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Der Hexer - NR36 - Das Hirn von London

Der Hexer - NR36 - Das Hirn von London

Titel: Der Hexer - NR36 - Das Hirn von London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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später mit dem Schloßherrn wieder zurück. Holmes lächelte Henry Baskerville freundlich an. »Wenn Sie nun Ihr Jackett ausziehen und sich nochmals nach draußen begeben würden?« bat er.
    Sir Henry war anzumerken, daß er sich mittlerweile wie ein Hanswurst vorkam, doch er leistete Holmes’ Anweisungen wieder Folge.
    Die Frage an mich konnte der Detektiv sich sparen.
    »Jetzt habe ich nicht das Verlangen, Sir Henry zu folgen«, sagte ich sofort.
    »Ich hatte es gehofft«, erwiderte Holmes. »Offenbar ist es Sir Henrys Jacke, die Sie anzieht. Ich erinnere mich, daß die Jacke an dem Abend, an dem Sie auf Baskerville Hall eintrafen, hier im Zimmer hing, während Sir Henry oben im Turmzimmer war, und Sie seine Gegenwart gar nicht vermißten.«
    »Natürlich!« entfuhr es mir. »Und als er später am Abend mit der Jacke die Bibliothek verließ, spürte ich wieder diese seltsame Unruhe.«
    Als Sir Henry wieder im Zimmer war, bat Holmes ihn, die Taschen seines Jacketts zu entleeren. Ein Schlüsselbund kam zum Vorschein, ein Pfeifenanzünder, ein Briefumschlag, eine rote Keramikrose...
    Ich spürte, wie ich zu zittern begann. Der Drang, nach der Rose zu greifen, war so übermächtig, daß ich mich kaum beherrschen konnte.
    Sherlock Holmes entging meine Reaktion nicht.
    »Ist es das?« fragte er.
    Ich war unfähig, zu antworten, konnte nur nicken, während sich meine Augen an der Rose, die aus Ton oder Sand zu bestehen schien, förmlich festsaugten.
    »Nehmen Sie sie in die Hand«, forderte mich Holmes auf. Das brauchte er mir nicht zweimal zu sagen. Als meine Finger das Kleinod berührten, spürte ich augenblicklich, wie ein unwahrscheinliches Glücksgefühl mich durchrieselte. Mir war, als sei ich am Ziel einer unendlich langen Reise angekommen. Ich erkannte sofort, daß in dieser unscheinbaren kleinen Sandrose magische Kräfte schlummerten, die mich wie ein Magnet angezogen hatten.
    »Woher haben Sie diese Rose?« fragte ich den Schloßherrn mit vor Aufregung heiserer Stimme.
    »Ein Souvenir von einer meiner Forschungsreisen in die arabische Wüste«, gab Sir Henry bereitwillig Auskunft. »Ich trage es als Talisman bei mir.«
    Wenig später war ich über die Umstände im Bilde, unter denen er die Rose gefunden hatte. Als er den toten Templer erwähnte, zuckte ich unwillkürlich zusammen. Meine Erinnerungen an die Angehörigen des Ritterordens waren noch frisch und keineswegs erfreulicher Natur. Als Sir Henry aber vor der kindischen Furcht seines Dieners Chalef erzählte und davon, daß ein gewisser Sill el Mot den Templer umgebracht haben sollte, horchte ich auf. Soviel ich auch über den Orden der Tempelherren wußte – den Namen Sill el Mot hatte ich nie zuvor vernommen. Henry Baskerville, der der arabischen Sprache mächtig war, übersetzte ihn mit »Schatten des Todes«. Sollte es denn noch andere Schicksalsgenossen geben, die mit den Templern im Krieg lagen? Ich beschloß, der Sache beizeiten auf den Grund zu gehen. Vielleicht würde ich diesen geheimnisvollen »Schatten des Todes«, der, wie Chalef seinem Herrn erzählt hatte, eine geheime Kolonie der Templer in der arabischen Wüste schon seit langer Zeit erbittert bekämpfte, eines Tages als Verbündeten gewinnen können. Es konnte nur gut sein...
    Ich kam nicht dazu, meinen Gedankengang fortzusetzen. Plötzlich wurde die Tür der Bibliothek aufgerissen, und Barrymore, ansonsten ein zurückhaltender Mann, dem Ehrerbietung über alles ging, stürmte mit einem vor Grauen verzerrten Gesicht in den Raum.
    »Sir Henry, sehen Sie doch!«
    Mit einem Finger, der zitterte wie Schilfrohr im Wind, deutete er auf eines der Bibliotheksfenster.
    »Was ist denn, Barrymore?« wollte Henry Baskerville wissen, aber Sherlock Holmes wartete die Antwort des völlig verstörten Mannes gar nicht ab, sondern lief gleich zum Fenster hinüber. Ich folgte ihm auf dem Fuße. Holmes öffnete das Fenster, und wir blickten auf den Schloßhof hinab, ohne jedoch erkennen zu können, was den Butler so aus der Fassung gebracht hatte.
    Holmes drehte sich zu ihm um. »Sie müssen uns schon einen näheren Hinweis geben, mein Freund.«
    »Der... Brunnen!« keuchte Barrymore.
    Der alte verwitterte Ziehbrunnen, den der Butler wohl meinte, lag etwas abseits vor einem der neu errichteten Seitenflügel des Hauses. Dennoch war er im hellen Mondlicht recht gut zu erkennen.
    »Gütiger Himmel« keuchte Sherlock Holmes, und zum ersten Mal, seit ich ihn kennengelernt hatte, spiegelte sich in seinem Gesicht

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