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Die blaue Sonne der Paksi

Die blaue Sonne der Paksi

Titel: Die blaue Sonne der Paksi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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    Der rot und gelb gefleckte Zwerglöwe blickte die Sternfahrer lauernd an. Jetzt, im Licht des zweiten Mondes, sah er jedoch nicht rot und gelb aus, sondern eher golden und silbern, und ein Zwerg war er auch nur im Vergleich zu einem irdischen Löwen.
    Das Tier, immerhin gut einen Meter lang, duckte sich zum Sprung. Utta ballte die rechte Faust und schaltete damit das Kopierfeld ein, das wichtigste Handwerkszeug der Sternfahrer, sobald sie auf einem Planeten gelandet waren. Im Prinzip glich es den auf der Erde üblichen Geräten, mit denen ja jeder von klein auf umzugehen lernt. Das Feld bildete die Hand und ihre Bewegungen nach, verstärkt, vergrößert und natürlich unsichtbar. Aber das Gerät, mit dem die Sternfahrer ausgerüstet waren, hatte so viele zusätzliche Eigenschaften, daß Utta keine Gelegenheit vorbeigehen ließ, ihre Geschicklichkeit zu erproben.
    Jetzt sprang der Zwerglöwe. Utta hielt die hohle Hand mit der Innenfläche nach oben; in dieser Stellung war die Kopie weich und nachgiebig, so daß das Tier sich nicht verletzen konnte. Sie fing den Löwen mitten im Sprung auf. Es sah aus, als bliebe er einen Augenblick in der Luft hängen. Dann drehte er sich blitzschnell, sprang von der Kopie herunter und floh, als er wieder Boden unter den Tatzen spürte, in großen Sätzen davon.
    Utta lachte, wandte sich um. „Alles aufgenommen?“ fragte sie.
    „Klar“, sagte Tondo, der mit der Kamera seitlich hinter ihr gestanden hatte. „Aber jetzt müssen wir wirklich weiter, die blaue Sonne geht bald auf!“
    „Ich will sehen, wie weit er ausreißt“, sagte Utta. Sie schüttelte die rechte Hand leicht im Handgelenk und schaltete damit das Kopierfeld ab. Dann deutete sie auf die Spur des Löwen, die in dem sonderbaren Laubgras dieses Planeten silbern leuchtete. „In ein paar Minuten schließt sich das Gras wieder, dann finden wir ihn nicht mehr, und wer weiß, ob wir in den paar Tagen noch einmal einen Löwen vor die Kamera kriegen.“
    In dieser Stunde vor Sonnenaufgang, im Licht seines zweiten Mondes, war der Planet am schönsten. Man konnte gut sehen, etwa so wie an einem wolkenverhangenen Herbsttag in den mittleren Breiten der Erde. Alle Farben waren weich und freundlich, die Atmosphäre atmete Frische und Heiterkeit. Später, wenn die blaue Sonne aufgegangen war, wurde selbst die Farbe des Sandes am Flußufer dem menschlichen Auge unerträglich, gar nicht zu reden vom Glitzern der Wellen oder vom blendenden Weiß der winzigen Vögel auf den Trompetenbäumen. Und doch waren die Sternfahrer glücklich über diesen Planeten. Es war der letzte, den sie bei ihrer Forschungsreise am Rande der Galaxis aufgesucht hatten, und zugleich der erste mit höherentwickeltem Leben. Alle anderen waren kalte oder heiße Wüsten gewesen, außerhalb der Biosphäre der jeweiligen Sonnen.
    Dieser Planet hingegen war der Erde in vielem ähnlich – Größe, Schwerkraft, Rotation, Atmosphäre, Lebensformen. Allerdings war die Sonne vom blauen Spektraltyp tagsüber für Menschen kaum zu ertragen, und sicherlich empfanden die Sternfahrer diese Morgenstunde auch deshalb als so angenehm, weil die Landschaft zu dieser Zeit etwas von der heiteren Gelassenheit der heimatlichen Parks hatte.
    Utta war also gar nicht geneigt, schon zum Raumschiff zurückzukehren, und Tondos Drängen bestärkte sie nur in ihrer vergnügten Dickköpfigkeit. Obwohl sie beide gleichaltrig waren, knapp dreißig, blutjung für Sternfahrer, fühlte Utta sich ihrem Begleiter himmelhoch überlegen. Das hatte einen ganz einfachen Grund: Er schwärmte für sie, und sie machte sich nichts daraus. Das alles war nicht sehr ernst, aber ihre Spielerei mit der Gefahr eben war ja auch nicht ernst gewesen; in wichtigen Fragen hätte sie keiner Laune nachgegeben, wenigstens war sie davon überzeugt, daß es so wäre. Aber wer wollte zu dieser Stunde, in dieser Landschaft an ernste Dinge denken!
    Utta lief trotz des etwas größeren Gewichts auf diesem Planeten leichtfüßig hinter dem Löwen her und genoß ihren Übermut.
    Tondo folgte ihr lächelnd. Er war sich seiner Rolle durchaus bewußt, und meistens gefiel er sich sogar darin. „Wir können ja immer noch den Heiligenschein aufsetzen, wenn uns die blaue Sonne überraschen sollte“, meinte er.
    Utta hörte aber am Ton, daß seine Nachgiebigkeit nicht Unterwerfung war, und das gefiel ihr nicht. Sie blieb stehen. Sie wollte das Spiel nach ihren Regeln spielen.
    „Nein, wir kehren um!“ sagte sie.
    Diesmal machte

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