Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Hollywood-Mord

Der Hollywood-Mord

Titel: Der Hollywood-Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
Vom Netzwerk:
Mackey, dann rannte er zu seiner Maschine und bearbeitete den Kickstarter mit seinen Nagelstiefeln. Er schlug mit der Faust auf den Sattel, bevor er sich draufschwang und davondonnerte.
    Al Mackey war felsenfest überzeugt, daß sich alles erklären ließe, wenn sie ihm nur ein paar Augenblicke Zeit geben würden, um alles in die Reihe zu kriegen.
    Noch einmal schlug er dagegen. Das hier war der echte Hammer. Dieser, den er in der Hand hielt, nicht der, der im Chinatown-Motel versagt hatte. Und sieh ihn dir an, die Trommel so voll von Pulverspuren, daß sie kaum noch zu drehen ist. Er konnte sich nicht mal erinnern, wann er diesen unfehlbaren Ersatzschwanz zuletzt gereinigt hatte. Trotzdem versagte dieses Baby nie. Wenn er das andere so behandeln würde, was würde wohl passieren? Endstation Krätze? Wahrscheinlicher eine Behandlung durch irgendeinen chinesischen Quacksalber ohne Lizenz (auf Empfehlung von Wing nach einem anständigen Trinkgeld), damit ihn die Abteilung nicht wegen unwürdigen Verhaltens drankriegen konnte, weil er mit irgendeiner Variation der Geschlechtskrankheit Roter Tod aufkreuzte. Aber das konnte nicht passieren. Regelmäßig wurde der Versager von ihm gesäubert und geölt und gestreichelt.
    Das Glas war leer. Er wußte nicht mal, daß er es ausgetrunken hatte. Er legte den Sechs-Zoll-Smith-&-Wesson-Dienstrevolver vor sich auf den Tisch. Eine Menge Leute machen sich Sorge um ihre Pimmel. Er machte sich nur Gedanken über den, der nicht funktionierte. Marty Welborn hatte zugegeben, daß seiner in letzter Zeit gelegentlich nicht funktionierte. Bei Marty lag es wahrscheinlich nicht am Saufen, sondern an der Religion. Vielleicht war's ein und dasselbe? Jedenfalls hatte er vor dem Ersatz auf dem Tisch keine Angst. Zu lange hatte er ihn getragen.
    Al Mackey kam schwankend auf die Beine. Die Beule auf seinem Kopf war jetzt groß wie ne Murmel. Er schwankte mühsam durch die Küche und das enge, winzige Wohnzimmer. Er bahnte sich mühsam einen Weg durch die Unordnung: Zeitungen, Magazine, eine leere Flasche Tullamore Dew auf dem dreibeinigen Couchtisch, der durchhing und gestützt wurde von einem Stapel nutzloser Bücher über Kriminalrecht, Kriminalermittlung und Kriminalverfahren. Bücher, die er in all den Jahren nicht durchgearbeitet hatte, in all den Jahren, in denen er sich nicht die Mühe gemacht hatte, das Lieutenantsexamen zu machen.
    Er schaute auf die Bücher, die zum erstenmal nützlich waren, denn sie stützten den Tisch, den er vor zwei Wochen kaputtgemacht hatte, als er, noch betrunkener als in dieser Nacht, über die verdammte Katze gestolpert war.
    Wie er diesen häßlichen Tisch haßte. Wie er diese Bücher haßte, die er nie gelesen hatte. Wie er es gehaßt hätte, Lieutenant zu werden, an einem Schreibtisch zu sitzen und irgendeinem Captain in den Arsch zu kriechen. Wie er die Demütigung gehaßt hätte, durchs Lieutenantsexamen zu rasseln. Gott, wie er diese verdammte Katze haßte.
    Der Kater stand oben auf der Couch und zischte ihn an, so verschlagen und boshaft wie immer – ohne zu blinzeln, mit eiskaltem Blick. Dann drehte sich das namenlose Vieh weg und fing an, an der schon zerfetzten Rückenlehne des Sofas die Krallen zu schärfen, so wie jeden Tag seit jener Regennacht vor fünf Monaten, seit der Detective dieses häßliche, lauernde Straßentier in einem Anfall von betrunkener, weihnachtlicher Rührseligkeit mit nach Hause genommen hatte.
    Al Mackey beobachtete die Katze und grinste bösartig. Geradezu perfekt. Es paßte in die Stimmung, diese zur Schau gestellte Zerstörungswut.
    »Vielleicht willst du mit mir kommen?« sagte Al Mackey zu der Katze, die aufschaute und ihre Krallen frech noch tiefer in den Stoff schlug. Schon flogen kleine Baumwollbüschel durch die Luft. Al Mackey drehte sich weg und wankte die paar Schritte zurück in die Küche. Als er in das verwüstete Wohnzimmer zurückkam, richtete er den Smith-&-Wesson-Sechszöller auf die leuchtenden gelben Augen.
    »Haarscharf zwischen deine verdammten Hörner«, sagte Al Mackey.
    Die gelben Augen des gestreiften, perlenfarbenen Katers verengten sich, und er reagierte nur, indem er seine Krallen unverschämt noch tiefer in den Stoff des Sofas grub.
    »Du miese Ratte!« sagte Al Mackey.
    Die Katze gähnte. Das war zuviel.
    Al Mackey trat gegen die Gesetzbücher unter dem Couchtisch. Die Katze machte einen Buckel und schrie. Die Flasche Tullamore Dew flog durch die Luft. Al Mackey trat nochmals gegen den kaputten

Weitere Kostenlose Bücher