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Der Hexer - NR29 - Necron - Legende des Bösen

Der Hexer - NR29 - Necron - Legende des Bösen

Titel: Der Hexer - NR29 - Necron - Legende des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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starrte ihn an, preßte die Kiefer so fest aufeinander, daß es schmerzte, und verwarf den Gedanken, ihm den Hals umzudrehen. Das wäre viel zu schnell gegangen.
    »Ich gebe es Ihnen«, sagte Necron plötzlich. »Sie sind hier, um Ihre Braut zu holen, nicht wahr? Gut – Sie sollen sie haben. Folgen Sie mir.«
    Und damit wandte er sich um und ging ohne ein weiteres Wort zu einer schmalen Tür in der Südwand des Zimmers. Er überzeugte sich nicht einmal davon, ob ich ihm wirklich folgte.
    Es war auch nicht nötig.

    * * *

    In der hitzeflimmernden Luft schienen die Gestalten der Männer zu verschwimmen. Ein tiefer, an- und abschwellender Ton lag in der Luft, der dumpfe Herzschlag einer so großen Menschenmenge, zusammengesetzt aus Tausenden einzeln nicht wahrnehmbarer Laute; da und dort ein helles Klirren, wenn Metall gegen Stein traf, das Rascheln von Stoff, mit dem der Wind spielte, Sand, der gegen die Zeltbahnen geworfen wurde.
    Jean Balestrano hörte nichts von alledem.
    Sein Blick war nach Osten gerichtet, auf die endlose Stein- und Sandeinöde der Mojave, die sich irgendwo zwischen dem Berg und dem Horizont in silbernen Spiegelungen und tanzender Weite verlor. Sein Herz schlug sehr langsam und schwer, und seine Lippen waren trocken, obgleich er vor Augenblicken erst getrunken hatte.
    Seit einer Stunde war er hier, als letzter der fünfhundertundfünf Männer, die den Weg durch das Nichts angetreten und im Bruchteil einer Sekunde von Paris hierher an die Grenze der Mojave-Wüste gelangt waren. Bis zur letzten Sekunde hatten von Schmid, Hayworthy, de la Croix und van Velden versucht, ihn davon abzubringen, aber er hatte keines ihrer Argumente – obwohl manche von ihnen sehr gut gewesen waren – gelten lassen, sondern darauf bestanden, das Heer zu begleiten.
    Vielleicht hatte er sich damit selbst zum Tode verurteilt, wie jeden einzelnen dieser fünfhundert Krieger. Aber das nahm er in Kauf. Er mußte hier sein, nicht um den Angriff zu leiten – das konnte Hayworthy tausendmal besser als er –, sondern um auf ihn und die drei anderen Master achtzugeben.
    Balestrano fragte sich, ob die vier Männer wohl wußten, daß er sie fast ebenso fürchtete wie den Mann, den zu vernichten sie hergekommen waren. Von Schmid, dachte er. Ja. Der deutsche Herzog würde es wissen. Allein, weil er selbst so zu denken gewohnt war. Von Schmid traute keinem menschlichen Wesen, nicht einmal sich selbst.
    Das Geräusch der Zeltplane schreckte ihn aus seinen Überlegungen hoch. Balestrano drehte sich herum und erkannte van Velden, der hinter ihm aus dem Zelt getreten war. Er lächelte. Der Desert-Master erwiderte sein Lächeln, aber es war nicht ganz echt. Van Velden war auf sonderbare Weise verändert, seit sie aus dem Tor getreten und hierhergekommen waren. Die Wüste war sein Element, etwas, das er so gut kannte wie vielleicht kein anderer lebender Mensch auf der Welt. Aber Balestrano spürte ganz deutlich, daß er Angst vor ihr hatte! Vielleicht gerade, weil er sie so gut kannte.
    »Es ist alles bereit, Bruder Jean«, sagte van Velden leise.
    Balestrano nickte, schwieg aber. Van Velden war nicht gekommen, um ihm das zu sagen, was er selbst schon wußte.
    »Sobald die Sonne untergeht, marschieren wir los«, fuhr der Flame fort. Er trat einen weiteren Schritt auf Balestrano zu und blickte aus eng zusammengekniffenen Augen an ihm vorbei auf das Meer aus sandfarbenen Zelten herab. Trotz der vorgerückten Stunde kochte die Luft über der Wüste noch immer vor Hitze. Die Männer in ihren silberrotweißen Uniformen sahen aus wie buntgescheckte Fische, die in bewegtem Wasser auf und ab hüpften.
    Balestrano verspürte ein rasches, sonderbares Gefühl von Macht, als er auf das Heerlager und die kleine Armee hinabblickte. Aber er hatte sich gut genug in der Gewalt, das Gefühl zu verscheuchen.
    »Du bist noch immer der Meinung, daß es ein Fehler war, das Heer schon jetzt hierher zu bringen, Bruder?« fragte er leise. Ganz bewußt baute er van Velden damit eine Brücke, die der Flame auch sofort betrat. Schließlich war er aus keinem anderen Grund hier herausgekommen, als mit ihm zu reden.
    »Ich bin es«, bestätigte van Velden heftig. »Du kennst die Wüste nicht, Bruder Jean.«
    »Nein«, gestand Balestrano lächelnd. »Aus diesem Grunde bist du hier.«
    »Dann solltest du auch auf meinen Rat hören«, sagte van Velden, beinahe zornig. »Glaube mir, Bruder, die Wüste ist nicht einfach nur ein Stück leerer Erde, auf dem zufällig Sand

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