Der Hügel des Windes
abgetrocknet, die Hände zitternd vor Begierde.
Und hatten von neuem begonnen.
Gegen vier Uhr morgens überreichte Arturo endlich unter den Pfiffen und manch spöttischem Applaus der erschöpften und hungrigen Freunde dem Trauzeugen den Korb.
Und bekam im Gegenzug ein herzliches, wohlverdientes »Recht schönen Dank auch, du Hundsfott!« zurück.
Am 18. April 1921, dem strahlendsten Tag dieses sehr warmen Frühlings, kam mein Vater auf die Welt. Lina war auf dem Rossarco und half ihrem Mann und ihrem Schwiegervater bei der Feldarbeit. Sie hatte einen schönen spitzen Bauch, nicht besonders groß, während ihr Busen – schon vor der Schwangerschaft üppig – unmäßig gewachsen war und bestens gerüstet schien, um Vierlinge zu säugen.
Nach dem Urteil der erfahrensten Nachbarinnen sollte die Geburt Anfang Mai erfolgen, weshalb Lina noch fast täglich auf die Felder ging, ihre Hilfe wurde gebraucht, und sie war gerne an der Seite ihres Mannes, um sich für das Vorankommen der Familie nützlich zu machen. Im Übrigen arbeiteten damals alle Frauen bis wenige Tage vor der Geburt und kamen für gewöhnlich zu Hause nieder, unterstützt von einer Nachbarin oder Verwandten mit Erfahrung, nur in schwierigen Fällen rief man die tüchtige mammana , die Hebamme aus San Nicola. Eine Frau mit Bauch war keine Kranke, die man schützend in Watte packen musste, sagte mein Vater, sie war eine Frau, die ein Kind erwartete. Die natürlichste Sacheder Welt. Und Lina bildete keine Ausnahme. Sie arbeitete unermüdlich und spürte, wenn sie es übertrieb, die kräftigen Tritte ihres Kindes im Bauch. Es würde gewiss ein Junge werden, ein Rebell, das merkte man, wie er um sich trat und sich wand, er hielt niemals still: Er konnte es nicht erwarten, das Licht der Sonne zu erblicken.
Ihr Mann harkte die Erde unter dem riesigen Olivenbaum, denn bei der frühzeitigen Hitze würde ein plötzlich aufflammendes Feuer den Baum mit einer einzigen Stichflamme verschlingen. Der Schwiegervater jätete behutsam und mit chirurgischer Präzision das Unkraut zwischen den jungen Pflänzchen im Gemüsegarten. Er war schweigsam und düster, versunken in endlose Trauer um seine zwei Söhne, als trage er die Schuld an ihrem Tod oder habe nicht sein Möglichstes getan, sie zu retten.
Lina schnitt auf Anraten Arturos mit einer kleinen Sichel Süßklee für das Kaninchenfutter, breitbeinig gebeugt, um den Bauch nicht einzuengen. Es ging ihr nicht sehr gut an jenem Tag, schon am frühen Morgen hatte sie ein leichtes Ziehen im Unterleib verspürt, und die ungewöhnliche Hitze ermattete sie mehr als die Arbeit.
Sie stand fast in der Mitte des Kleefeldes, in diesem roten, vom Wind gekräuselten Meer, auf der lichteren Seite des Hügels. Mit einem Arm umfasste sie ein ordentliches Bündel Kleeblüten, mit der anderen Hand die Sichel, da spürte sie plötzlich schmerzhafte Krämpfe. Es waren die Wehen.
Sie wusste es sofort, konnte gerade noch ihre Unterhose abstreifen, rief ihren Mann, »Artù, komm schnell!«, beugte sich so tief wie möglich, krümmte die Beine, bis sie fast die Wiese berührte, »Artù, lauf, es kommt!«, und ihr Mann war in wenigen Sekunden bei ihr.
»Geh Wasser holen und deine Jacke«, befahl ihm Lina, die auch bei dieser Gelegenheit einen klareren Kopf behielt als er. Arturo rannte zurück zur Casella und rief dabei dem Vater zu: »He, Pà, es geht los, unser Albertino kommt!«
Er riss die Hüttentür auf, packte die Jacke, den Eimer und, da nur noch wenig Wasser darin war, auch den Krug mit dem Wein. Im Nu war er wieder bei seiner Frau, der Vater gleich hinter ihm.
Das Kind lag auf den samtenen Kleeblüten, hellrot auf purpurrot, mit verklebten Augenlidern, über die Nabelschnur noch mit der Mutter verbunden. Sie lächelte, erschöpft von der starken, minutenlangen Anstrengung, und Arturo war verwirrt. »O Jesses Gott, was nun?« Er wusste nicht, was tun, sah haareraufend zu seinem Vater. »Und jetzt? Und jetzt?«
In dieser Minute der Ungewissheit hatte sie die Nabelschnur mit der Sichel durchtrennt, hatte sich auf den Süßklee gelegt und hielt das Kind zwischen ihren großen und weichen Brüsten, streichelte es sanft mit den Fingerkuppen. Arturo deckte die Jacke darüber und wusch dann mit dem wenigen Wasser, das zur Verfügung stand, sorgfältig seine Frau. Zu trinken reichte er ihr einen Schluck Wein. »Das gibt Milch«, sagte er entschuldigend.
Nonno Alberto ging vorsichtig zu dem Enkelchen und gab ihm einen zärtlichen Kuss
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