Der Himmel schweigt
Landungsschiffen der Stahlwölfe zeigte. Will Elliot, nach den Kämpfen um den Red-Ledge-Pass und bei Tara zum Lance Corporal befördert, war ganz damit zufrieden, nur die Bilder zu beobachten und sich an dem Bier festzuhalten, das er zu Beginn des Abends bestellt hatte. Jock Gordon und Lexa McIntosh, die links und rechts von ihm an der Theke saßen, waren bereits auf dem besten Wege zu einer gründlichen und fröhlichen Volltrunkenheit, und jemand musste nüchtern genug bleiben, sie vor dem nächsten Morgen zurück in die Kaserne zu bringen.
Lexa hob das Glas in Richtung der auf dem Bildschirm abfliegenden Landungsschiffe. »Haut bloß ab, ihr Müllgeburten, und kommt ja nicht wieder!«
»Wir haben sie vor uns hergetrieben«, erklärte Jock. »Als erst die Luft/Raumjäger aus Halidon kamen, haben wir sie vor uns hergetrieben. Ich finde immer noch, wir hätten sie nicht ziehen lassen sollen.«
»Die Countess wollte sie nicht abziehen lassen«, sagte Lexa. Sie leerte das Glas und winkte dem Barmann, ihr ein neues zu bringen. »Sie wollte sie bis zum Umfallen hetzen, und sie dann in Stücke schneiden. Das sagen alle.«
»Alle sagen viel«, erwiderte Will. Es fiel ihm nicht schwer zu glauben, dass Countess Tara Campbell die Verfolgung nicht hatte aufgeben wollen. Er und Lexa hatten aus ihrem Schützenloch den Kampf zwischen ihrem Tomahawk und den drei IndustrieMechs mit bester Sicht verfolgt, und das Schauspiel hatte nicht den leisesten Zweifel in ihm zurückgelassen, dass die Präfektin in einer Schlägerei ihren Mann stehen konnte, wenn es sein musste. Aber er hielt sie nicht für den Typ, im Sieg rachsüchtig zu werden.
Hör sich das einer an, dachte er. Ich bilde mir doch tatsächlich ein, zu wissen, was in der Präfektin vorgeht, nur weil wir in derselben Schlacht gekämpft haben. Ich weiß nichts von ihren Sorgen, genauso wie sie nichts von meinen weiß.
Er musste zugeben, dass er Anastasia Kerensky und ihren Stahlwölfen gegenüber erheblich tiefere Rachegefühle gehegt hätte, hätten sich die Dinge nur etwas schlimmer entwickelt. Liddisdale war einer der Gebirgsorte auf dem Weg des Feindes gewesen, und Wills Elternhaus hatte mehrere Stunden eine Highlander-Raketenbatterie beherbergt, bis einer der Stahlwolf-BergbauMechs das Haus und die Verteidiger im Innern zerlegt hatte.
Will hatte es von seiner Mutter erfahren. Jean Elliot war bei Beginn der Kämpfe beim alten Angus und Robbie Macallan untergekrochen und wohnte in deren Berghütte, bis Wills Schwester in Kildare es über die Berge schaffte. Er war noch nicht nach Liddisdale gefahren, um sich die Trümmer selbst anzusehen und war sich auch gar nicht sicher, ob er das wollte.
Im TriVid-Nachrichtenkanal wechselte das Bild von den abfliegenden Landungsschiffen zur Fassade des Forts, und dann zur Großaufnahme eines dunkelhaarigen Mannes in einfacher Kleidung. Der Textblock am unteren Rand des Bildschirms teilte den Zuschauern mit, dass sie Livebilder des Paladins Ezekiel Crow sahen.
Will betrachtete die Züge des Paladins mit milder Neugier. Das war also ein Paladin der Republik. Nicht sonderlich beeindruckend, wenn man berücksichtigte, dass sämtliche Paladine in den populären Geschichten, die es über sie gab, zwei Meter groß waren und geradezu vor Tugend platzten. Ezekiel Crow war, soweit Will das feststellen konnte, nur ein weiterer erschöpfter Überlebender der Stahlwolf-Invasion.
»Stimmt es, Mylord«, fragte die Stimme eines Reporters aus dem Off, »dass Sie die Präfektin angewiesen haben, die Stahlwölfe abfliegen zu lassen?«
Neben Will lachte Jock Gordon. »Da hat sich noch jemand dieselbe Frage gestellt wie wir.«
»Glaubst du wirklich, du wärst helle genug, dir 'ne Frage zu stellen, auf die sonst keiner kommt?«, fragte Lexa. »Halt die Klappe und hör zu.«
»Es stimmt, dass ich der Präfektin dazu geraten habe«, antwortete Crow dem Reporter. »Die Stahlwölfe mögen ihre Loyalität zur Republik der Sphäre aufgekündigt haben, aber sie sind noch keine so erbitterten Feinde, dass Northwind nicht eines Tages ihre Freundschaft benötigen könnte, und sie wissen sehr gut, wer diesen Kampf gewonnen hat. Sie zu vernichten, hätte Ihnen nur einen Erbfeind eingetragen, dessen Hass Sie über Generationen verfolgt hätte. Besser, sie jetzt ehrenvoll ziehen zu lassen, vielleicht in der Hoffnung auf eine friedlichere Zukunft.«
»Was ist mit der Präfektin, Mylord? Hat sie das genauso gesehen, oder stimmt es, was man hört, dass Sie Ihre
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