Der Hexer - NR37 - In der Festung des Dschinn
aufgenommen. Nur er allein wußte, was das Auge des Satans vermochte.
»Nein«, sagte er, jetzt ohne die geringste Spur von Freundlichkeit. »Es bleibt dabei. Und es wäre besser, ihr verschwindet jetzt. Aus meiner Burg und aus meinem Reich. Bevor die Wüstensonne eure Knochen bleicht«, fügte er gelassen hinzu.
Renard de Banrieux riß sein Schwert mit einem Wutschrei aus der Scheide und stürmte auf Nizar zu, noch bevor ihn Guillaume zurückhalten konnte. Der Magier wich mit einer Behendigkeit, die man einem Mann seines Aussehens gar nicht zugetraut hätte, einen halben Schritt zurück und zeichnete mit der Hand einen Kreis in die Luft. Wie aus dem Boden gewachsen stand plötzlich ein gutes Dutzend Krieger um ihn herum, reglos, aber bereits mit gezückten Krummsäbeln.
Aber statt stehenzubleiben, schrie de Banrieux noch wütender auf und schwang seine gewaltige Klinge. Nizars Leibwächter zogen sich hastig zu einem lebenden Schutzwall um ihren Herrn zusammen, eine Mauer aus drohend vorgestreckten Schwertern und Schildern, an der sich der Templer selbst aufspießen mußte. Und wahrscheinlich hätte er es, blind vor Wut, auch getan, hätte ihn nicht der scharfe Befehl Saint Denis’ im letzten Moment zurückgerufen.
»Halt, Renard! Das Schwert nieder!« befahl der Templer scharf. »Wir sind als Gesandte zu Nizar gekommen und nicht, um mit diesen Kreaturen des Teufels zu kämpfen!«
Tatsächlich hielt de Banrieux mitten im Schritt inne und senkte sogar sein Schwert – wenn auch nur um eine Winzigkeit – aber in seinen Augen blitzte der blanke Haß. »Du befiehlst mir, feige zu sein, de Saint Denis?« fragte er aufgebracht.
»Ich befehle dir nicht, feige zu sein, sondern klug«, antwortete Guillaume. Er sprach zu seinem Kameraden, aber sein Blick war weiter starr auf Nizar gerichtet; ein Blick, unter dem sich der Zauberer mehr als nur unwohl zu fühlen begann. »Unser Auftrag heißt uns nur, das Auge des Teufels von Nizar zu fordern, nicht jedoch, den Kampf mit ihm zu beginnen!« Einen Moment lang starrte er Nizar noch auf diese unheimliche, beinahe furchteinflößende Art an, dann zog er sehr langsam sein eigenes Schwert aus dem Gürtel, trat auf den lebenden Schutzwall aus Kriegern zu und machte eine herrische Bewegung mit der Rechten. Tatsächlich wichen die Krieger ein Stück vor ihm zurück, blieben jedoch mit kampfbereit erhobenen Schwertern stehen.
»Jetzt höre, was ich dir zu sagen habe, Heide«, fuhr St. Denis fort. »Ich kam mit offener Hand hierher, und mit einem Angebot des Friedens. Doch du schlägst es aus, und für diesen Fall soll ich dir dieses sagen: Wenn du uns das Auge des Teufels verweigerst, so wird dich die Macht des Auges selbst vernichten, noch ehe der Mond sich wendet.«
Nizar erbleichte vor Schrecken und Zorn. Nie hatte es jemand gewagt, ihm so unverhüllt zu drohen, noch dazu hier, in den Mauern seines eigenen Palastes! Jeden anderen hätten diese Worte auf der Stelle das Leben gekostet. Nicht so diesen Tempelritter.
Vielleicht war es das erste Mal in seinem Leben, daß Nizar Angst kennenlernte. Die Drohung im Blick des Tempelherren war bar jeden Zornes, aber von einer Kälte und Entschlossenheit, die ihn schaudern ließ. Es war etwas darin, was ihm vollkommen fremd war.
»Geht«, sagte er nur. Seine Stimme zitterte. Ein schlechter Geschmack war in seinem Mund. Seine Hände waren plötzlich feucht vor Schweiß. »Geht, de Saint Denis, solange meine Langmut noch anhält. Zwischen Euch und mir ist kein Streit, und so soll es bleiben.«
Guillaume lächelte, und obwohl Nizar nur seine Augen erkennen konnte, erschauderte er. »Vergiß den Mond nicht, Nizar«, sagte er. »Bevor er sich wieder rundet, wirst du nicht mehr unter den Lebenden sein!« Und damit stieß er sein Schwert in die Scheide zurück, wandte sich mit einem Ruck um und ging, gefolgt von seinen beiden Ritter-Kameraden.
»Sollen wir diese Hunde verfolgen?«
Nizar hatte Mühe, sich auf die Worte des Kriegers zu seiner Rechten zu konzentrieren. Verwirrt schüttelte er den Kopf und ballte zornig die Fäuste. Nizar wußte es nicht, aber es waren seine eigenen Waffen, mit denen Guillaume ihn angegriffen hatte. Und er verstand sich auf den Umgang damit ungleich besser als Nizar.
Verwirrt schüttelte er den Kopf.
»Laßt sie fliehen«, sagte er zögernd. »Wir haben Besseres zu tun.«
Der Krieger sah ihn erstaunt an, und auch auf den Gesichtern der anderen machte sich Verwirrung breit.
Aber keiner von ihnen wagte es,
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