Der Hexer von Hymal 01 - Ein Junge aus den Bergen
Norden grenzt das Herzogtum Khondharr an Hocatin. Im Süden das Großherzogtum Thordám. Im Osten, wie du ja weißt, das ehemalige Herzogtum Hymal.«
»Sie alle gehören zum Reich«, fuhr Danuwil fort, »dessen König in Zundaj thront, gleichzeitig Hauptstad von Zûldaján. Sogar Hymal gehört zum Reich, obwohl hier seit über hundert Jahren schon kein Herzog mehr regiert.«
»Warum nicht?«, fragte Nikko, begeistert von den vielen Antworten.
»Junge«, lachte Danuwil, »weißt du denn gar nichts?«
»Ach ja«, fuhr er sanfter fort, als er wohl bemerkte, wie Nikko sich nun schämte. »Ich vergesse manchmal, dass du nur ein Dorfjunge bist. Aber verzeih mir, ich kann dir unmöglich die Geschichte des Reichs der letzten Jahrhunderte erzählen. Da würden wir noch in Tagen hier sitzen.«
Das verstand Nikko natürlich und war in diesem Moment zufrieden mit dem, was er in den letzten Wochen alles erlebt und gelernt hatte. Vor kurzem noch hatte seine Welt kurz hinter Vyldoro geendet. Nun war er schon in Hocatin gewesen und jetzt gar ein zweites Mal im sagenumwobenen Hymal.
»Junge, leg dich jetzt schlafen«, bemerkte Danuwil plötzlich. »Ich übernehme die erste Wache.«
Nikko wachte mit den ersten Sonnenstrahlen des neuen Tages auf, die den Osthimmel in ein schwaches Rot tauchten. Als er den Schlaf abgeschüttelt hatte, erspähte er den schnarchenden Adligen, der die silberne Flasche in der rechten Hand haltend gemütlich am warmen Feuer schlief. Der Junge konnte nur den blonden Kopf schütteln, war dann aber froh, davor verschont geblieben zu sein, selbst die halbe Nacht lang Wache halten zu müssen.
Es dauerte noch eine ganze Weile, bis der Adlige endlich erwachte. Offensichtlich hatte er einmal mehr zu tief in Flasche geschaut. Der Junge unterließ es allerding, Danuwil auf dessen Versäumnis anzusprechen.
Nachdem sie sich etwas erfrischt und ihr Frühstück genossen hatten, stand die Sonne schon hoch am blauen Himmel, den nur einige wenige Wölkchen zierten. So machten sie sich endlich auf den Weg weiter das Tal hinab.
Gegen Mittag kamen sie zu der Stelle, von der man einen so guten Blick auf den Wald und die Ebene hatte. Glücklicherweise war die Luft an diesem Tag sehr klar und die beiden konnten weit in das Gelände spähen.
»Versuch die Stelle zu finden, wo dich die Orks überfallen haben«, sagte Danuwil plötzlich und hielt dem Jungen das Fernrohr entgegen.
Nikko hielt sich das Rohr ans Auge und fixierte unweigerlich den weit entfernten kahlen Hügel, der mitten aus der grünen Ebene ragte. Zu neugierig war er, ob er dort tatsächlich den Außenposten gefunden hätte. Genau konnte er es zwar auch mit den Gerät nicht erkennen, aber wenigsten die Ruinen eines Gemäuers mit einem hohen Turm waren gut zu sehen.
»Ist dieser Hügel dort hinten unser Ziel?«, fragte er schließlich, um seine Neugier endlich zu befriedigen.
»Ja«, antwortete Danuwil, »jedenfalls sollte die Expedition dort in der alten Burg eine Basis errichten. Sieht du etwas?«
»Nein, nichts genaues«, erwiderte der Junge.
»Wie weit ist die Burg wohl von hier? Einen Tagesmarsch?«, wollte der Junge wissen, der Entfernungen in der Ebene nur schlecht einschätzen konnte.
»Etwas weniger vielleicht«, meinte der Adlige. »So, jetzt finde mir aber die Stelle mit den Orks!«
Nikko fixierte zunächst den Punkt, wo der Bergbach in den Fluss aus dem Wald mündete, und folgte dann dem Verlauf der Straße in Richtung des Hügels, auch wenn sich der Weg nicht immer deutlich erkennen ließ. Schließlich erspähte er etwas, das wohl die Senke mit den großen Felsbrocken darstellen könnte. Sicher war er sich jedoch nicht.
»Ich glaube dort«, sagte Nikko und versuchte, das Gerät auf die Senke gerichtet zu halten, als er es an Danuwil übergab.
»Ah, ja«, kommentierte dieser, »ein perfekter Platz für einen Hinterhalt. Junge, solche Ort musst du meiden!«
»Warte mal«, fuhr er dann fort, »das ist doch bestimmt eine Stunde oder länger von dort bis zum Wald.«
»Eher zwei, wenn ich mich recht erinnere«, meinte der Junge.
»Du willst mir weismachen, die Orks hätten dich zwei Stunden lang über die Ebene gejagt?«, fragte der Adlige mit einer herausfordernden Stimme. »Mitten am helllichten Tag?«
»Nun«, erklärte Nikko, »ich bin gerannt und als ich nicht mehr konnte, war keiner hinter mir. Erst kurz vorm Wald habe ich sie dann wieder gehört. Ich habe es gerade so in den Wald geschafft, bevor sie mich
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