Der Höllenbote
gefährlicher. Zumindest war sie sehr trügerisch. Vorsichtig stemmte ich mich hoch.
Viel erkennen konnte ich nicht, weil mir die gewaltigen Staubwolken die Sicht nahmen. Aber es war Wind aufgekommen, und der Staub trieb ab, weil der Wind ihn wie lange graugelbe Fahnen vor sich hertrieb. Ich hustete, da ich es einfach nicht unterdrücken konnte, und suchte auch meine Freunde.
Nichts zu sehen.
Kara und Myxin hatten ebenfalls Deckung gefunden. So hoffte ich jedenfalls. Die Sicht wurde besser.
Blutrot schimmerte der Himmel. Die Schwärze war von dieser Farbe vertrieben worden, und als ich nach vorn blickte, da sah ich innerhalb der letzten Staubreste eine Bewegung.
Jemand kam.
Es war der Höllenbote!
Er berührte den Boden nicht, sondern hatte seine Flügel ausgebreitet und schwebte über dem Grund. Zum erstenmal sah ich seine gewaltigen schwarzen Todesschwingen in voller Größe. Wie riesige dunkle Leichentücher kamen sie mir vor. Ich war ehrlich genug, um mir die Angst einzugestehen, die ich empfand.
Auch das Gelände hatte sich verändert. Das gelbe Schwert hatte einen Felsen gesprengt und auch eine Öffnung geschaffen, aus der glühendes Gestein sprühte.
Keine heiße Quelle, wie ich sie aus Island her kannte, sondern gefährliche, alles zerstörende Lava, die ihren Weg ins Freie suchte und hoch in die Luft geschleudert wurde, bevor sie, von der Erdanziehung erfaßt, wieder nach unten fiel und sich in das Tal wälzte, damit sie dort alles überschwemmte.
Ich wich zurück.
Plötzlich bekam ich Angst, wenn ich den Höllenboten so anschaute. Ein gewaltiges Monstrum, dessen Schädel hellgelb leuchtete und der in einer Hand das Schwert hielt, wobei die Spitze genau auf mich zeigte. Er wollte mich!
Noch eine Sekunde blieb ich stehen, dann warf ich mich auf dem Absatz herum und rannte weg. Verdammt, ich mußte irgendwo Deckung finden, wo ich nicht so sehr auf dem Präsentierteller stand, aber Yuisan gab nicht auf.
Sehen konnte ich ihn nicht, dafür hören. Seine Schwingen erzeugten ein Brausen, das immer lauter wurde, je mehr er sich mir näherte. Obwohl es mir schwerfiel, warf ich einen Blick zurück.
Er war schon da!
Die Schatten seiner Schwingen fielen über mich. Das drohende Anzeichen eines düsteren Todes. Die gefährliche Schwertklinge blitzte vor meinen Augen, ich war nicht mehr in der Lage, noch weiterzurennen, denn der Höllenbote hielt seine Klinge so, daß er mich noch im Flug aufspießen konnte.
Verzweifelt umklammerte ich mein Kreuz. Warum reagierte es denn nicht. Myxin hatte mir mal gesagt, daß man es aktivieren müsse. Bisher war es mir nicht gelungen, den Schlüssel zu finden. Ich taumelte zurück, stieß dann mit dem Rücken gegen eine Felswand, kam mir so klein und winzig vor und erwartete den tödlichen Schwertstoß, der mich praktisch gegen die Felswand nageln würde. Da griff jemand ein, der schon auf den Höllenboten gelauert hatte. Eine schmale Gestalt mit langen schwarzen Haaren, doch mit Kräften versehen, die auch der Hölle trotzen konnten.
Kara kam aus ihrer Deckung.
Auch sie hatte ihre Waffe gezogen. Ich vernahm ihren wilden Kampfschrei. Sie sprach Yuisan an, der herumfuhr und mich vergessen hatte.
Mit beiden Händen hielt Kara ihr Schwert fest. Sie blickte ihm entgegen, und die goldene Klinge funkelte ebenso wie das Schwert des Höllenboten.
»Stell dich, Yuisan!« brüllte sie ihn an. »Wir wollen sehen, welche Waffe die stärkere ist…«
Der Höllenbote hatte die Worte vernommen. Plötzlich war ich Luft für ihn. Jetzt zählte nur noch Kara, und zwischen den beiden kam es zu einem gewaltigen Kampf…
***
Ich hätte ihm gern zugeschaut und wäre auch dageblieben, doch es gab noch einen Gegner, den es zu vernichten galt. Der Horror-Reiter!
Von ihm hatten wir nicht viel gesehen, auch ich hatte ihn aus den Augen verloren. Allerdings nicht Myxin, der kleine Magier. Ich sah ihn etwa auf halber Höhe des Kraters stehen, und er winkte mir zu, während nicht weit entfernt die goldenen Schwerter gegeneinanderklirrten. An Schwäche oder an Aufgabe durfte ich jetzt nicht denken. Ich rannte so schnell es ging auf Myxin zu, der sein Winken eingestellt hatte und in den Himmel deutete, wo ich den Horror-Reiter sah. Er schien aus dem Blut zu kommen, eine gefährliche, düstere Gestalt, die noch immer ihre Geisel umklammert hielt und in einer Hand die Lanze schwang.
Ich wußte nicht, was er vorhatte, aber ich wollte auf jeden Fall das Leben der Frau retten und mobilisierte meine
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