Der Hund im Kuehlschrank
kreativen Köpfen zusammen. Mal saß er in einem Sessel, mal auf dem Boden, mal wanderte er im Raum herum.
Der zweite Raum war der »Platz der Verwirklichung«: In diesem sachlich eingerichteten Büro sammelte Disney alle Informationen, die er brauchte, um aus den Träumen Wirklichkeit werden zu lassen. Hier gab es Telefone, hilfreiche Mitarbeiter und Nachschlagewerke, um die notwendigen Fakten und Informationen zusammenzutragen.
Der dritte Platz schließlich war der »Platz der Prüfung«. Dieser Ort war der kritischen Beobachtung vorbehalten. Ein rechtwinkliger Raum, aufgeräumt, klar möbliert, die Stühle in Reihen gestellt.
Hier wurden die Projekte vorgelegt, begutachtet, durchgerechnet, diskutiert und auf Tauglichkeit geprüft.
Keine Sorge, Sie brauchen keine drei Zimmer, um das »Disney-Prinzip« für sich umzusetzen. Es reicht, wenn Sie in einem Raum nacheinander bewusst drei verschiedene Positionen einnehmen. Für den »Platz der Visionen« räumen Sie Ihren Arbeitstisch beiseite, stellen einige Stühle im Kreis oder nutzen den Boden als Sitzgelegenheit. Für den »Platz der Verwirklichung« setzen Sie sich mit Ihren Kollegen konventionell rund um einen Tisch. Und für den »Platz der Prüfung« schließlich platzieren Sie fast alle Stühle an einer Seite des Tischs. Gegenüber steht nur ein Stuhl, auf dem derjenige sitzt, der das Projekt vorstellt. Die anderen diskutieren und kritisieren das Ganze von der Position der Zuhörer aus.
Die Lösung liegt in der Mitte
Council zu halten hat eine lange Tradition. Es ist eine Kommunikationsform der Achtsamkeit. Für Gesprächssituationen im Alltag können wir uns davon inspirieren lassen. Diskussionen, so wie wir sie kennen, lassen wenig Raum, um Atem zu holen, um Unerwartetes einzuladen, um Dinge langsam wachsen zu lassen. Argumente und Gegenargumente werden oft so schnell vorgebracht, dass man keinen Gedanken in Ruhe entwickeln kann. Wie bei einem Pingpongspiel wechselt die Rede, und meist beginnen die Sätze mit: »Ja, aber . . .«. Gegensätzlichkeiten werden in Beton gegossen, oftmals wird eine Annäherung zwischen verschiedenen Parteien und Meinungen unmöglich. Es geht darum, achtsam zu werden für das, was man wirklich sagen will. Respekt zu haben vor der Aufmerksamkeit der anderen, diese nicht
als selbstverständlich zu nehmen oder auszunutzen, indem man endlos redet und keinen Schlusspunkt findet. Wer ein Council mitgestaltet, muss bewusst zuhören. Denn nur so spürt er, wann sich der Kreis schließt, wann alles Wesentliche gesagt ist, wann die Lösung in der Mitte liegt, wann er die Früchte des gemeinsamen Gesprächs nach Hause tragen kann.
Wenn man dem roten Faden folgt . . .
»Es gibt nicht nur die Gefahr, dass du zu viel riskierst.
Es gibt auch die Gefahr, dass du zu wenig riskierst.
Dem Gehenden schiebt sich der Weg unter die Füße.« [Ref 15]
(Martin Walser)
Wenn man dem roten Faden folgt . . .
Einst wurde Theseus – so geht die Sage – in das Labyrinth des König Minos geschickt, in dessen Mitte ein Ungeheuer lauerte: der Minotaurus. Er war der missgestaltete Sohn des Königs, halb Mensch und halb Stier. Die kluge Prinzessin Ariadne aber war Theseus wohlgesonnen, wollte ihm helfen und gab ihm deswegen ein Geschenk mit auf den Weg, das ihn sicher durch das Labyrinth führen sollte: einen roten Faden. Theseus rollte beim Betreten der verschlungenen Wege den Faden Stück für Stück ab, gelangte bis zur Mitte und folgte dann auf dem Rückweg seiner eigenen Spur. Heute ist der rote Faden als Symbol für Orientierung und Wegführung sprichwörtlich geworden.
Orientierung im Labyrinth
Das Leben kann recht unübersichtlich sein. Wie ein Irrgarten mag sich das zuweilen anfühlen. Man gerät in Sackgassen, verliert die Richtung, weiß nicht mehr ein noch aus und fragt sich, wo der Weg eigentlich hinführt. Wenn wir uns im komplexen Reich der Realität verlaufen haben, ist die eigene Geschichte König. Sie gibt dem Chaos einen Sinn und dem Menschen einen roten Faden an die Hand, der ein sicheres Navigationssystem durchs Leben bietet. Wenn wir uns mit dem verbinden, was schon geschehen ist, und uns das vorstellen, was noch geschehen könnte, zeigt sich eine Verbindung zwischen gestern und morgen. Es entsteht ein Bild, das Altes und Neues miteinander in Beziehung setzt. Am roten Faden entlang können wir in jedem Moment in diesem Bild hin und her spazieren und das erkennen, was sich zusammen- und ineinanderfügt.
Der
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