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Der Hügel des Windes

Der Hügel des Windes

Titel: Der Hügel des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmine Abate
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der ihm Brot, etwas für darauf und Wein lieferte. Es war einStück Land zweiter Klasse, hart und steinig, bis auf einen etwas fruchtbareren Teil mit Rebstöcken und einen Streifen entlang der Fiumara, wo es einen bescheidenen, aber üppig tragenden Hain mit Zitronen-, Mandarinen- und Apfelsinenbäumen gab. Arturo klagte nicht. Im Übrigen hatte er seit der Geburt des Sohnes nicht mehr das vorwurfsvolle Auge des Toten auf dem Hügel erblickt. Als hätte die Kraft des Lebens den Todesschatten für immer gebannt.
    Seine Familie besaß auch ein Maultier und einen Karren, vier Ziegen, zwei Schweine in einem Koben nicht weit vom Haus, knapp ein Dutzend Kaninchen und eine ungezählte Menge Federvieh, die von Mutter Sofia versorgt wurden. Arturo klagte nicht für sich. Von klein auf duldete er keine Ungerechtigkeit und ertrug es zum Beispiel nicht, dass die Großgrundbesitzer der Gegend viele Felder, die ihnen gehörten oder die sie sich bei der Parzellierung widerrechtlich angeeignet hatten, unbewirtschaftet ließen, dann aber von den Bauern die Naturalienpacht in Form von drei Scheffel Weizen für jeden Morgen Erde forderten.
    »Wenn es nach mir ginge«, rief er auf dem Dorfplatz, »würde ich sie zur Zwangsarbeit schicken, die Herren Machthaber und auch ihre nicht minder ehrlosen Herren Söhne, dann würden sie schon lernen, was es heißt zu arbeiten.« Er wusste von Kindheit an, was es hieß, seit er als Neunjähriger mit dem Vater und den seligen Brüdern den Boden des Rossarco beackert hatte.
    Don Licos gereizte Antwort erreichte ihn mittels seiner Speichellecker, die auf der Piazza und in den Osterien herumlungerten, um Aufrührer wie Arturo auszuspionieren. »Kümmer dich um deinen eigenen Dreck, Arturì, dann lebst du hundert Jahre«, sagten sie kaltschnäuzig.
    Er gab sarkastisch zurück: »Danke für den Rat und viele Grüße an euren Padrone.«
    Zu Zeiten der Getreidemahd, der Weinlese und der Olivenernte ließ sich Arturo nicht nur vom Vater, sondern auch von seiner Frau, seiner Mutter und der Schwiegermutter helfen. Bei schönem Wetter nahmen sie den kleinen Michelangelo mit und legten ihn, solange er noch nicht laufen konnte, in den am großen Olivenbaum befestigten Weidenkorb, eine Art Wiege, die mit jedem Windstoß schaukelte. Das Kind schlief selig darin, und wenn es erwachte und nicht hungrig war, beobachtete es ernst wie ein Erwachsener die Baumkrone über sich und die Vögelchen, die zwitschernd von Ast zu Ast sprangen und dann hinauf in die Wolken stoben. In regelmäßigen Abständen jedoch rief es mit verzweifeltem Weinen nach der Mutter.
    »Er hat schon wieder Hunger«, sagte sie und lief zu ihm, um ihn zu stillen. Sie nahm ihn auf den Arm, und sobald der Kleine die Brustwarze vor sich sah und den Duft der Milch einsog, hörte er auf zu weinen und trank gierig mit geschlossenen Augen, noch seliger als zuvor, die Fäustchen geballt, als fürchtete er, jemand könne ihn vom üppigen Busen der Mutter verjagen.
    Mittags machten die Erwachsenen eine halbe Stunde Pause, um einen Happen zu essen und auszuruhen. Sie legten das Kind auf eine Leinendecke in ihre Mitte. Der Kleine strampelte mit Armen und Beinen, manchmal rollte er zufällig in Richtung der Mutter oder des Nonno, und die anderen spielten die Eifersüchtigen: »Die Mama magst du wohl am liebsten, he, ciòtarello«, zog der Vater ihn auf, während Michelangelo sich fest an seinen Finger klammerte.»Komm her, dann fress ich dich auf«, lockte die Nonna mütterlicherseits, »so süß bist du«, und sie biss sanft in seine kleinen Füße. Das Kind lachte und strampelte noch stärker, drehte sich und lachte, lachte und wuchs auf wie ein kleiner Prinz, im Mittelpunkt aller Aufmerksamkeit und grenzenloser Liebe.
    Eines Tages, als sie fröhlich unter dem großen Olivenbaum aßen, hörten sie ein bedrohliches Wiehern, und kurz darauf tauchte auf dem Saumpfad, der durch den Wald von Tripepi führte, auf dem Rücken seines Pferdes der Gutsverwalter von Don Lico auf. Er trug das Gewehr quer über der Brust und eine alte Coppola auf dem kahlen Haupt. Alle kannten ihn, er ritt von morgens bis abends über Don Licos Ländereien und kontrollierte die Arbeit der Pächter und Feldarbeiter. Wenn nötig, gab er einen Schuss ab, um sie aufzuschrecken.
    Er lächelte unter dem gepflegten, ausladenden Schnauzbart und sagte, ohne vom Pferd zu steigen: »Guten Appetit und entschuldigt die Störung ...«
    »Aber bitte doch«, unterbrachen ihn die Arcuris im Chor.
    »Ich

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