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Der Hobbit

Der Hobbit

Titel: Der Hobbit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R.R. Tolkien
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erschauern;
    Hell leuchten Fenster aus nachtschwarzen Mauern.
     
    Tanzet nun alle zusammen vor Freude!
    Leicht ist der Fuß, und das Gras ist wie Seide;
    Silbern der Bach, wo die Schatten verwehen,
    Schön ist der Mai, und schön, dich zu sehen!
     
    Singet nun leis, ihn in Schlummer zu wiegen,
    Lasset die Träume sich an ihn schmiegen!
    Bach, stell dein Rauschen ein! Quakt nicht, ihr Frösche!
    Wind, hör zu pfeifen auf! Mondlicht, erlösche!
     
    Schweiget nun alle, Eschen und Eichen!
    Wasser, Gezweig und Mond, haltet stille!
    Lieget nun ruhevoll bis zum Weichen
    Des Dunkels am Morgen, dies ist Traumes Wille.
     
    »Na, ihr seid mir ein fideles Völkchen!«, sagte Bilbo, als er zu ihnen hinausschaute. »Welche Mondstunde ist das denn jetzt? Mit eurem Schlaflied könntet ihr ja einen betrunkenen Ork aufwecken. Trotzdem, danke!«
    »Und dein Schnarchen hört sich an, als würdest du einen versteinerten Drachen mittendurch sägen – und trotzdem, danke!«, antworteten sie unter Gelächter. »Es geht schon auf die Morgendämmerung zu, und du hast seit dem Abend geschlafen. Vielleicht wirst du morgen von deiner Müdigkeit geheilt sein.«
    »Schon ein kurzer Schlaf in Elronds Haus heilt vieles«, sagte er, »aber von dieser Medizin kann ich nie genug kriegen. Darum jetzt zum zweiten Mal gute Nacht, Freunde!« Und damit ging er wieder zu Bett und schlief bis in den späten Vormittag hinein.
    Bald fiel in diesem Haus die Müdigkeit von ihm ab, und er tanzte und alberte mit den Elben des Tales, ob früh oder spät. Aber selbst dort hielt es ihn nun nicht mehr lange, denn er sehnte sich heim in seine Hobbithöhle.
    Nach einer Woche sagte er daher Elrond Lebewohl, machte ihm ein paar Geschenke, die so klein waren, dass man sie nicht ablehnen konnte, und ritt mit Gandalf davon.
    Als sie eben das Tal hinter sich ließen, verdunkelte sich vor ihnen im Westen der Himmel, und Wind und Regen schienen nur auf sie gewartet zu haben.
    »Wie lieblich ist der Maien!«, sagte Bilbo, als ihm der Regen ins Gesicht schlug. »Aber nun haben wir die Sagen und Mären hinter uns und kommen heim. Dieser Regen gibt uns wohl den ersten Vorgeschmack der Heimat.«
    »Es ist noch ein weiter Weg bis dahin«, sagte Gandalf.
    »Doch dies ist das letzte Stück«, sagte Bilbo.
    Sie kamen an den Fluss am äußersten Rand der Gegenden, die an die Wilden Lande angrenzten, und zu der Furt unter dem steilen Ufer, an die ihr euch vielleicht noch erinnert. Der Fluss war angeschwollen, sowohl von der Schneeschmelze beim Nahen des Sommers als auch von dem tagelangen Regen; aber mit einiger Mühe kamen sie trotzdem hinüber, und als es Abend wurde, ritten sie weiter, zur letzten Etappe ihrer Reise.
    Diese war ganz so wie beim vorigen Mal, aber stiller, weil sie ja nur zu zweit waren; und Trollen begegneten sie dieses Mal nicht. An jeder Stelle des Weges fiel Bilbo ein, was sie vor einem Jahr – aber es kam ihm vor, als wäre es zehn Jahre her – dort getan, gesagt oder gesehen hatten; und natürlich wusste er noch genau, wo das Pony in den Fluss gefallen war und wo sie sich vom Weg entfernt und die unangenehme Bekanntschaft mit Tom, Bert und Bill gemacht hatten.
    Nicht weit ab von der Straße fanden sie das Gold der Trolle unberührt vor, wo sie es vergraben hatten. »Ich habe davon schon genug für den Rest meines Lebens«, sagte Bilbo, als sie es ausgegraben hatten. »Nimm du es lieber, Gandalf! Ich glaube, du kannst etwas damit anfangen.«
    »Und ob!«, sagte der Zauberer. »Aber lass uns redlich teilen! Vielleicht hast du es doch nötiger, als du meinst.«
    Also füllten sie das Gold in Säcke und luden es den Ponys auf, die überhaupt keine Freude daran hatten. Von nun an kamen sie langsamer voran, denn die meiste Zeit mussten sie laufen. Aber das Land war grün, und der Hobbit spürte mit Wonne das dichte Gras unter den Fußsohlen. Er tupfte sich mit einem roten Seidentaschentuch das Gesicht ab – mit einem von Elrond entliehenen; von seinen eigenen war keines übrig geblieben –, denn mit dem Juni war der Sommer eingezogen, und es war wieder schönes und heißes Wetter.
    Und da alles einmal ein Ende haben muss, auch diese Geschichte, kam endlich der Tag, an dem sie das Land vor Augen hatten, wo Bilbo geboren und aufgewachsen war und wo er jeden Baum und Strauch kannte wie seine Westentasche. Als sie auf eine Anhöhe kamen und er in der Ferne den Bühl sah, blieb er stehen und sagte:
     
    Die Straße gleitet fort und fort,
        Weg von der

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