Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Hexer - NR36 - Das Hirn von London

Der Hexer - NR36 - Das Hirn von London

Titel: Der Hexer - NR36 - Das Hirn von London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
Vom Netzwerk:
andere Geräusche laut, ein unheimliches Hecheln, ein hektisches Keuchen, schnelle, tappende Schritte, leichtfüßig und doch von geballter Kraft zeugend.
    »Er kommt«, flüsterte Holmes. Im Mondlicht sah ich etwas Metallisches in seiner rechten Hand aufblitzen – eine Pistole.
    Eine eigentümliche Erregung packte mich. Meine Sinne waren hochgepeitscht, meine Nerven vibrierten. Obwohl ich nicht wußte, was da auf uns zukam, und ein gewisses Gefühl der Beklommenheit nicht unterdrücken konnte, fieberte ich dem Augenblick der Wahrheit förmlich entgegen.
    Eine Nebelbank hatte sich jetzt wieder über den Weg gelegt, ein dichtes, graues Spinnennetz, in dem es auf einmal, vielleicht noch etwa zehn Yards von uns entfernt, so grell aufleuchtete, als habe jemand ein Feuer darin entzündet.
    »Jetzt«, schrie Sherlock Holmes und sprang mit einem weiten Satz auf den Pfad.
    Und dann sah ich den Höllenhund! Wie aus einem schrecklichen Alptraum entsprungen, brach er aus dem Nebel hervor – riesengroß, schwarz wie die Nacht, von einer gespenstisch leuchtenden Feuerlohe umglost. Sein weit aufgerissener Rachen, aus dem die Reißzähne wie Messer hervorstachen, spuckte Flammen, die Augen waren glühende Kohlen, die mächtigen Tatzen schienen den Boden, über den er lief, zu versengen.
    Sherlock Holmes riß die rechte Hand hoch, brachte seine Pistole in Anschlag und schoß zweimal, dreimal.
    Aber die Bestie schien unverwundbar zu sein, ließ sich durch die Schüsse nicht aufhalten, fiel wie ein Berserker über den Detektiv her und riß ihn zu Boden.
    Dr. Watson, der neben mir stand, stieß einen heiseren Schrei des Entsetzens aus. Erst jetzt erkannte ich, daß auch er eine Pistole in der Hand hielt. Aber er schoß nicht, aus Furcht, seinen Freund zu treffen, der sich nun, mit der Bestie zu einem unentwirrbaren Flammenknäuel verstrickt, auf dem Pfad wälzte.
    Ich handelte, ohne lange zu überlegen. Im Bruchteil einer Sekunde hatte ich meinen Degen aus seiner Ummantelung gerissen und stürmte los.
    Sherlock Holmes befand sich in einer bedrohlichen Situation. Er war auf den Rücken gefallen und konnte sich seines satanischen Gegners kaum noch erwehren. Die Flammenzähne des Ungeheuers näherten sich seiner Kehle, würden jeden Augenblick seinem Leben ein Ende setzen.
    Ich bog die Schulter zurück, nahm Maß und ließ den Degen nach vorne schnellen. Und ich hatte gut gezielt – die blitzende Klinge bohrte sich in den Leib der Bestie.
    Der Höllenhund stieß ein gequältes Heulen aus, ließ von Holmes ab und bäumte sich auf.
    Sherlock Holmes erkannte seine Chance und wälzte sich reaktionsschnell zur Seite.
    Ich zog die Degenklinge wieder aus dem glosenden Körper des Ungeheuers hervor und nahm abermals Maß. Aber ich brauchte nicht noch einmal zuzustechen. Dr. Watson hatte jetzt freie Schußbahn und feuerte in schneller Reihenfolge das Magazin seiner Pistole leer.
    Aus dem ohrenbetäubenden Heulen wurde ein jämmerliches Jaulen, und schließlich erstarb auch dieser Laut. Der Höllenhund fiel zur Seite, zuckte noch einmal und rührte sich dann nicht mehr.
    Noch um Atem und Fassung ringend, beugten wir uns alle drei über das zur Strecke gebrachte Schreckenswesen, das jetzt im Tode gar nicht mehr schrecklich, sondern beinahe bemitleidenswert aussah. Es war ein außerordentlich großer, zottiger Hund, halb Bluthund, halb Dogge, und überaus... irdisch. Holmes klärte uns in knappen Sätzen auf: Das schaurige, furchteinflößende Leuchten wurde durch ein Phosphorpräparat hervorgerufen, mit dem irgend jemand das Tier eingerieben hatte.
    Wieder wurden Schrittgeräusche laut, diesmal von beiden Enden des Pfades. Zwei Männer kamen auf uns zu, Sir Henry von der einen Seite, Jack Stapleton von der anderen. Sir Henry wirkte ganz gefaßt – Holmes hatte ihn offensichtlich schon vorher in sein Vorhaben eingeweiht. Stapleton jedoch machte einen ausgesprochen verstörten Eindruck.
    »Was... ist passiert?« fragte er mit einer Stimme, der deutlich anzuhören war, wie er um seine Fassung rang.
    »Sie wissen sehr gut, was passiert ist, Mr. Baskerville!« sagte Sherlock Holmes scharf.
    Stapleton zuckte zusammen. »Wie haben Sie mich genannt?«
    »Mit Ihrem wahren Namen, Baskerville. Ihr Leugnen ist zwecklos, ich weiß alles über Sie.«
    »Wie sind Sie...«
    »Oh«, sagte Sherlock Holmes beinahe gelangweilt, »Sie haben es mir nicht sehr schwer gemacht. Als ich sie heute morgen in Ihrem Haus besuchte, fiel mir eine kleine Fotografie auf, die Sie

Weitere Kostenlose Bücher