Der Hexer von Hymal 01 - Ein Junge aus den Bergen
einholten.«
»Einholten?«, zweifelte Danuwil.
»Na immerhin waren sie ja beritten«, rechtfertigte sich der Junge.
»Beritten?«, schrie Danuwil erregt.
»Ja, auf großen schwarzen Wölfen«, sagte Nikko, ohne zu wissen, warum dies den Adligen so aufregte.
»Wargreiter?«, brüllte Danuwil wütend. »Bist du von allen guten Geistern verlassen?«
»Wie kannst du nur so etwas unterschlagen?«, stauchte er den Jungen weiter zusammen. »Bist du nur blöd, oder hat dich der Feind geschickt?«
»Wargreiter! Wargreiter!«, redete sich Danuwil in Rage. »Ich kann es einfach nicht fassen. Was hast du denn sonst noch verschwiegen?«
»Ich wusste doch nicht, dass das wichtig ist«, weinte Nikko.
»Darum ja«, blökte der Adlige weiter, »gerade weil du mit deinem dummen kleinen Schädel nicht weißt, was wichtig ist, sollst du ja alles sagen! Damit Leute mit mehr Hirn und Verstand die Lage richtig einschätzen können.«
»Verfluchter Bengel!«, schloss Danuwil seine Tirade.
Nikko heulte nun nur noch laut vor sich hin. Er war völlig verstört und eingeschüchtert. Auch verstand er noch immer nicht, was an den Wölfen so wichtig war. Danuwil hingegen suchte hektisch die Ebene mit dem Fernrohr ab.
Nach einigen Minuten hatte Nikko seine Tränen getrocknet und Danuwil schien sich etwas beruhigt zu haben. Gesprochen hatten sie seither jedoch nicht.
»So«, sagte Danuwil schließlich, ohne den Jungen überhaupt anzusehen, »deine Geschichte passt nicht vorne und nicht hinten. Du wirst mir jetzt die ganze Wahrheit erzählen. Lügst du, ist dies dein Tod. Also, ich höre!«
»Was wollt Ihr denn wissen?«, schluckte der verängstigte Junge mit zittriger Stimme.
»Orks hassen das Tageslicht«, stellte der Adlige nüchtern fest. »Warum also haben sie dich so hartnäckig über die Ebene verfolgt?«
»Ich habe einige von ihnen getötet«, antwortete Nikko wahrheitsgemäß. »Darunter ein ganz großer. Vielleicht wollten sie den rächen?«
»Du? Du hast Orks getötet?«, fragte Danuwil mit finsterem Blick, der verriet, dass er dem hageren Bauernjungen kein Wort glaubte. »Und einen Häuptling obendrein?«
»Ja, Herr«, erwiderte der Junge kleinlaut.
»Mit deinen blanken Händen, nehme ich an?«, spottete Danuwil.
»Nein, mit dem Stab«, rechtfertigte sich Nikko.
»Was für ein Stab?«, fragte der Adlige und schien nun verwirrt.
Nikko kramte den Zauberstab aus seinem Rucksack hervor. Die magische Waffe gab ihm sogleich Kraft und Selbstvertrauen zurück. Gut, dass er sie nun bereit hatte. Sollte Danuwil tatsächlich versuchen ihn zu töten, würde er sich wenigstens verteidigen können.
»Damit willst du sie erschlagen haben?«, fragte Danuwil und klang nun interessiert.
»Nein«, sprach Nikko selbstbewusst, stand auf und richtete den Stab auf einen Steinbrocken in geringer Entfernung. Sogleich schoss ein gleißender Strahl aus dem Zauberstab und ließ den Stein mit einem lauten Knall in viele Stücke zerbersten.
Dem sonst so souveränen Adligen hatte dieses Schauspiel wohl völlig die Sprache verschlagen. Mit offenem Mund und großen Augen auf den zersplitterten Stein starrend, stand er da und schien gar nichts mehr zu begreifen.
Nach einiger Zeit des Schweigens fühlte sich Nikko dann sicherer. Er hatte jetzt nicht mehr das Gefühl, als würde der Adlige ihm tatsächlich noch gefährlich werden.
»Was ist an diesen Wölfen so wichtig?«, fragte er schließlich, um das unangenehme Schweigen zu brechen.
»Keine Wölfe. Wargs«, antwortete Danuwil. »Aufgrund der protokollierten Aussage musste ich davon ausgehen, dass es sich bei den Orks nur um eine kleine Räuberbande handelte. Wargreiter hingegen lassen auf eine größere Gruppe schließen. Auch keine Räuber, sondern ein ganzer Stamm. Im schlimmsten Fall sogar ein Heer.«
»Verzeiht mir bitte«, sprach Nikko, »wenn ich geahnt hätte, dass die Wölfe oder Wargs wichtig waren, dann hätte ich es so berichtet.«
»Ich habe mich zu entschuldigen«, entgegnete der Adlige schließlich zu Nikkos völliger Überraschung. Der stolze Edelmann stand auf und verbeugte sich tief vor dem Jungen.
»Ich gehe davon aus, dass Ihr nicht einmal wisst, was dieser Stab über Euch verrät?«
Der Junge wurde nur noch verwirrter, als Danuwil ihn nun so höflich ansprach. »Warum sprecht Ihr so zu mir?«
»Eben noch erschient Ihr mir ein bloßer Bauernjunge«, erläuterte der Adlige. »Nun aber steht ein echter Zauberer vor mir. Als solcher seid Ihr dem Adel natürlich
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