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Der Himmel ueber Dem Boesen

Der Himmel ueber Dem Boesen

Titel: Der Himmel ueber Dem Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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drum herum – bald würde sie eine alte Tante sein, und dann wäre die Aussicht, glücklich zuwerden, die jetzt in so greifbarer Nähe zu sein schien, wieder in weite Ferne gerückt. «Um halb sieben ist Pfarrgemeinderatssitzung, und wir haben noch nicht mal gegessen.»
    «Kein Problem.» Jane stand auf. «Ich kann doch schnell zur Frittenbude gehen.»
    «Ich dachte, du boykottierst die Frittenbude?»
    «Sie behaupten neuerdings, keine tierischen Fette mehr zu benutzen. Und damit kann ich leben.»
    «Ach ja, dann mach das doch.» Mom wirkte sehr dankbar und suchte in ihrer Tasche nach ihrem Portemonnaie.
    «Willst du auch Erbsenpüree?», fragte Jane.
     
    Als ihre Tochter weg war, ging Merrily in ihr Spülküchenbüro, schloss die Tür, schaltete die Schreibtischlampe an und setzte sich. Sie zog ihre schwarze, wollene Strickjacke über ihr Messgewand und überlegte, ob sie Lol zurückrufen sollte, aber dann –
Pfarrgemeinderatssitzung: Einnahmen, Umsatzzahlen   … Druck
– rief sie stattdessen Huw Owen an.
    «Sie wissen doch alles», sagte sie. «Welchen Kurs soll ich fahren, was diesen Mobilfunkmast auf dem Kirchturm angeht?»
    «Ganz schön kalt bei Ihnen, oder?», sagte Huw.
    «Verglichen mit Ihrem Haus bestimmt nicht.» Huws Pfarrhaus lag oben in den Brecon Beacons, über der Schneefallgrenze, wo es nur im Juli ein bisschen warm wurde.
    «Ich habe gerade vorhin an Sie gedacht», sagte er. «An Sie und diesen Rockstar. Ist das was Ernstes oder nur ein Flirt?»
    Rockstar:
Das meinte er ironisch. Sie ging nicht darauf ein. «Ist es denn erlaubt zu flirten?»
    «Merrily», sagte Huw, «heutzutage ändern Geistliche ihr Geschlecht, sind Transvestiten, machen Fesselspiele und nehmen Kokain. Ich würde sagen, solange keine Schäferhunde beteiligt sind   … wie sieht Bernie Dunmore das eigentlich?»
    «Der sagt, so etwas soll jeder mit seinem eigenen Gewissen ausmachen. Das ist eine Sache zwischen jedem Einzelnen und Gott.»
    «Nett. Da weiß man doch, warum er Bischof geworden ist. Und was sagt Gott dazu?»
    «Der sagt, wir sollen zu Potte kommen, bevor Jane mit den Pommes zurück ist.»
    Sie stellte sich vor, wie Huw ohne Schuhe und mit ungekämmten Haaren vor seinem Feuer saß, das gardinenlose Fenster ein kaltes blaues Viereck in der weißgetünchten Wand. Vom Rand seines von Schafen kurz gehaltenen Rasens aus konnte man das Häuschen sehen, in dem Huw als
Bastard
geboren worden war, wie er es selbst gern ausdrückte. Zwei Jahre später hatte seine Mutter ihn mit nach Sheffield genommen, wo er aufgewachsen und zu einem richtigen Waliser geworden war.
    Huw Owen: der Bastard, der wieder nach Hause in die Hügel gekommen war. Merrilys Tutor für spirituelle Grenzfragen, ihr spiritueller Lehrer.
    «Na, dann mal los», sagte er. «Mobilfunkmasten? Das sind die Spitzen der Teufelshörner.»
     
    Als Jane in der feuchten Dämmerung den Marktplatz überquerte, sah sie sich um. Zwischen den dunklen, tropfenden Herbstbäumen hindurch sahen die Lichter des Pfarrhauses von Ledwardine verschwommen aus, als hätte sie Tränen in den Augen, und sie fragte sich, wie das mit Mom und Lol nur so schnell so schief hatte gehen können.
    Den ganzen Spätsommer hindurch hatte Mom beschwingt und mädchenhaft gewirkt, vielleicht zum ersten Mal, seit sie ordiniert worden war. Zwei Mal hatte sie sogar dieses aufreizend tief ausgeschnittene Top getragen, das Jane aus Spaß beim Schlussverkauf in Hereford erstanden hatte.
    Jane hatte sich vorgestellt, wie das knappe Teil auf dem Fußbodenvon Lols Speicher lag, und war bei dem Gedanken vollkommen cool geblieben. Mom war jetzt seit über sechs Jahren Witwe, und auch wenn der Unfall, der Dad auf der M 5 getötet hatte, ein ziemlich drastisches Ende einer schlechten Ehe war, wurde es langsam höchste Zeit, mit der Schuldfrage abzuschließen.
    Es
ging
doch um Schuld, oder? Mit Schuld jeder Art kannte Mom sich aus, darin war sie immer gut gewesen. Lol hatte im Sommer diesen Song geschrieben, in dem es darum ging, wie schwierig es für Pfarrerinnen sein kann, Gott zu lieben, wenn sie gleichzeitig einen Mann lieben.
    Was allerdings nur ein Problem war, wenn man glaubte, dass Gott ein Mann war. Wenn man glaubte, dass Gott überhaupt irgendwas war.
    Und falls dieses Irgendwas – dieser Glaube an etwas Unerkennbares, Unbeweisbares und sehr wahrscheinlich Schwachsinniges – die Sache mit Mom und Lol vermasselte, konnte Jane damit überhaupt nicht leben   … echt, dann würde sie sich hier auf

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