Der Hexer - NR39 - Die Rache des Schwertes
kalt.
»Ist das nicht dein Name?«
»Doch«, gestand ich. »Aber ich... erinnere mich nicht, ihn genannt zu haben.«
Der Tempelherr reagierte nicht auf meine Worte, aber sein Lächeln wurde noch eisiger, soweit das überhaupt noch möglich war. Und mit einem Male fielen mir eine Menge Dinge ein, Geschichten, die ich in Alis Lager und auch zuvor bei den Beni Ugad gehört hatte. Geschichten von Männern, die im Zeichen eines blutroten Kreuzes kämpften und eine Spur aus Leid und Tod hinterließen, wo immer sie auftauchten.
»Sie... Sie sind die Männer, die Ali, Letitia und mich gerettet haben, als die Beni Ugad uns angriffen«, sagte ich.
Wieder nickte der Ritter nur, ohne direkt zu antworten. Er mußte wohl den unguten Ton in meiner Stimme verstanden und richtig gedeutet haben. Die beiden Ritter hatten mir zweimal hintereinander das Leben gerettet, das stimmte schon. Aber ich hatte das entsetzliche Gemetzel nicht vergessen, das sie dabei unter den Beduinen angerichtet hatten.
Schließlich brach der grauhaarige Templer das Schweigen. »So ist es, Bruder Robert«, sagte er. »Wir waren es, die dich aus den Klauen der Heiden befreiten und wir waren es auch, die die Ungläubigen angriffen, als sie dich und deine Gefährten im Felsental stellten. Hätte uns der Sandsturm nicht getrennt, wären wir schon früher zu dir gestoßen. Doch der Weg zu Nizars Festung war weit. Und als wir ankamen, warst du schon fort. Zusammen mit etwas, das uns gehört«, fügte er hinzu. Er lächelte, beugte sich vor und streckte seine rechte, in einem Panzerhandschuh steckende Hand aus. »Und unseren Dank dafür, daß du uns die Vernichtung dieses Heidenfürsten Nizar abgenommen hast. Doch damit endet auch deine Verwendbarkeit für uns. Nimm es als Zeichen der Gnade, daß du den Sieg über den schlimmsten Dämon der Hölle – den Antichrist – vorzubereiten halfst. Und daß wir dir das Leben schenken. Und nun – das Yighhurat. Du kennst es unter dem Namen Auge des Satans.«
Sprachlos starrte ich den Ritter an. Ich war ja von diesen Leuten einiges an Pathos gewohnt, doch diese geschwollene Rede übertraf alles. Der Sinn seiner Worte war mir jedoch glasklar. Ich hatte es also nicht nur diesen Templern zu verdanken, daß ich in der ägyptischen Wüste gestrandet war. Diese Kerle waren auch dafür verantwortlich, daß mich Nizar in die Finger bekommen hatte, und sie trugen – zumindest durch Untätigkeit – auch die Schuld an der Vernichtung von Colonel Mandon Trownes Kompanie. Und nachdem ihnen nun alles, was sie geplant hatten, gelungen war, wollten sie auch mich erledigen.
Meine Gedanken überschlugen sich derart, daß ich nicht mehr auf die Rede des Templers hörte. Erst als er die rechte Hand mit einem zornigen Ruf abermals ausstreckte und seine Worte wiederholte, begriff ich, was er von mir wollte.
»Das Auge!«
Instinktiv griff ich zu dem Ding, das ich in den Hosenbund geschoben hatte. Es vibrierte förmlich unter meinen Fingern. Und es versorgte mich mit frischer Kraft!
Ich spürte die Aufforderung, die sich auf mich übertrug, den Ruf, sich der magischen Energien des Yighhurats zu bedienen. Es war nicht das erste Mal, daß ich spürte, wie meine normalerweise schwachen magischen Fähigkeiten von irgend etwas unterstützt und ins Ungeheuerliche gesteigert wurden. Aber niemals zuvor hatte ich so deutlich erkannt, daß es das Auge des Satans war, dem ich diese Kräfte verdankte.
Und niemals zuvor war mein Widerwille, sie anzuwenden, so groß gewesen.
Ich versuchte es auf eine Methode, die mir schon oft zum Erfolg verholfen hatte (böse Zungen behaupteten, es fiele mir besonders leicht): Ich stellte mich dumm.
»Wovon reden Sie?« fragte ich. »Welches Auge?«
Der Tempelritter schürzte abfällig die Lippen. »Du scheinst mich für einen Narren zu halten, Bruder Robert. Du hast die Wahl – gib uns das Auge und geh deiner Wege, oder...«
Er sprach nicht zu Ende, doch bei dem Oder legte er in einer sehr bezeichnenden Geste die Hand auf den Griff des gewaltigen Schwertes, das an seinem Gürtel hing.
Ich trat einen halben Schritt zurück, sah die beiden Ritter abwechselnd an und bereitete mich darauf vor, mein Leben so teuer wie möglich zu verkaufen. Mit einem entschlossenen Griff löste ich den Sicherungsriegel des Stockdegens. Zu meiner Überraschung glitt die Waffe fast wie von selbst aus der Scheide.
»Du hast genug geredet, Bruder Guillaume«, knurrte der zweite Templer, zog sein Schwert mit einem häßlich
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