Der Hexer - NR43 - Revolte der Echsen
daß er ihr aus Demut diente. Sie würde die Wahrheit schon noch erfahren, aber erst, wenn es für sie zu spät war.
»Ihr wißt, daß ich alles für Euch tun würde«, heuchelte er.
»Deshalb habe ich dich als meinen Diener ausgewählt. Du wirst deine Treue und Hilfe nicht zu bereuen brauchen, wenn ich erst Herrscherin über Conden und Ancen bin.«
Zengsu konnte sich vorstellen, worin sein Lohn bestehen würde, aber er ging auf das Spiel ein.
»Ihr wißt, daß ich nicht viel verlange.«
»Genug geschwatzt. Uns bleibt nur noch wenig Zeit. Unser größtes Problem wird der Kampfdämon des Ancen-Turmes sein. Der Magierkreis ist bereits schwach geworden. Es erfordert eine zu große Kraft, den Dämon zu bändigen. Auch von dem condischen Kreis droht uns keinerlei Gefahr. Nicht einmal Aneh wird es in der kurzen Zeit gelingen, ihn zu einer machtvollen Einheit zu verschmelzen. Gefährlich auf dieser Seite ist nur der Teufel mit der weißen Strähne im Haar, den diese Narren für den angekündigten Befreier halten.« Mereda lachte böse auf. »Um ein Haar hätte ich ihn getötet, aber ein zweites Mal werden wir ihn nicht überlisten können.«
»Ich werde ihn für Euch umbringen«, erbot sich Zengsu. »Selbst wenn er der mächtigste Magier überhaupt wäre, ist er nicht gegen einen Pfeil aus dem Hinterhalt gefeit. Ich kenne Wege in den Turm, die...«
»Nein«, unterbrach Mereda. Du wirst nichts derartiges tun. Ich habe andere Pläne. Dennoch wirst du dich um ihn kümmern, aber anders, als du denkst. Du wirst ihn beobachten und dafür sorgen, daß ihm kein Haar gekrümmt wird, und wenn es dein eigenes Leben kosten sollte.«
»Aber Herrin, ich verstehe nicht...«
»Weil du ein Narr bist. Ich brauche diesen Mann lebend. Der Ancen-Dämon ist zu stark, selbst für mich. Soll dieser ›Befreier‹ doch zeigen, wie mächtig er ist. Möglicherweise lösen sich damit beide Probleme auf einen Schlag. Begreifst du jetzt?«
»Ich glaube schon«, antwortete Zengsu. In Gedanken hakte er auch das dritte zu lösende Problem bereits von seiner eigenen Liste ab. Wenn er es geschickt anstellte...
Das hintergründige Lächeln auf Meredas Gesicht entging ihm genauso wie die durch einen weiteren Zauber geschützte Gestalt, die sich hinter der ehemaligen Kreisversteherin verborgen hielt.
Erst als er die Höhle verlassen hatte, trat der Mann aus den Schatten heraus, die ihn umgaben.
»Er ist gefährlich, Herrin«, sagte Madur leise.
»Ich weiß«, entgegnete die Hexe. »Aber er wird keine Gelegenheit finden, seine Pläne zu verwirklichen. Noch brauche ich einen Idioten wie ihn. Noch.«
* * *
Diesmal war mein Erwachen kein sanftes Hinübergleiten aus der Welt der Träume. Ganz im Gegenteil, ich war schlagartig wach, fast schon zu schnell, als daß man es noch als normal hätte bezeichnen können. Meine Gedanken fochten einen wilden Kampf gegen die Alptraumvisionen, aus denen ich aufgeschreckt war, und es gelang mir, sie rasch zurückzudrängen. Beruhigende Impulse strömten auf mich ein und halfen mir dabei – die gleichen Impulse, die mich zuvor noch ungleich aggressiver aus dem Schlaf gerissen hatten. Instinktiv schirmte ich mein Gehirn gegen die fremde Beeinflussung ab und sprang auf.
Aneh und zwei Männer, die sich in ihrer Begleitung befanden, wichen überrascht zurück. Nein, es war keine Überraschung, wie ich mich gleich darauf selbst korrigieren mußte.
Es war Erschrecken; ein Schrecken, der sich mit Sicherheit nicht allein durch mein Aufspringen erklären ließ.
»Was hat das zu bedeuten?« wandte ich mich scharf an Aneh.
Die Kreisversteherin wich meinem Blick aus. »Verzeiht, Herr, aber ich sah keine andere Möglichkeit, als Euch auf diese Art zu wecken«, stieß sie hervor. »Ihr habt geschrien und getobt, daß ich um Euer Leben fürchtete.«
»Was meinst du mit dieser Art?« hakte ich nach. Das Zimmer bot einen Anblick, als hätte ein schlechtgelaunter Dämon es aufzuräumen versucht. Tisch und Stühle, selbst der massive Schrank waren zertrümmert. »Was haben die Verwüstungen zu bedeuten?«
»Ich... mußte die Kräfte des Kreises einsetzen«, erklärte Aneh stockend. »Ihr habt geträumt und dabei unbewußt Eurer Magie freien Lauf gelassen.« Sie deutete auf die zertrümmerten Möbelstücke. »Auf normale Art konnten wir Euch nicht wecken, da... da habe ich...«
Sie brach ab, doch ich ahnte auch so, was sie sagen wollte. Im Schlaf gehorchte das Gehirn anderen Gesetzen, und jede Art von Beeinflussung war ein
Weitere Kostenlose Bücher