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Der Hexer - NR43 - Revolte der Echsen

Der Hexer - NR43 - Revolte der Echsen

Titel: Der Hexer - NR43 - Revolte der Echsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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fallenzulassen, aber sie vermochte ihre Finger nicht zu öffnen, als wären sie mit dem Knauf verwachsen.
    »Was ist mit Euch, Herrin?« fragte Noas besorgt.
    »TÖTE IHN!« donnerte das schattenhafte Etwas noch einmal. Die Stimme wurde von einem gestaltlosen Schwall abgrundtiefer Bosheit begleitet, gegen die es keinen Widerstand gab.
    Und Sill gehorchte.

    * * *

    Ich war in meine Kammer zurückgekehrt, scheinbar der einzige Raum, in dem ich für ein paar Minuten allein sein konnte – und selbst das nur, nachdem ich Aneh die Tür demonstrativ vor der Nase zugeschlagen hatte. Vielleicht hatte ich sie sogar getroffen, auf jeden Fall wurde ich nicht mehr belästigt.
    Es ist eben nicht leicht, ein Gott zu sein.
    Nachdem ich es kategorisch abgelehnt hatte, in eines der prunkvolleren Frauenquartiere zu ziehen, hatte man sich alle Mühe gegeben, den Raum auszustaffieren. Viel hatte es nicht genutzt. Die goldenen Leuchter, Tischdecken und bestickten Kissen wirkten eher deplaziert. Sie konnten nicht darüber hinwegtäuschen, daß es die Unterkunft eines Kriegers war, auch wenn Madur – denn um sein Quartier handelte es sich – der oberste Kriegsherr des Conden-Turmes war. Die wenigen Möbelstücke waren schlicht und zweckmäßig. Ein Hauch der Düsternis, die dem Handwerk ihres früheren Bewohners anhaftete, schien sich in den Mauern eingenistet zu haben und ließ sich auch durch das helle Licht nicht völlig vertreiben, das zum Fenster hereinfiel.
    Ich ließ mich auf das Bett sinken und starrte mit hinter dem Kopf verschränkten Händen zur Decke hinauf. Zu vieles war in den letzten Stunden geschehen, über das ich mir erst Klarheit verschaffen mußte. Sill und ich hatten uns mit einem Floß über diesen unbegreiflichen Ozean im Leib der Erde bewegt, als ein Strudel uns gepackt und herabgerissen hatte. Hier, auf dem Grund des Ozeans, waren wir inmitten einer gigantischen Luftblase auf eine unbekannte Zivilisation gestoßen. Menschen, die mitsamt den Sree, ihrer Dienerrasse, in zwei bizarren turmähnlichen Bauwerken wohnten und nichts Besseres zu tun hatten, als sich gegenseitig die Köpfe einzuschlagen.
    Ich hatte keineswegs ›hier‹ geschrien, als wir entdeckt und in die Auseinandersetzungen hineingezogen wurden, in deren Verlauf Sill verletzt und von den Bewohnern des Ancen-Turmes entführt wurde. Ich hatte auch nicht begeistert applaudiert, als Mereda, Anehs Vorgängerin im Amt der Versteherin des magischen Kreises, versucht hatte, mir meine magischen Kräfte zu entziehen, um so den Kampfdämon des Ancen-Turmes zu bezwingen. Um meine Begeisterung zu vervollkommnen, war dieser kurz darauf auch noch in Form eines Shoggoten erschienen, und mein Sieg über ihn hatte mir den Titel eines Gottes eingebracht... Es gibt Tage, da hasse ich meinen Autor.
    Ich mußte mir Klarheit über Sills Schicksal verschaffen, wenigstens erfahren, ob sie überhaupt noch lebte. Unter anderen Umständen hätte ich kurz über meinen Plan geschmunzelt und ihn dann schulterzuckend als unmöglich abgetan, aber jetzt war es meine einzige Chance, um Klarheit zu gewinnen und mein weiteres Vorgehen planen zu können. Ich schloß die Augen und konzentrierte mich darauf, das Erbe meines Vaters zu erwecken, die magischen Kräfte, die tief in meinem Inneren schlummerten. Noch hatte ich mich nicht völlig von Meredas Mordversuch erholt, und es fiel mir ungleich schwerer als gewöhnlich.
    Mit unsichtbaren Fühlern tastete ich meine Umgebung ab, überwand die Enge meiner Kammer und schließlich des ganzen Conden-Turmes und suchte Kontakt zu Sills Bewußtsein. Ich wußte, daß ich es nicht schaffen konnte, sie über diese Entfernung hinweg zu erreichen; nicht im Vollbesitz meiner Kräfte und erst recht nicht in meinem momentanen Zustand. Trotzdem versuchte ich es.
    Schweiß perlte auf meiner Stirn, ohne daß ich es überhaupt wahrnahm. All meine Konzentration war auf die Leere jenseits des Turmes gerichtet. Es war der Schritt in eine fremde Welt, deren Kräfte ich mich bedienen, die ich aber niemals verstehen oder gar wirklich beherrschen konnte.
    Und dann...
    Es passierte so plötzlich, daß ich nicht einmal richtig mitbekam, was geschah. Mein tastender Geist traf auf irgend etwas. Für einen Sekundenbruchteil glaubte ich, einen lautlosen Hilferuf Sills wahrzunehmen, dann spürte ich nur noch...
    feuer, eine verzehrende glut, tausendmal heißer als die sonne, ein vorhang aus wabernder hitze, der sich über meine gedanken senkte und meinen schwachen

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