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Der Hund kommt - Roman

Der Hund kommt - Roman

Titel: Der Hund kommt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Noestlinger
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er sich in sein Zimmer zurück.
    Zu Mittag war der Bär noch immer in seinem Zimmer. Und die Katzenkinder schliefen noch immer auf dem Sofa. Erst zur Jausenzeit wachten sie auf und kamen in die Küche. Sie sprangen auf den Küchentisch und mauzten: »Hunger, Riesenhunger!«
    Die Witwe Olga flüsterte dem Hund ins Ohr: »Darf man sie vom Tisch jagen oder ist das im Sinne der richtigen Katzenerziehung falsch?«
    »Keine Ahnung«, flüsterte der Hund zurück.
    »Dann lass ich’s lieber sein und warte, was der Bär dazu sagt«, murmelte die Witwe Olga. Sie holte einen Fisch aus dem Eisschrank und drehte ihn durch den Fleischwolf und tat den Fischmatsch auf einen Teller und stellte den Teller auf den Tisch.
    Die Katzen fielen über den Fischmatsch her. Weil alle dreißig Katzen am Tellerrand keinen Platz fanden, entstand eine ziemliche Balgerei.
    »Sollte man sie nicht ermahnen, etwas netter zueinander zu sein«, flüsterte die Witwe Olga dem Hund ins Ohr, »oder ist diese Rücksichtslosigkeit für Katzen richtig?«
    »Keine Ahnung«, flüsterte der Hund zurück.
    »Dann lass ich’s lieber sein und warte, was der Bär dazu sagt«, murmelte die Witwe Olga.
    Doch zuschauen bei der Katzenbalgerei wollte sie nicht. »Ich geh fernschauen«, sagte sie und verließ die Küche.
    Der Hund hörte sie in die gute Stube gehen, und gleich danach hörte er einen schrecklich lauten Schrei. Die arme Frau muss hingefallen sein und sich wehgetan haben, dachte der Hund. Er wieselte in die gute Stube. Dort stand die Witwe Olga und war ganz blass im Gesicht. »Da-da-da«, stammelte sie und zeigte dabei mit ausgestrecktem Zeigefinger auf den Teppich. Dreißigmal stammelte sie »da« und jedes Mal zeigte sie auf einen kleinen, dunkelbraunen Kackekringel.
    »Weil sie hier keine Grube graben können«, versuchte der Hund die Sauerei zu erklären, aber die Witwe Olga hörte ihm gar nicht zu. Sie ging zum Schrank und holte die Reisetasche heraus und stopfte allerhand Unterwäsche und Wollzeug hinein.
    »Der Bär überdenkt das Problem ohnehin«, sagte der Hund.
    »Ohne mich!«, rief die Witwe Olga. »Ich verreise!« Sie würdigte den Hund keines Blickes mehr und lief aus dem Haus.
    Der Hund seufzte tief, holte Besen und Schaufel und Mülleimer und schaufelte die dreißig Kackekringel in den Eimer. Dann machte er sich mit Seifenwasser über die braunen Flecken auf dem Teppich her. Gerade als er die letzte braune Stelle weggeputzt hatte, kam der Bär aus seinem Zimmer.
    »Ich komme mit dem Grübeln nicht recht weiter«, sagte er. »Ich muss mir ein Buch über Katzenerziehung besorgen. Ich geh in die Bücherei.«
    »Ist recht«, sagte der Hund.
    Der Bär winkte den Katzenkindern zu, setzte seine Mütze auf, zog seine Jacke an und verließ das Haus. Der Hund öffnete beide Stubenfenster, weil es noch immer nach Katzenkacke stank, und trug das Putzzeug in die Abstellkammer.
    Als er wieder in die Küche kam, waren die Katzen weg. Keine einzige war mehr da. Der Hund durchsuchte das ganze Haus. Schließlich ging er in den Vorgarten und suchte dort, weil er dachte, die Katzen könnten durch die offenen Stubenfenster gesprungen sein.
    Der Hund wieselte im Vorgarten herum und rief: »Kinder, wo seid ihr? Kinder, so kommt doch!«
    »Falls Sie junge Katzen suchen«, rief ein altes Schwein aus dem Nachbargarten herüber, »die hocken alle bei mir, im Apfelbaum oben.«
    Der Hund sprang über den Zaun in den Nachbargarten. Er stellte sich unter den Apfelbaum und rief: »Kommt herunter, Kinder! Kommt zu eurem Pflegepapa!«
    »Katzen hören auf kein Kommando«, sagte das alte Schwein. »Da müssen Sie schon rauf und eine nach der anderen am Kragen packen und herunterholen.«
    »Kennen Sie sich aus bei Katzen?«, fragte der Hund.
    »Ich bin ein weises Schwein und kenne mich bei allem aus«, sprach das Schwein.
    »Das ist fein«, sagte der Hund. Und dann erzählte er dem Schwein von den Erziehungsproblemen mit den Katzen. Vom Tag-Nacht-Problem und vom Schnurr-Bell-Brumm-Problem und vom Wedelproblem und vom Kloproblem.
    »Papperlapapp«, sprach das Schwein. »Sie machen sich unnötige Sorgen. Katzen brauchen Fleisch und Milch. Und gestreichelt wollen sie werden. Alles andere kommt ganz von allein.«
    »Meinen Sie wirklich?«, fragte der Hund.
    »Ich weiß es«, sprach das Schwein.
    Da bedankte sich der Hund und sprang in den Garten der Witwe Olga zurück. Er legte sich ins Tulpenbeet. Auf den Rücken legte er sich. In den Himmel schaute er. Er hatte schon lange keine

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