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Der Hexer - NR33 - Wer die Götter erzürnt

Der Hexer - NR33 - Wer die Götter erzürnt

Titel: Der Hexer - NR33 - Wer die Götter erzürnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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klammerte sich schluchzend an Petrosch.
    »Seid ihr toll?« brüllte einer der Männer, als auch die anderen Frauen und Kinder auf die kleine Gruppe zukamen. »Bringt euch in Sicherheit! Warum –«
    Er brach ab. Seine Augen weiteten sich in ungläubigem Entsetzen. Die anderen blieben stehen und fuhren herum.
    Ein auf- und abschwellendes Heulen drang wie ein Chor des Wahnsinns hinter ihnen aus der Dunkelheit. Ein Ton, der überall war, der ihren Geist vollends ins Grauen stürzte und jeden Gedanken an Gegenwehr erstickte.
    Und dann schälten sich auch jenseits der großen Feuer Gestalten aus der Nacht. Tote Körper, die mit hoch erhobenen Armen auf die geduckten, wehrlosen Menschen zukamen. Wesen, die das Leben fraßen und Tod hinterließen.
    Sie waren eingekreist...

    * * *

    Mir blieben nur Sekunden. Mit drei schnellen Schritten hatte ich den Stahlzylinder erreicht, sprang mit einem Satz die Hälfte der Holzleiter hinauf und ließ den Flaschenhals in die Sichtlücke gleiten.
    Vom Fenster her kam ein erschöpftes Keuchen. Ich fuhr herum und sah Veronique rücklings durch die Öffnung klettern. Noch drehte sie mir den Rücken zu, und ihr Blick hing wie gebannt an der schrecklichen Klaue, die über ihr durch das zerbrochene Fenster langte und ihr Haar zu fassen versuchte.
    Sie ließ sich das letzte Stück zu Boden fallen; im gleichen Moment, als ich von der Leiter sprang und mich hinter den Zylinder warf.
    Mit klopfendem Herzen blieb ich stehen, dicht an die kühle Metallwandung gelehnt, und horchte auf die Geräusche, die unheimlich von den Kellerwänden widerhallten.
    »Nein! Bitte nicht!« keuchte Veroniques angsterfüllte Stimme. Sie kroch über die staubigen Fliesen auf den Stahlzylinder zu.
    Dann klang ein widerliches, nasses Geräusch auf, als fiele rohes Fleisch zu Boden. Ein böses Knurren entrang sich der Kehle des Golems, kam näher und näher.
    Ich spannte meine Muskeln und durchdachte noch einmal alle Phasen der folgenden Bewegungen. Es mußte blitzschnell gehen; ein kurzes Zögern, ein ratloses Verharren, und alles war verloren.
    Veronique hatte den Zylinder erreicht und klopfte leise mit dem Knöchel dagegen. Ich hörte, wie sie sich mühsam aufrichtete. Ihr Atem ging unregelmäßig und schwer. Ein verzweifeltes Schluchzen kam über ihre Lippen.
    Der Golem brüllte siegessicher auf, als das Mädchen rückwärts in die Metallhülle stolperte. Er warf seinen massigen, amorphen Körper vor –
    Jetzt!
    Ich handelte fast automatisch, so sehr hatte ich mir jede Bewegung eingeprägt. Als ich um den Zylinder herumsprang, sah ich den Golem in seinem Innern verschwinden. Die schwere Stahltür schließen und das Schwungrad drehen war eins. Noch bevor es anschlug, war ich wieder auf der Leiter und kletterte nach oben.
    Die Flasche hatte sich mit dichtem braunen Rauch gefüllt. Ein Nebel, der sich wild im Kreise drehte und immer wieder gegen die Wandung des Gefäßes zu schlagen schien. Für einen kurzen Moment glaubte ich wütende Schreie zu hören, derbe Flüche und Verwünschungen.
    Schnell riß ich die Flasche aus der Sichtluke, schlug den Korken auf ihren Hals und warf das Fenster mit dem Ellbogen zu.
    Mit einem Satz war ich auf dem Boden, stellte die Flasche vorsichtig ab und wandte mich wieder dem Zylinder zu. Die ganze Aktion hatte nur wenige Sekunden in Anspruch genommen, und erst jetzt begriff das primitive Gehirn des Golems, was geschehen war. Der Zylinder erbebte unter seinen wütenden Schlägen, und ein wildes, infernalisches Brüllen durchdrang die Wandung und dröhnte in meinen Ohren.
    Auch jetzt kam es auf Sekunden an; der Stahl war mindestens einen Zoll dick, doch wußte ich nicht zu sagen, wie lange er dem Ansturm des Monstrums standzuhalten vermochte.
    Mit fliegenden Fingern zerrte ich das Zündholzbriefchen aus meiner Brusttasche und entzündete die Kerzen, die ich rund um den Zylinder aufgestellt hatte.
    Die Lichter flackerten unter einem eisigen Luftzug, doch sie würden reichen, die Kreatur zu blenden, falls es ihr gelingen sollte –
    Ich verdrängte den Gedanken rasch wieder. Die Kerzen waren eine reine Vorsichtsmaßnahme und würden hoffentlich nie von Nöten sein...
    Ich mußte mich konzentrieren, mußte alles um mich herum vergessen und die magischen Kräfte erwecken, die tief in meinem Inneren schlummerten.
    Ich schloß die Augen und fühlte, wie die Welt um mich langsam versank. Irgendwo in den unergründlichen Tiefen meiner Seele begann ein greller Stern zu leuchten, wuchs an und

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