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Der Hobbit

Der Hobbit

Titel: Der Hobbit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R.R. Tolkien
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hatte, braun gewesen war. Ihr Fell schimmerte durch das Halbdunkel. Bevor Thorin einen Befehl geben konnte, waren drei von den Zwergen aufgesprungen und schossen Pfeile ab. Keiner schien zu treffen. Die Hirsche machten kehrt und verschwanden so leise, wie sie gekommen waren, zwischen den Bäumen, und die Zwerge schossen vergeblich hinterher.
    »Halt! Halt!«, brüllte Thorin, aber es war zu spät. In der Aufregung hatten die Zwerge ihre letzten Pfeile vergeudet,und die Bogen, die Beorn ihnen mitgegeben hatte, waren nun nutzlos.
    An diesem Abend waren sie gedrückter Stimmung, die sich an den folgenden Tagen noch mehr verfinsterte. Den verzauberten Fluss hatten sie überschritten, aber der Weg schien sich ebenso endlos hinzuziehen wie zuvor, und im Wald zu beiden Seiten konnten sie keine Veränderung erkennen. Hätten sie den Wald besser gekannt und sich überlegt, was der Jagdlärm und die weißen Hirsche auf ihrem Weg zu bedeuten hatten, so hätten sie begriffen, dass sie sich endlich dem Ostrand näherten und, wenn Mut und Hoffnung sie nicht verließen, nun bald in lichtere Wälder und sogar an Stellen kämen, wo die Sonne wieder hereinschien.
    Aber das wussten sie nicht, und nun hatten sie auch noch ihre liebe Not mit dem schwergewichtigen Bombur, den sie wohl oder übel mitschleppen mussten, eine Plackerei, in der sie sich zu je vieren abwechselten. Das Gepäck musste dann auf alle anderen verteilt werden, was nur möglich war, weil es in den letzten Tagen allzu leicht geworden war; und der lächelnd vor sich hinschlummernde Bombur war ein schlechter Ersatz für volle Proviantsäcke, mochten sie auch noch so schwer sein. Binnen weniger Tage würde es so weit sein, dass sie so gut wie nichts mehr zu essen und zu trinken hatten. Im Wald schien nichts Genießbares zu wachsen, nur verdächtig aussehende Pilze und blassblättrige Kräuter mit unangenehmem Geruch.
    Etwa vier Tage, nachdem sie über den Fluss gesetzt waren, kamen sie an eine Stelle, wo hauptsächlich Buchen standen, eine Abwechslung, die sie zunächst aufmunterte, denn hier wuchs kein Unterholz, und die Schatten waren nicht so dicht. Ein grünliches Licht drang durch die Baumkronen,und an manchen Stellen konnten sie zu beiden Seiten ein Stück weit in den Wald hineinsehen. Doch was das Licht ihnen zeigte, waren nur endlose Reihen gerader grauer Stämme, wie Säulen einer gewaltigen, dämmerigen Halle. Ein Lufthauch war zu spüren, und man hörte den Wind durch die Wipfel rauschen, aber es klang traurig. Ein paar Blätter fielen raschelnd herab und erinnerten sie daran, dass es draußen bald Herbst wurde. Ihre Füße schlurften durch trockenes Laub von ungezählten früheren Herbsten, Blätter, die von den dicken roten Teppichen auf dem Waldboden über den Pfad geweht wurden.
    Bombur schlief immer noch, und sie waren nun sehr müde. Bisweilen hörten sie ein fernes Lachen, das sie sehr beunruhigte, manchmal auch Gesang. Es war ein Lachen von reinen Stimmen, nicht wie von Orks, und der Gesang klang schön, aber auch unheimlich und fremdartig. Ihnen war nicht wohl dabei, und sie nahmen ihre letzten Kräfte zusammen, um diese Gegend möglichst schnell hinter sich zu bringen.
    Zwei Tage später merkten sie, dass der Weg bergab führte, und bald waren sie in einem Tal, das fast vollständig mit mächtigen Eichen zugewachsen war.
    »Nimmt dieser verfluchte Wald denn kein Ende?«, sagte Thorin. »Jemand muss auf einen Baum klettern und versuchen, den Kopf durchs Blätterdach zu stecken, um einen Überblick zu bekommen. Es geht nur, wenn wir den höchsten Baum nehmen, der am Weg steht.«
    »Jemand« – das hieß natürlich Bilbo. Ihm fiel die Aufgabe zu, weil die Kletterei nur dann etwas nützen konnte, wenn man mit dem Kopf über die obersten Blätter hinauskam, und das ging nur, wenn man so leicht war, dass auchdie höchsten und dünnsten Äste einen noch trugen. Der arme Bilbo Beutlin war in seinem Leben noch nicht oft auf Bäumen herumgeklettert; trotzdem stemmten sie ihn hoch bis zu den untersten Ästen einer riesigen Eiche, um die sich der Weg herumwand, und dann musste er sehen, wie er weiterkam. Durchs Gewirr der Zweige drängte er sich hinauf, bekam manch eine gewischt und beschmierte sich über und über mit grünlichem Dreck an der alten Rinde der dickeren Äste. Mehr als einmal rutschte er ab und konnte sich eben noch rechtzeitig festhalten, aber schließlich, nach einer letzten Anstrengung an einer schwierigen Stelle, wo überhaupt keine Äste zu

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