Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Hobbit

Der Hobbit

Titel: Der Hobbit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R.R. Tolkien
Vom Netzwerk:
Haufen zu sammeln und durch Berührung abzuzählen. Inzwischen hatten sie natürlich jedes Gefühl dafür verloren, in welcher Richtung der Pfad lag, und wenigstens bis zum nächsten Morgen hatten sie nicht die geringste Aussicht, ihn wiederzufinden.
    So blieb ihnen nichts weiter übrig, als da, wo sie gerade waren, die Nacht zu verbringen. Um nicht wieder getrennt zu werden, wagten sie nicht einmal den Boden nach Speiseresten abzusuchen. Aber nicht lange, nachdem sie sich hingelegt hatten, und als Bilbo eben erst schläfrig wurde, sagte Dori, der die erste Wache hatte, mit lauter Flüsterstimme:
    »Da drüben sind wieder die Lichter – mehr als vorhin!«
    Alle sprangen sie auf. Ja, kein Zweifel, nicht weit von ihnen blinkten Dutzende von Lichtern, und sie hörten ganz deutlich die Stimmen und das Gelächter. Langsam krochen sie dorthin, einer hinter dem andern und jeder auf Tuchfühlung mit seinem Vordermann. Als sie näher kamen, sagte Thorin: »Diesmal wird nicht drauflosgerannt! Niemand rührt sich aus unserm Versteck, ehe ich es sage! Ich schicke zuerst Herrn Beutlin allein hin. Er soll mit ihnen reden. Vor ihm werden sie keine Angst haben« – (»und ich vor ihnen?«, dachte Bilbo) – »und hoffentlich nichts Übles mit ihm anstellen.«
    Als sie am Rand des Lichterkreises waren, gaben sie Bilbo von hinten einen Schubs. Bevor er seinen Ring auf den Finger streifen konnte, stolperte er vorwärts in den vollen Lichtschein der Feuer und Fackeln. Das war nicht das Richtige. Wieder gingen alle Lichter auf einen Schlag aus, und es war vollkommen dunkel.
    Wenn es das vorige Mal schon schwer gewesen war, sich wieder zu sammeln, so wurde es diesmal noch schlimmer. Und den Hobbit fanden sie überhaupt nicht. Jedesmal, wenn sie sich abzählten, kamen sie nur bis dreizehn. »Bilbo Beutlin!«, riefen sie. »Hobbit! Hallo, du verdammter Hobbit, wo steckst du?«, und dergleichen mehr, aber es kam keine Antwort.
    Sie wollten die Hoffnung schon aufgeben, als Dori rein zufällig über ihn stolperte. Im Dunkeln fiel er über etwas, das er zuerst für einen Holzkloben hielt, dann aber als den Hobbit erkannte. Er lag zusammengerollt da und schlieffest. Sie mussten ihn lange schütteln, bis er wach wurde, und dann war er alles andere als erfreut.
    »Ich hab so schön geträumt«, maulte er. »Die ganze Zeit saß ich bei einer leckeren Mahlzeit.«
    »Du lieber Himmel, jetzt fängt er auch schon so an wie Bombur!«, sagten sie. »Erzähl uns nichts von deinen Träumen! Von Traummahlzeiten wird man nicht satt, und wir können nicht mitessen.«
    »Sie sind aber noch das Beste, was ich in diesem abscheulichen Wald wohl bekommen werde«, brummte er, als er sich neben die Zwerge niederlegte, um weiterzuschlafen und seinen Traum fortzusetzen.
    Aber die Lichter im Wald ließen ihnen keine Ruhe. Später, als die Nacht sich wohl schon zum Ende hin neigte, kam Kili, der nun Wache hatte, weckte sie und sagte:
    »Da ist eine wahre Festbeleuchtung, nicht weit von hier – Hunderte von Fackeln und viele Feuer müssen ganz plötzlich durch Zauberei angezündet worden sein. Und hört nur den Gesang und die Harfen!«
    Nachdem sie eine Weile still dagelegen und gelauscht hatten, konnten sie dem Wunsch nicht widerstehen, sich noch einmal zu nähern und um Hilfe zu bitten. Wieder machten sie sich auf, und diesmal war das Ergebnis katastrophal. Das Festgelage, das sie nun sahen, war noch größer und prächtiger als die vorigen; und am Kopfende einer langen Speisetafel saß ein Waldlandkönig mit einer Laubkrone auf seinem goldenen Haar, ganz wie Bombur die Erscheinung in seinem Traum beschrieben hatte. Das Elbenvolk reichte Schüsseln von Hand zu Hand und zwischen den Feuern herum, einige spielten Harfe und viele sangen. In ihr schimmerndes Haar waren Blumen geflochten; grüne und weiße Edelsteine glitzerten an Kragen und Gürteln; und ihre Gesichter waren ebenso munter wie ihre Lieder. Laut und rein und schön war ihr Gesang, doch da kam Thorin hervor und trat unter sie.
    Mitten in einem Ton wurde es totenstill. Aus gingen alle Lichter. Die Flammen verschwanden in schwarzen Rauchwolken. Asche und Funken flogen den Zwergen in die Augen, und wieder war der Wald voll von ihrem Lärmen und Schreien.
    Bilbo rannte immerzu im Kreis herum (oder so kam es ihm vor) und rief und rief nach Dori, Nori und Ori, Oin und Gloin, Fili und Kili, Bombur, Bifur und Bofur, Dwalin und Balin und Thorin Eichenschild, während andere, die er nicht sehen konnte, ringsum

Weitere Kostenlose Bücher