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0252 - Die Tochter des Totengräbers

0252 - Die Tochter des Totengräbers

Titel: 0252 - Die Tochter des Totengräbers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Die alte Matratze knarrte erbärmlich, als sich der schwere Mann zur Seite wälzte und schließlich seine Beine über die Bettkante schwang.
    Zielsicher fanden seine Füße die bereitstehenden Pantoffeln.
    Er schlüpfte hinein, stand auf und schlich zum Fenster.
    Dort blieb Jason Price stehen.
    Wie in jeder Nacht hatte Thelma die Vorhänge zugezogen.
    Sie reichten bis auf den Boden und ließen kaum einen Fetzen Licht durch.
    Price griff nach der Kordel, die so dicht vor seinem Gesicht baumelte, daß sie schon fast seine Wange streifte.
    Er zog sie nach rechts, und über ihm ertönte ein helles Summen, als die kleinen Räder auf der Schiene weiterfuhren und die rechte Hälfte des Fensters preisgaben, so daß Price nach draußen schauen konnte.
    Es war eine unheimliche Nacht.
    Zwar herrschte kein Gewitter, es war auch kein Vollmond zu sehen. Trotzdem gefiel ihm dieses fahle Licht nicht, das sich hinter den dicken Wolken versteckte und die Ränder dieser gewaltigen Nebelgebilde erhellte.
    Wie bizarr anmutende Felsen standen die Wolken am Himmel, ohne vom Wind bewegt zu werden.
    Sie schwiegen.
    Price ließ seinen Blick wandern und schaute in die Tiefe. Von der großen Treppe sah er nur einen Teil der Stufen, sein Blickwinkel war einfach nicht gut genug. Dafür konnte er den Weg überblicken bis hin zur Grenze, wo der kleine Familienfriedhof begann.
    Da die Luft seltsam klar war glaubte er, die alten Grabkreuze und Steine erkennen zu können, die schief in der feuchten Erde des Totenackers steckten.
    Er selbst hatte die letzten Toten dort noch begraben. Schließlich war es sein Job als Totengräber.
    Mit seinen nikotingelben Fingerspitzen der linken Hand zog er die Furchen in seinem Gesicht zwischen Nasen- und Mundwinkel nach. Bei Jason Price ein Zeichen großer Unruhe, obwohl er es nicht gern zugab, aber er spürte sie, und er hatte Angst. Denn das, was fast jede Nacht geschah, war nicht normal.
    Der Schlag der alten Standuhr im Flur war verstummt. Es herrschte wieder Stille. Eigentlich hätte Price das Atmen seiner Frau hören müssen. Da er dies nicht vernahm, ging er davon aus, daß Thelma wach im Bett lag und lauschte.
    Price sprach sie nicht an. Sie hätte ihm sowieso wieder Vorwürfe gemacht, denn sie gab ihm allein die Schuld an den Dingen. Dabei konnte er nichts dafür.
    »Siehst du sie?« Thelmas Stimme unterbrach das lastende Schweigen.
    »Nein.«
    »Aber sie wird kommen?«
    »Vielleicht.«
    Eine Bettdecke raschelte. Jason wußte genau, daß seine Frau jetzt aufstand.
    Schon hörte er ihre Schritte. Sie klangen irgendwie plump. Ja, das war der richtige Ausdruck.
    Er spürte ihren Körper hinter sich. Sie preßte ihre schlaff gewordenen Brüste gegen seine rechte Seite und schaute an ihm vorbei. »Vielleicht geht sie nicht mehr.«
    »Weiß ich doch nicht.«
    »Warum fragst du sie nicht?«
    »Das habe ich bereits.«
    »Und?«
    »Sie sagt nichts.«
    Das Lachen der Frau klang schrill und ließ Jason Price zusammenzucken. »Dann bindet sie dir einen Bären auf, mein Lieber.«
    »Möglich. Ich höre nur immer, daß sie sich an nichts mehr erinnern kann.«
    »Daß ich nicht lache. Marion und sich an nichts mehr erinnern. Das kannst du mir nicht erzählen.«
    »Es ist aber so.«
    »Du hast sie eben zu sehr verwöhnt. Schon als Kind. Immer wenn ich etwas sagte, dann hattest du eine Ausrede für sie. Und du hast sie immer mitgenommen, sogar zu deinen verdammten Leichen, wenn du sie gewaschen und in die Särge gelegt hast. Und das bei einem Kind.«
    »Sie sollte eben ein natürliches Verhältnis zu den Toten bekommen.«
    »Das hat sie. Deshalb geht sie auch jede Nacht los. Oh, ich verfluche den Tag, an dem wir dieses Haus hier geschenkt bekommen haben. Das wollte keiner haben. Ein Haus mit einem Friedhof, das ist schon fast pervers.«
    »Meinetwegen auch das«, erwiderte Jason. »Wenn es dir in einer dieser Wohnburgen besser gefällt, bitte, du kannst ja ausziehen!«
    »Damit du mit deiner Tochter allein bist, wie? Nein, den Gefallen tue ich euch nicht. Aber ich behalte euch im Auge, darauf kannst du dich verlassen. Ich schaue genau nach, was ihr tut, ihr… ihr Leichenfetischisten.«
    »Halt endlich deinen Mund!« knurrte Price, dem das Gerede seiner Frau wieder auf den Wecker fiel.
    Thelma war auch still. Doch nicht, weil ihr Mann es so haben wollte, sondern weil sie das dumpfe Schlagen der Haustür vernommen hatte. »Jetzt geht sie!« hauchte die Frau.
    Beide beugten sich etwas vor, um besser sehen zu können. Marion

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