Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Hexer - NR37 - In der Festung des Dschinn

Der Hexer - NR37 - In der Festung des Dschinn

Titel: Der Hexer - NR37 - In der Festung des Dschinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
Vom Netzwerk:
daß Craven ein verdammter Zivilist ist und kein Angehöriger unserer ruhmreichen Armee!«
    McFarlane erbleichte, schluckte sichtbar und riß mir mit einer blitzschnellen Bewegung die Sergeantenwinkel und das Kompanieabzeichen vom Ärmel.
    »Gut, McFarlane! Sie können verflucht noch mal abtreten!« erklärte Mandon Trouwne, nicht unbedingt ruhiger, aber wenigstens halbwegs zufriedengestellt. Der Sergeant klemmte sich die Abzeichen unter den Arm und stiefelte erleichtert aus dem Zelt. Mandon Trouwne blickte mich noch einen Moment lang mißtrauisch an, dann nickte er unmerklich, drehte sich herum und winkte dem Diener, mir ein Glas Wein zu bringen.
    »Willkommen am verflucht schützenden Busen des britischen Empire, Mister Craven«, sagte Trouwne, schmetterte zackig die Absätze zusammen und leerte sein Glas mit einem Zug – was ihm einen strafenden Blick seiner Tochter einbrachte.
    Ich deutete eine knappe Verbeugung an, nippte vorsichtig an meinem Glas und schenkte Trouwnes Tochter ein eher pflichtschuldiges als herzliches Lächeln, ehe ich mich wieder an den Colonel wandte. »Ich danke Ihnen für den Schutz, den Sie mir angedeihen ließen, Colonel. Und Ihnen für Ihre Gastfreundschaft, Madam!«
    »Miss«, korrigierte sie mich und senkte errötend den Kopf, ohne mich jedoch auch nur einen Sekundenbruchteil lang aus den Augen zu lassen.
    Trouwne räusperte sich übertrieben, und ich wandte meine Aufmerksamkeit von seiner Tochter ab. »Darf ich vorstellen?« erklärte Trouwne umständlich. »Mister Robert Craven aus dem verflucht schönen London. Meine Tochter Letitia. Sie ist in den verwünschten Sudan gekommen, um Captain Ebenezer Flawsthorn zu heiraten. Doch leider ist ihr Verlobter vor der Hochzeit in einem Gefecht mit den räudigen Hunden dieses verdammten Mahdi gefallen. Da ich der Ansicht bin, daß dieser verfluchte Sudan keinen sicheren Aufenthaltsort für eine unverheiratete Lady darstellt, bringe ich Letitia wieder nach Aden zurück.«
    »Das halte ich für einen lobenswerten Entschluß, Colonel!« erklärte ich pflichtschuldig. Aden? dachte ich verwirrt. Daß es mich in den vorderen Orient verschlagen hatte, hatte ich mittlerweile begriffen, aber Aden? Wenn ich meinen Atlas richtig im Kopf hatte, waren wir also nicht weit vom Indischen Ozean entfernt!
    »Sie soll auch zum Teufel noch mal wieder unter junge Menschen kommen, habe ich mir gesagt. Außerdem ist es für sie an der Zeit, sich einen verdammten Ehemann zu suchen und ein Dutzend schreiender Bälger zu bekommen. Sind Sie eigentlich schon verheiratet?«
    Wahrscheinlich war es eher der Umstand, daß der Colonel den letzten Satz weder mit einem ›Verdammt‹ noch irgendeiner anderen Verwünschung verziert hatte, der mich aufhorchen ließ.
    »Verheiratet?« wiederholte ich gedehnt, um Zeit zu gewinnen. »Nun, nicht direkt, aber –«
    »Na, wenn das kein verdammter Zufall ist!« sagte Trouwne.
    »– aber verlobt«, fuhr ich fort. »Und mit sehr ernsten Absichten, Sir.«
    Trouwnes Schnauzbart sank enttäuscht herab.
    Hastig wandte ich mich an Letitia. »Ich bedauere Ihren Verlust außerordentlich«, sagte ich, und das war nicht einmal gelogen. Ich kannte Ebenezer Flawsthorn nicht, aber die Aussicht, die Gesellschaft dieser heiratswütigen Dame und ihres Vaters länger ertragen zu müssen als unbedingt notwendig, trieb mir den Schweiß auf die Stirn.
    Dabei war Letitia Trouwne nicht gerade unansehnlich. Ihre Figur war für meinen Geschmack etwas zu üppig, aber durchaus noch mehr als akzeptabel. Sie besaß den typisch hellen Teint, den die im Orient lebenden europäischen Frauen mit riesigen Hüten und Sonnenschirmen so tapfer verteidigten. Ihr Gesicht war stets rundlich und die Nase zu kurz, um nicht darin unterzugehen. Am interessantesten fand ich noch ihre großen, intensiv blau strahlenden Augen und ihr langes, goldblondes Haar.
    Mit einem Wort, sie sah stinklangweilig und fad aus. Doch die jungen Offiziere an der Front hatten wahrscheinlich aus Ermangelung an Besserem (und nicht zuletzt aus Furcht vor ihrem Vater) eine schwärmerische Bewunderung für sie an den Tag gelegt. Es war nicht sehr schwer, sich vorzustellen, wie sie auf den kleinsten Wink ihres Fingers hin gesprungen waren. Und nun hielt sie sich wohl für unwiderstehlich und hatte sich eben ein neues Opfer erkoren.
    Mich.
    Nur verspürte ich keine besondere Lust, mich erlegen zu lassen.
    Letitia schien den langen Blick, mit dem ich sie musterte, gründlich mißzuverstehen, denn sie setzte

Weitere Kostenlose Bücher