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Der Hollywood-Mord

Der Hollywood-Mord

Titel: Der Hollywood-Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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stark. Er überlegte, ob er den Hahn spannen sollte. Nein, mach's mit beiden Händen, genau wie auf dem Schießstand. Es sind nur ein paar Pfund Abzugsgewicht. Er gebrauchte seinen Daumen. Diese uralten Kugeln würden nicht losgehen. Möglicherweise.
    Beiß drauf! Friß es! Barmherzigkeit!
    Dann fühlte er es. Der Colt fiel ihm aus der Faust und klapperte auf den Kunststofftisch. Eine warme Pfütze unter seinem Hintern. Entsetzt sprang er auf.
    »Ich hab mir in die Hosen gepißt!« jammerte er.
    Die Katze zischte. Das Telefon klingelte.
    »Ich hab mir in die Hosen gepißt!« schrie er, beschämt, gedemütigt, ungläubig.
    Das Telefon klingelte und klingelte. Allmählich hörte er es. Er torkelte ins Bad. Der Kater lag im Korb und leckte sich die Eier. Das veranlaßte Al Mackey, auf seinen eigenen triefenden Schwanz zu sehen.
    Er begab sich ins Schlafzimmer in der Frankenstein-Gangart eines Menschen, der sich in die Hosen gepißt hat, in Zeitlupe hin zu diesem erbarmungslosen Telefon.
    »Sergeant Mackey!« schrie ihm die Vermieterin ins Ohr. »Es ist vier Uhr morgens!«
    »Bitte, Missis Donatello.« Er konnte nur leiernd und monoton reden.
    »Ich dachte, ich könnte wenigstens von einem Polizisten erwarten, daß er mein Eigentum schont!«
    »Bitte, Missis Donatello.«
    »Es wär ja nicht mal so schlimm, wenn Sie 'n Schürzenjäger oder 'n Schwuler oder so was wären, aber Sie! Sie machen soviel Lärm und zerstören mein Eigentum, obwohl Sie ganz allein sind! So was hab ich noch nie erlebt! Geraten da in diese schrecklichen Kämpfe mit sich selber!«
    »Bitte, Missis Donatello.«
    »Ich sag Ihnen eins, Sergeant Mackey. Sie tun mir leid. Ich habe Sie gebeten, zu den Versammlungen der Anonymen Alkoholiker zu gehen. Die können Alkoholikern helfen.«
    »Ich glaub nicht, daß ich Alkoholiker bin, Missis Donatello.«
    »Sie sind Alkoholiker, Sergeant Mackey. Sie sind der vierte Detective, an den ich vermiete. Drei von ihnen waren Alkoholiker. Nie wieder Cops!«
    »Ja, Missis Donatello.«
    »Was haben Sie diesmal kaputtgemacht?«
    »Ich hab grade wieder den Couchtisch kaputtgemacht.«
    »Da muß man ja geradezu dankbar sein. Sind Sie wieder hingefallen?«
    »Ja, ich bin hingefallen.«
    »Soll ich den Arzt rufen?«
    »Nein, vielleicht einen Exorzisten.«
    »Was?«
    »Nichts.«
    »Ich will Sie raushaben, Sergeant Mackey. Ihr Apartment ist dreckig. Und ich erlaube keine Katzen. Sie haben zu viele Flöhe und Läuse in Ihrem Apartment.«
    »Wie viele Flöhe und Läuse darf ich denn haben, Missis Donatello?«
    »Was?«
    »Nichts, Missis Donatello.«
    »Ich gebe Ihnen dreißig Tage, sich ein anderes Apartment zu suchen. Dreißig Tage sind Zeit genug.«
    »Alle Zeit der Welt, Missis Donatello. Mehr Zeit, als ich brauchen werde, das ist sicher.«
    Dann staute sich in der Kehle ein riesiger, nasser Kloß von einem Schluchzer. Der explodierte dann. Er legte den Hörer auf und begann abgrundtief zu stöhnen. Seine schmalen, hängenden Schultern bebten und zuckten. Er sah aus wie ein Mann ohne Arme, der zu schwimmen versucht. Er schluchzte fürchterlich, unfähig, den nächsten riesigen nassen Kloß zurückzuhalten. Jeder Kloß explodierte. Die Tränen brannten.
    Er zog seine Hosen aus. Der Urin fing an, alles wundzuscheuern und zu verbrennen. Er trug keine Unterwäsche.
    »Wo ist meine Unterwäsche!« schrie Al Mackey. »Ich hab meine Unterwäsche in Chinatown verloren!« Sing das mal, Tony Bennett! O Gott, ein Mann, der seine Unterwäsche verliert!
    Die Katze sah ihn verblüfft an. Fast genauso, wie Wing den armen alten Cal Greenberg angeguckt hatte, der ihnen nicht begreiflich machen konnte, daß Glenn Miller Musik gemacht hatte. Die schamlose Katze leckte ihre Genitalien in aller Gemütsruhe und würdigte den heulenden Mann keines Blickes mehr. Auch dann nicht, als er so heftig schluchzte, daß er sich in sein Badewasser erbrach.

 

    2
    Der Meßdiener
    Die letzten Sonnenstrahlen stachen durch die bunten Glasfenster wie ehrwürdige Schwerter, zogen sich aber vor den frevelhaft kupferfarbenen Gewitterwolken schnell wieder zurück. Der durchdringende Geruch von Weihrauch und Holzkohle ekelte ihn an. Ihm war ziemlich mulmig, so beißend war die Rauchwolke aus dem Weihrauchfaß während der Prozession. Pater Dominic liebte viel Rauch. Es war leicht, den Wein über die schmalen Fingerspitzen in den Abendmahlskelch zu gießen, aber schwer, die Holzkohle ins Weihrauchfaß zu bringen. Dem Meßdiener wurde jedesmal schwindlig, wenn er auf

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