, drehte sich einmal im Kreis und machte eine weit ausholende Bewegung mit der rechten Hand. Daß er ein Schwert darin trug, schien er ganz vergessen zu haben. Wäre ich nicht hastig zurückgewichen, hätte ich vermutlich ein Ohr eingebüßt.
    »Das alles hier gehört mir, versteht ihr? Mir allein!«
    Postlethwaite wollte etwas sagen, aber ich brachte ihn mit einer raschen, warnenden Geste zum Verstummen.
    »Die Kunde Eures Ruhmes drang an unser Ohr, mächtiger Erik Wolfshand«, sagte ich vorsichtig. Ich hörte, wie Postlethwaite scharf die Luft einsog, und schickte ein Stoßgebet zum Himmel, daß die Wahl meiner Worte richtig gewesen war. Erik Wolfshand war nicht nur körperlich ein Monstrum, das war mir schon bei seinen ersten Worten klar geworden. Er war wahnsinnig. Und er war so unberechenbar, wie es nur Wahnsinnige sein können.
    »So?« vergewisserte sich Erik.
    Ich nickte. »Überall in der Welt spricht man von Eurer Tapferkeit, mächtiger Erik Wolfshand«, sagte ich hastig. »Meine Freunde und ich sind gekommen, um einen Mann zu sehen, dessen Ruhm Legende geworden ist.«
    Das schien zumindest der einen Hälfte Eriks zu schmeicheln, denn sein häßliches Halbmännergesicht verzog sich zur Karikatur eines Lächelns, während mich die weibliche Hälfte nur höchst gelangweilt ansah.
    »Dann sollt ihr auch meine Gäste sein«, kicherte Wolfshand schließlich. »Wir haben nicht viele Gäste hier. Aber ihr sollt alles haben, was wir auch haben. Kommt!« Er lachte schrill. »Kommt mit mir, meine Freunde. Ich zeige euch mein Reich. Kommt! Kommt!«
    »Der... der Kerl ist ja völlig übergeschnappt«, stammelte Postlethwaite, wohlweislich aber so leise, daß Erik Wolfshand die Worte nicht hören konnte.
    »Er ist wahnsinnig«, bestätigte ich. »Und um so gefährlicher dürfte er sein.« Ich fuhr mir nervös mit der Zunge über die Lippen und warf meinen Begleitern der Reihe nach einen beschwörenden Blick zu. »Tut um Gottes willen nichts Unüberlegtes«, flüsterte ich. »Solange wir ihn nicht reizen, scheint er harmlos zu sein. Wir bleiben bei meiner Version.«
    Ich wartete nicht auf die Antwort, sondern wandte mich hastig wieder an den Wikinger. Erik Wolfshand schien nicht einmal bemerkt zu haben, daß ich mit Bill und den anderen gesprochen hatte.
    »Kommt mit«, sagte er noch einmal. »Ich zeige euch mein Reich. Und ihr sollt die Geschichte hören.« Er kicherte wieder. »Meine Geschichte. Und die der anderen. Jetzt kommt. Kommt.«
    Wir gehorchten.
    Was blieb uns auch anderes übrig?

    * * *

    Trotz seines leicht befremdlichen Aussehens erwies sich Erik Wolfshand als ausgezeichneter Fremdenführer. Länger als eine Stunde leitete er uns durch das unterirdische Labyrinth des Berges, und fast in jeder Kammer und an jeder Abzweigstelle blieb er stehen, deutete hierhin und dorthin und erklärte tausend Dinge, nach denen wir nicht gefragt hatten. Und obwohl er dabei immer wieder – wie es die Art von Verrückten war – urplötzlich und manchmal mitten im Satz das Thema wechselte, manchmal auch einfach sinnlos zu stammeln oder ohne Grund mit seiner schrillen Stimme zu lachen begann, schälte sich doch

Weitere Kostenlose Bücher