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Der Himmel ueber Dem Boesen

Der Himmel ueber Dem Boesen

Titel: Der Himmel ueber Dem Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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dass das wegkommt, und ich will nicht   … dass
er
es macht, verstehen Sie?»
    Das war wahrscheinlich der Moment, in dem Gomer etwas hätte bemerken sollen. Den Ausdruck in ihrem Gesicht: Angst. Ja, es war eindeutig Angst.
    Gomer war hin und her gerissen. Diese Londonerin tat ihm leid. Allein in ihrem Bauernhaus, das ihren Mann wahrscheinlich jetzt schon langweilte. So eine elegante, gebildete Frau, und jetzt war sie hier gelandet, ausgesetzt zwischen all den flachen Feldern, durch die der Verkehr donnerte.
    Nach dem, was später passierte, fragte er sich oft, was er noch hätte sagen können, was er hätte anders machen sollen – vielleicht hätte er sie erst mal vertrösten, sich Rat holen und mehr Informationen über Roddy einholen sollen. Aber was gab es schon in Erfahrung zu bringen über einen Gauner, einen Hochstapler und Schwindler?
    «Bitte»,
sagte Mrs.   Pawson.
    Gomer fragte sich, was sie sonst noch plagte, aber das würde sie ihm sicher niemals verraten. Er nickte. «Gut.» Was sollte er sonst noch sagen? «Dienstag. Wie wär’s mit Dienstag?»
    Aber es hatte sich nicht richtig angefühlt, schon in dem Moment nicht.

2   Druck
    Manchmal hätte sie Mom am liebsten geschüttelt. Sie in die Ecke gedrückt und geschrien:
Warum kommst du nicht langsam mal in die Gänge? Du bist eine erwachsene Frau, du bist unverheiratet. Glaubst du etwa, nur weil du Pfarrerin bist, hast du keine Hormone mehr? Du
hast
nur ein Leben, verdammt nochmal   … auch wenn du vielleicht was anderes glaubst
.
    Jane lehnte sich über den Küchentisch, ohne zu verheimlichen, dass sie versuchte, alles mitzubekommen.
    Es wurde langsam dunkel in der großen Küche, und Mom stand im Schatten, in der Ecke neben der Tür, und nahm den Anruf auf dem schnurlosen Telefon entgegen. Sie sah sehr klein aus und fast geisterhaft in ihrem grauen Messhemd. Ihr Gesichtsausdruck hatte sich nicht verändert. Normalerweise
reagierte
sie, wenn sie ans Telefon ging – lächelte erleichtert, war neugierig oder schnitt irgendeine Grimasse. Zum Beispiel, wenn es der Bischof war oder – noch schlimmer – Onkel Ted. Die Tatsache, dass ihr jetzt so gar nichts anzusehen war, bedeutete, dass sie ganz bewusst etwas kaschierte, was Jane nicht wissen sollte. Meistens konnte man in Moms Gesicht lesen wie in einem offenen Buch – und zwar keinem von Proust oder Joyce oder sonst jemand Kompliziertem.
    Also schnitt Jane eine Grimasse. Nach dem Motto: wenn das nicht lächerlich ist.
    «O.   k. Gut, dann bleibt es dabei», sagte Mom, legte das Telefon auf die Kommode und betrachtete es eine Sekunde zu lange, bevor sie sich wieder dem Raum zuwandte. Ihr Gesichtsausdruck wirkte im Lampenlicht weich, und in dem langen leinenen Messgewand sah sie einen Moment lang aus wie ein kleines Mädchen, das darauf wartete, ins Bett gebracht zu werden. Fehlte nur noch der Teddy.
    «Nerviger Anruf?» Jane zog die Augenbrauen hoch.
    Mom kam zurück an den Tisch. Etwas sah man ihr doch an: Sie wirkte müde. Dies ganze Herumlavieren musste sie ja fertigmachen.
    «Du musst das nicht machen, Mom, weißt du? Jedenfalls nicht bei mir.»
    «Was denn?»
Jetzt
sah man ihr etwas an: Sie wirkte wachsam.
    «Ich bin auf deiner Seite. Ich
mag
Lol. Ich meine, unter anderen Umständen – also, wenn meine alternde Mutter nicht im Spiel wäre – würden die zwanzig Jahre Altersunterschied zwischen ihm und mir überhaupt nicht stören. Aber, weißt du   … wenn
ich
ihn nicht haben kann   … was ich sagen will, ist, wenn du ein kleines
Stelldichein
arrangieren willst, meinen Segen hast du. Und, äh   …», sie zeigte mit dem Daumen nach oben, «seinen vermutlich auch. Er ist ja nicht unmenschlich. Nehme ich jedenfalls an.»
    Jane lehnte sich mit verschränkten Armen zurück. Einen kurzen Moment lang schien Mom fast zu lächeln. Dann sagte sie barsch: «Hast du keine Hausaufgaben?»
    «Schon erledigt. Aber wenn du damit sagen willst, ich soll rausgehen, damit du zurückrufen kannst und ihr euch ungestört unterhalten könnt, mache ich das nur zu gern   –»
    «Treib’s nicht zu weit, Schatz», sagte Mom ruhig.
    «Zu weit treiben? Mein Gott, wenn es hier doch endlich mal jemand etwas
weiter
treiben würde   …» Jane sank auf ihrem Stuhl zurück und trommelte mit den Fingern auf den Esstisch. Das war nicht der richtige Moment.
    «Sieh mal auf die Uhr.» Mom schloss die Augen und sah überhaupt nicht mehr aus wie ein kleines Mädchen. Sie war jetzt siebenunddreißig, da kam man nicht

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