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Der Hexer - NR26 - Die Gruft der weissen Götter

Der Hexer - NR26 - Die Gruft der weissen Götter

Titel: Der Hexer - NR26 - Die Gruft der weissen Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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letztendlich gegen ihn selbst richten.
    Swen zog mit zitternden Fingern die Schnüre auf, die den Beutel verschlossen hielten, und streifte das Sackleinen ab. Obwohl er darauf vorbereitet war, brach der Anblick wie eine Sturmwelle über ihn herein. Er stöhnte auf, ließ sich keuchend gegen die Wand sinken und rang mühsam nach Atem.
    Die Halle begann sich um ihn zu drehen. Es kostete ihn alle Kraft, seinen Blick von dem Ding zu reißen, das er vor kurzem noch auf dem Rücken getragen hatte.
    Es war ein Kristall, nichts weiter als ein funkelnder, das spärliche Kerzenlicht reflektierender Kristall. Doch die Macht, über die er auf geheimnisvolle Weise verfügte, war direkt körperlich spürbar. Das kopfgroße Gebilde schien vor Kraft zu pulsieren. Noch jetzt, nachdem Swen den Kopf abgewandt hatte, brannte die kalte Helligkeit des Kristalls auf seinen Lidern.
    Swen stöhnte und richtete sich mühsam auf. In seinem Kopf dröhnte ein dumpfer Schmerz, der es ihm unmöglich machte, einen klaren Gedanken zu fassen. Dabei war es gerade jetzt wichtig, daß er einen kühlen Kopf behielt. Seine Mission war zu wichtig, um sie mit einer Unbedachtsamkeit zu gefährden. Zuerst mußte er einen Platz finden, an dem der Kristall seine ganze Kraft entfalten konnte, ohne zu früh entdeckt zu werden. Sein Blick schweifte durch den Raum. Die einzige Versteckmöglichkeit war unter der breiten Bank, auf der sich die Verräter zu ihrer Versammlung niederlassen würden. Und dort war ihnen der Kristall auch nahe genug.
    Swen ging in die Hocke, schob das Sackleinen notdürftig über den funkelnden Stein und trug ihn zu der Bank. Auf seiner Stirn standen Schweißperlen. Er vermied es krampfhaft, den Kristall anzusehen, doch auch so spürte er die in ihn gebannte Kraft, die von Minute zu Minute stärker wurde. Er mußte das Ding so schnell wie möglich loswerden.
    Als er den Kristall absetzte, klopfte sein Herz laut und stark. Er gestand sich nicht ein, daß das, was er spürte, Angst war, die sich langsam, aber unaufhaltsam zur Panik steigerte. So oft in den vergangenen Jahren auch schon sein Leben bedroht war, hatte er doch noch nie panikartige Angst kennengelernt – ein Gefühl, das jetzt seine Beine weich werden ließ, seine kräftigen Hände unsicher machte und seine Kehle ausdörrte.
    Er schluckte mühsam, schob den Kristall unter die Bank und verharrte einen Moment unschlüssig. Er wußte, daß er das Sackleinen nun endgültig zurückziehen mußte, um den Kristall freizulegen. Doch alles, was er spürte, war Angst, panische Angst. Es nötigte ihm seine ganze Selbstbeherrschung ab, die Hände vorzustrecken, um das kalte Leinen nochmals zu berühren.
    Ein Geräusch, das von draußen an sein Ohr drang, brachte die Entscheidung. Er konnte nicht länger warten, wollte er nicht in dieser unwürdigen Pose überrascht werden.
    Mit einem entschlossenen Ruck riß er das Leinen zurück. Im selben Augenblick griff etwas nach ihm, zerrte mit unbarmherziger Macht an seinem Verstand. Er schrie, streckte die Hände vor, als wolle er einen körperlosen Gegner abwehren. Schwärze hüllte ihn ein, ein unkontrolliertes Zittern lief durch seinen Körper. Er wollte aufspringen, doch seine Beine versagten ihm den Dienst. Mit einem schmerzhaften Röcheln sank er weiter in sich zusammen. Er raffte seine letzte Kraft zusammen und robbte auf allen vieren von der Bank und dem Kristall weg.
    Dann ließ der Druck nach. Durch seine Beine lief ein Kribbeln, als wären sie eingeschlafen gewesen. Doch er achtete nicht darauf, verschwendete keinen Gedanken auf das, was er gerade erlebt hatte. Er wollte weg, nur weg von diesem Teufelsding, dessen unbarmherzige Macht ihn fast niedergerungen hätte. Mühsam richtete er sich auf.
    Er kam unsicher hoch, taumelte ein paar Schritte zurück und verhielt keuchend. Draußen, vor dem Saal, waren Geräusche zu hören, Schritte, die näherkamen. Swen sah sich gehetzt um. Selbst wenn die Bank ihm genug Platz geboten hätte, hätte er sich um nichts in der Welt dort verborgen. Doch sonst gab es kein Versteck in dem Raum.
    Sein Blick fiel auf die Tür. Solange sie aufstand, konnte er sich hinter ihr verstecken. Es blieb ihm keine Zeit, den Gedanken weiterzuverfolgen. Die Schritte näherten sich unbarmherzig. Er stolperte auf die Tür zu, drückte das mächtige Holz zur Seite und schob sich dahinter.
    Keinen Augenblick zu früh. Aufgeregte Stimmen mischten sich in das Stampfen schwerer Stiefel. Drei, vier Männer betraten den Raum,

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