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Der Hexer - NR37 - In der Festung des Dschinn

Der Hexer - NR37 - In der Festung des Dschinn

Titel: Der Hexer - NR37 - In der Festung des Dschinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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goldene Lichter auf schwarzem Samt, als ich in die Wüstennacht hinaustrat. Es war ein Bild des Friedens. Und doch konnte ich das Gefühl drohenden Unheils, das immer stärker an mir zu nagen begann, nicht abschütteln. Wenn ich gekonnt hätte, wäre ich auf dem schnellsten Weg in das Araberdorf zurückgekehrt. Aber ganz davon abgesehen, daß ich es nicht konnte – was hätte es mir schon genutzt?

    * * *

    Es war wie beim ersten Mal. Die Angst war da, und die Schatten, die wie lautlose Tiere aus den finsteren Winkeln der Wirklichkeit gekrochen waren. Und die Kälte, die dem grellen Glanz der Sonne Hohn sprach – und immer wieder die Angst.
    Guillaume de Saint Denis blickte schaudernd auf die chaotische Ansammlung formloser schwarzer Basaltbrocken herab, die sich zwischen den Sanddünen erhoben wie Klippen aus einem bizarren, erstarrten Meer. Es war noch immer Tag, wenngleich er sich auch jetzt allmählich dem Ende zuneigte und in weniger als einer Stunde die kurze Dämmerung der Wüste hereinbrechen würde, aber dort unten, zwischen den sanft gewellten Flanken der Sanddünen, herrschte bereits Dunkelheit.
    Es war eine sehr eigenartige Dunkelheit, etwas wie ein finsterer Vorhang, hinter dem sich Dinge verbargen, an die er lieber nicht denken mochte. Und es war eine ebenso seltsame, irgendwie körperlose Kälte, die ihm und den beiden anderen Tempelrittern aus der Ruinenstadt entgegenschlug. Beides war auf angsteinflößende Weise nicht real.
    So wie diese ganze Stadt, dachte Guillaume. Er wußte nicht, woher er die Überzeugung nahm, aber er wußte, daß diese Stadt – wenn schon nicht real – so doch ganz bestimmt nicht von dieser Welt stammte. Alles an ihr war falsch.
    »Es wird bald dunkel, Bruder«, sagte Gouvin du Tourville. »Wir sollten uns beeilen.« Seine Stimme drang nur verzerrt unter dem Helm hervor, den er – wie die beiden anderen Templer – wieder übergestülpt hatte, aber trotzdem konnte Guillaume den Unterton von nur noch mühsam unterdrückter Angst darin deutlich hören. Und irgendwie war er froh, mit seiner Furcht nicht allein zu sein.
    Sie ritten weiter. Ihre Tiere begannen zu scheuen, als sie sich den Ruinen näherten, aber diesmal waren es nicht Hitze und Durst, die sie gegen die Befehle ihrer Reiter aufbegehren ließen. Die Tiere spürten das Fremde, Böse, das von der Schwarzen Stadt ausging, so deutlich wie ihre Herren. Vielleicht deutlicher.
    Und wie die beiden ersten Male, als sie hiergewesen waren, weigerten sie sich, der Stadt näher als dreißig Schritte zu kommen.
    Es war ein Jahr her, daß Guillaume de Saint Denis, Gouvin du Tourville, und Renard de Banrieux die Ruinen der Schwarzen Stadt hier im Wüstensand entdeckt hatten, durch einen jener unglaublichen Zufälle, die sich bei genauerer Betrachtung meist als alles andere denn als Zufall entpuppten.
    Es war während eines Sandsturmes gewesen, der sie jäh überrascht hatte. Sie hatten Deckung zwischen den Dünen gesucht, um nicht von den entfesselten Naturgewalten umgebracht zu werden, und statt eines Versteckes hatten sie diese bizarren schwarzen Ruinen gefunden: nur ein paar Brocken zuerst, die der Sturm freigelegt hatte. Aber schon eine erste, flüchtige Untersuchung hatte ihnen gezeigt, daß die schwarzen Klippen nur die obersten Türme und Mauerspitzen einer ganzen Stadt waren, die die Wüste vor Urzeiten verschlungen hatte.
    Und daß es eine Stadt des Teufels war.
    Zumindest war dies Guillaumes feste Überzeugung. Er konnte den Atem des Satans fühlen, der jedem einzelnen dieser lichtschluckenden schwarzen Brocken innewohnte. Und er war keineswegs so erloschen wie die, die diese Stadt erbaut hatten.
    Für einen Moment überkamen Guillaume de Saint Denis noch einmal Zweifel, während sie absaßen und durch den lockeren Sand auf das würfelförmige Gebäude zugingen, in dem er den Eingang zu der unterirdischen Stadt wußte. Sicher – er selbst war es gewesen, der die beiden anderen überredet hatte, hierherzukommen und sich der Hilfe zu versichern, die sie brauchten, um in den Besitz des Auges des Satans zu gelangen.
    Aber war es wirklich richtig?
    Möglicherweise, dachte er bedrückt, tauschten sie ein Übel gegen ein anderes und größeres ein. Möglicherweise entfesselten sie einen Waldbrand, um einen brennenden Busch zu löschen.
    Gouvin du Tourville blieb plötzlich stehen. Seine Hand fiel klatschend auf das Schwert an seiner Seite, während sein Kopf hochruckte und sein Blick mißtrauisch die umliegenden

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