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Der Hund im Kuehlschrank

Der Hund im Kuehlschrank

Titel: Der Hund im Kuehlschrank Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cordula Carla Gerndt
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Faden steht in vielen Kulturen als Symbol für das Schicksal. In der Vorstellungswelt der Griechen spannen drei Schicksalsfrauen, die Moiren, für jedes Menschenleben einen Faden, maßen seine Länge und schnitten ihn dann an der vorherbestimmten Stelle ab. Aus diesem Faden wurde das Leben gewebt. Noch heute sprechen wir davon, dass ein Leben am seidenen Faden hängt, wenn es in Gefahr ist, oder dass ein Lebensfaden durchtrennt wurde, wenn jemand stirbt.
     
    In Gesprächen entspinnen sich jede Menge Fäden, die sich weiterentwickeln und Dinge miteinander verknüpfen. Manchmal reißt ein Faden oder verheddert und verknotet sich. Manchmal verwirren sich unsere Worte. Dann müssen wir uns Stück für Stück herauswinden aus dem Chaos der Gedanken, in das wir verstrickt sind, und den Faden zu einem späteren Zeitpunkt mit frischem Mut neu aufnehmen. Mit einem passenden Leitfaden wird es uns dagegen mühelos gelingen, andere Menschen zu fesseln oder zu umgarnen. Merken Sie, wie Bilder und Worte rund um den Faden und das Handwerk des Spinnens, Webens und Strickens unsere Sprache prägen? Alte Mythen wie beispielsweise die Geschichte von Ariadne und Theseus sind bis heute darin verwoben.
    Sich selbst auf der Spur
    Jeder Mensch hat seinen eigenen roten Faden. Jeder Mensch hat eine Menge mitzuteilen. Nachdem Sie nun eine Weile lang meinem Erzählfaden durch dieses Buch gefolgt sind, dürfen nun Sie, liebe Leserin, lieber Leser, aus den bunten Ideen und Geschichten, die Ihnen begegnet sind, Ihren eigenen Teppich weben. Je mehr Fäden Sie hineinknüpfen, umso sicherer werden
Sie sich in Gesprächen darauf bewegen. Und wer weiß: Vielleicht beginnt Ihr Teppich eines Tages zu fliegen . . .
     
    Mit jeder erlebten, gehörten und erzählten Geschichte kommt man sich selbst ein Stück auf die Spur. Immer wieder neu darf man sich die Fragen stellen, die einen auf den Weg bringen:
     
    Wer bin ich?
    Was ist meine Geschichte?
    Welcher rote Faden zieht sich durch mein Leben?
    Von den Wissenden und den Unwissenden Eine Geschichte zum Weitererzählen
    Einmal ging Nasreddin Hodscha auf den Marktplatz seines Dorfes und stellte sich auf den Platz, auf den sich die Geschichtenerzähler stellen. Sofort sammelte sich eine Gruppe von Menschen um ihn und spitzte die Ohren. »Wisst ihr, Leute, was ich euch gleich erzählen werde?«, rief der Hodscha. »Nein!«, antworteten die Leute und rückten neugierig näher. »Ach, wenn ihr so unwissend seid, dann werde ich euch gar nichts erzählen«, sagte da der Hodscha und ging davon.
     
    Am nächsten Tag aber kam er zur selben Zeit auf den Marktplatz und stellte sich erneut auf den Platz, auf den sich die Geschichtenerzähler stellen. Es dauerte nicht lange, da hatten sich wieder die Menschen um ihn versammelt. »Leute, wisst ihr, was ich euch gleich erzählen werde?«, rief der Hodscha. Nun waren die Leute nicht dumm. »Ja!«, schrien sie laut, denn sie erinnerten sich an den vorigen Tag und wollten keine Unwissenden sein, denen die Geschichte vorenthalten wird. Neugierig und
voller Erwartung spitzten sie die Ohren. »Ach«, sagte da der Hodscha, »wenn ihr schon wisst, was ich erzählen werde, dann kann ich mir die Worte ja sparen.« Und er ging davon.
     
    Die Leute auf dem Marktplatz wurden ärgerlich. Sie wollten jetzt unbedingt die Geschichte hören. Und so sprachen sie sich miteinander ab: Falls Nasreddin Hodscha morgen noch einmal auf den Marktplatz kommt und uns wieder fragt, ob wir wissen, was er erzählen wird, dann soll die Hälfte von uns »Nein« und die andere Hälfte »Ja« rufen. Auf diese Weise muss er uns die Geschichte erzählen!

    Und wirklich, am nächsten Tag zur selben Stunde kam Nasreddin Hodscha wieder auf den Markt und stellte sich auf den Platz, auf dem die Geschichtenerzähler stehen. Als sich die Menschen um ihn geschart hatten, rief er wie die Tage zuvor: »Leute, wisst ihr, was ich euch gleich erzählen werde?« – »Ja!«, riefen da die einen. »Nein!«, riefen die anderen. »Wunderbar!«, sagte da der Hodscha. »Dann können es ja die, die es schon wissen, denen, die es noch nicht wissen, erzählen.« Und er ging davon.

Anhang

    Die Geschichten in diesem Buch
    Von Hühnern und Truthähnen
Die Zunge des Erzählers
Das Schloss der tausend Spiegel
Der Schatz unter der Brücke
Der Froschkönig rückwärts
Heiß und kalt
Salim und der Bäckermeister
Paddy
Die Kraft des Wassers
Von den Wissenden und den Unwissenden
     
    Alle Geschichten stammen aus der mündlichen

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