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Der Hexer - NR26 - Die Gruft der weissen Götter

Der Hexer - NR26 - Die Gruft der weissen Götter

Titel: Der Hexer - NR26 - Die Gruft der weissen Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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allmählich ein Bild aus dem Gebrabbel, das er von sich gab.
    Im Laufe der Stunde, die er uns tiefer und tiefer in den Berg hineinführte, erfuhren wir seine Geschichte. Und die seines Volkes.
    Wenn irgend jemand – was ich bezweifelte – das, was wir erfuhren, glauben sollte, dann mußte ein Großteil unserer bisherigen Geschichtsschreibung revidiert werden, denn nach dem, was Erik Wolfshand erzählte, waren Angehörige seines Volkes – der Wikinger – schon Jahrhunderte vor Christoph Kolumbus in der neuen Welt gelandet. Es waren die Männer des Hengist, eines der gefürchteten Drachenboote der Wikinger, die – wie Wolfshand behauptete – im Dienst des Asengottes Odin selbst gestanden hatte.
    Es war ein irrsinniger, verworrener Monolog, den Erik Wolfshand hielt, aber wir verstanden trotzdem genug, um seine Geschichte, wenigstens in Teilen, zu begreifen. Vor allem waren es Namen, die er immer wieder stammelte: Erik Hellauge... Ansgar Blutaxt... Gisle Schlangenmal... Freija Göttertochter... Guthrun die Schöne... Swen Liefenstahl... und immer wieder Erik Hellauge.
    Odin selbst, so berichtete Erik, habe seinen Ahnen dieses Land als Belohnung für ihre Dienste übergeben, dieses Land und diesen Berg, eine uneinnehmbare Festung, die allen, die sich in ihrem Innern aufhielten, Unsterblichkeit verlieh, denn die Zeit habe in ihren Mauern keine Macht mehr. Aber dann, so berichtete Erik Wolfshand weiter, habe der Berg, von dem aus sie regieren wollten, seine Schützlinge auf unerklärliche Weise zerstört – bei diesen Worten deutete er auf seinen Wolfsarm und seine Brüste – und durch die Tat eines Verräters, die ebensowenig wie dessen Name überliefert sei, sei es für sie auch unmöglich geworden, den Berg jemals wieder zu verlassen.
    Tiefer und tiefer führte uns der Irre in den Berg hinein, und allmählich begannen sich die Umrisse der Stollen und Räume, die wir passierten, zu verändern.
    Es war keine Veränderung, die mit Worten zu beschreiben gewesen wäre. Nichts änderte sich wirklich, und doch war nichts mehr wirklich so, wie es hätte sein müssen. Es war wie eine Verschiebung der Realität. Die Wirklichkeit rutschte ein winziges Stückchen weiter auf die unsichtbare Grenzlinie zwischen Normalität und Wahnsinn hin, die Linien und Geraden waren nicht mehr ganz gerade, Winkel krümmten sich in schlichtweg unmöglichen Maßen, alles schien...
    böse.
    Wenn es so etwas wie das Böse an sich überhaupt gab, dann war es dies hier. Die steinernen Stollen und Tunnel, durch die wir gingen, erfüllten uns mit Angst. Die Treppenstufen, die wir hinabgingen, ließen uns schaudern. Der Anblick der gewaltigen, auf absurde Weise in sich selbst gekrümmten Hohlräume und Hallen war unangenehm bis dicht an die Grenze echten körperlichen Schmerzes hin, und die Welt begann sich mehr und mehr zu verändern, fort von der Wirklichkeit der Menschen und hin zu der jenes Volkes, das diesen Berg errichtet hatte:
    der GROSSEN ALTEN.
    Denn sie waren es, die diesen Berg erbaut hatten. Den Tempelberg der Magier von Maronar. Den Berg der Weißen Götter.
    Die tödlichste Falle, in die ich jemals hineingeraten war.

    * * *

    Er hatte Glück. Der Saal, in dem Skallagrim zusammen mit seinen Kumpanen seine teuflischen Pläne ausbrütete, war leer – leer bis auf die Reihen kunstvoll geschnitzter Bänke und dem schweren Eichentisch, auf dem Karaffe und Becher für die nächste Versammlung bereitstanden.
    Swen ließ das Schwert in die Scheide gleiten, überzeugte sich mit einem letzten Blick, daß ihn niemand beobachtete, und betrat dann den Saal. In seinem Inneren war eine seltsame Ruhe angesichts der Tatsache, daß er gerade zwei Männer erschlagen hatte. Aber vielleicht wirkte sich gerade der unglückliche Zwischenfall günstig auf die Durchführung des Plans aus, mit dessen Hilfe Erik der ganzen Brut endgültig den Garaus machen wollte. Sobald die Toten entdeckt waren, würde Skallagrim nichts Eiligeres zu tun haben, als eine Versammlung einzuberufen. Doch was für Gegenmaßnahmen er sich auch einfallen ließ – es würde ihm nichts mehr nützen.
    Swen ließ den schweren Beutel zu Boden gleiten, dessen Inhalt Wibur Keilaxt und den Welpen so brennend interessiert hatte. Wenn sie gewußt hätten, was er da bei sich hatte, hätten sie wohl kaum ihren Hexenzauber an ihm versucht. Ihm weismachen zu wollen, seine Freunde zu sein, war ein typischer Trick Skallagrims. Doch diesmal war seine dunkle Magie abgeprallt und würde sich

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