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Der Hexer - NR37 - In der Festung des Dschinn

Der Hexer - NR37 - In der Festung des Dschinn

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Autoren: Verschiedene
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sich in Positur, nippte geziert an ihrem Glas und wandte sich endlich an mich.
    »Ich freue mich, daß Sie uns bis Aden begleiten werden, Mister Craven. Mein Vater stellt das Militär zwar über alles, doch ich sage immer, daß man einen Gentleman nicht allein durch eine Uniform erkennen kann.«
    Selbst wenn sie so schön gewesen wäre wie Aphrodite selbst, und wenn es Priscylla nicht gegeben hätte, die daheim in London auf mich wartete, hätten diese wenigen Worte Letitias letzte Chance, Mrs. Letitia Craven zu werden, zunichte gemacht. Ich habe etwas gegen vorschnelle Urteile, aber in diesem Fall wußte ich einfach, daß sie dumm wie Bohnenstroh war.
    Und wenn ich etwas hasse, so sind es Frauen, die mangelnden Verstand durch Schönheit ausgleichen zu können glauben. Vor allem, wenn sie nichts hatten, was als Ausgleich herhalten konnte.
    Ich bemühte mich, während des Gesprächs nicht zu unhöflich zu wirken. Gottlob übernahm Mandon Trouwne den größten Teil der Unterhaltung, indem er seine sämtlichen Feldzüge aufzählte und diese Berichte mit jeder Menge von Goddams (Zu deutsch: Gottverdammt).
    Mandon Trouwne gehörte zu jener Art Mensch, die schon in Uniform auf die Welt gekommen sein mußte. Das ganze Dinner wurde nämlich aus den Beständen der britischen Armee bestritten. Es gab marinierte Rinderzunge – in Büchsen –, gekochtes Hammelfleisch aus Wales – in Büchsen – und Bohnen aus Herefordshire – in Büchsen. Als Nachtisch tischte uns der Colonel natürlich nicht so etwas Ordinäres wie Datteln auf, die draußen zuhauf an den Bäumen hingen, sondern eingelegte Apfelscheiben aus Sussex – in Büchsen –, und Trockenpflaumen, auf deren natürliche Wirkung ein Europäer in diesen Breiten normalerweise verzichten kann.
    Ich tröstete mich damit, daß die Speisen zumindest genießbar aussahen und ich halbwegs satt wurde. Schließlich räumte der Diener Teller und Bestecke ab und brachte dafür die Portweinkaraffe und zu meiner Erleichterung zwei Gläser. Nicht, daß es mich überrascht hätte, hätten wir aus Büchsen getrunken. Der Colonel ließ sich einschenken und stand auf.
    »Auf das Wohl Ihrer Majestät, der Königin Viktoria!« Ich erhob mich notgedrungen und nippte von dem Getränk. Es schmeckte nach Armee. Ich begann, Mandon Trouwne um seinen eisernen Magen zu beneiden. Um weiteren Attacken auf meine Geschmacksnerven zu entgehen, erklärte ich, daß mich der aufregende Tag erschöpft hätte, und bat den Colonel, mich zurückziehen zu dürfen.
    »Gehen?« Trouwne starrte mich über den Rand seines Glases hinweg an. »Aber wieso denn gehen, verdammt? Der gemütliche Teil beginnt doch gerade erst, zum Teufel! Setzen Sie sich, verdammt!«
    Instinktiv gehorchte ich. Trouwne schenkte mir ein joviales Lächeln, ließ sich ebenfalls wieder auf seinen Stuhl sinken und nahm eine entspannte Haltung an – was hieß, daß er die Beine übereinanderschlug und dasaß, als hätte er einen Besenstiel verschluckt. »Nachdem Sie jetzt alles über mich und meine Tochter wissen, wäre es da nicht verdammt noch mal an der Zeit, daß Sie uns nun etwas über sich erzählen?« fragte er. »Es kommt nicht alle Tage vor, daß ich einen verdammten Stutzer wie Sie aus einer Menschenmenge pflücken muß, die gerade dabei ist, ihn zu lynchen, zur Hölle. Verdammt, was haben Sie in dieser Moschee gesucht?«
    »Pilze«, antwortete ich hastig.
    Trouwne starrte mich an, riß die Augen auf und setzte zu seiner zornigen Entgegnung an. Aber sie kam nicht, denn meine Geduld war nun endgültig erschöpft. Und Trouwne war wahrscheinlich der allerletzte, der in der Lage gewesen wäre, sich gegen einen suggestiven Befehl zur Wehr zu setzen. Statt der wütenden Entgegnung, zu der er Atem geschöpft hatte, breitete sich ein fast glückliches Lächeln auf seinen Zügen aus, dann nickte er.
    »Natürlich, was sonst.« Ein ganz kleines bißchen klang es irritiert, aber das lag vielleicht daran, daß in meinem lautlosen Befehl jegliches verdammt oder zur Hölle gefehlt hatte.
    »Und nach einem so anstrengenden Tag, lieber Colonel«, fuhr ich fort, »sehen Sie es mir sicherlich nach, wenn ich nochmals um die Erlaubnis bitte, mich zurückziehen zu dürfen.«
    »Gehen Sie ruhig, junger Mann«, sagte Trouwne fast hastig. »Ich werde McFarlane Befehl geben, daß er morgen früh ein Kamel für Sie satteln läßt.«
    Miss Letitia schenkte mir noch ein sehr freundliches Lächeln.
    Die Luft war angenehm kühl, und die Sterne glänzten wie

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