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Der Hund von Baskerville

Der Hund von Baskerville

Titel: Der Hund von Baskerville Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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ernsthaft Holmes darauf bestanden hat, daß ich Sie niemals allein ausgehen lasse, und schon gar nicht aufs Moor.«
    Sir Henry legte mir die Hand auf die Schulter und sah mich mit freundlichem Lächeln an. »Mein lieber Freund«, sagte er, »Holmes in all seiner Weisheit konnte ein paar Dinge nicht voraussehen, die mir auf dem Moor widerfahren würden. Verstehen Sie mich? Ich bin sicher, daß Sie kein Spielverderber sind. Ich muß diesmal allein gehen.«
    Ich sah mich einer recht dummen Situation gegenüber. Ich wußte nicht, was ich sagen oder tun sollte, und bevor ich mich entscheiden konnte, hatte er seinen Spazierstock ergriffen und war fortgegangen. Als ich aber die Sache noch einmal richtig bedachte, schlug mir doch das Gewissen, weil ich ihn, aus was für Gründen auch immer, aus den Augen gelassen hatte. Ich stellte mir vor, mit was für Gefühlen ich zu Ihnen zurückkehren würde, wenn ich Ihnen bekennen müßte, es habe sich infolge meiner Mißachtung Ihrer Anweisungen ein Unglück zugetragen. Sie können mir glauben, daß ich allein schon im Gedanken daran einen roten Kopf bekam. Vielleicht war es noch nicht zu spät, ihn einzuholen. So machte ich mich sofort in Richtung Haus Merripit auf den Weg. Ich eilte die Straße entlang, so schnell ich konnte, bis ich zu derStelle kam, wo der Moorpfad abzweigt, ohne jedoch etwas von Sir Henry zu sehen. Da stand ich nun und fürchtete, am Ende in die falsche Richtung gelaufen zu sein. Ich kletterte auf einen Hügel, um von dort eine bessere Aussicht zu haben. Dieser Hügel gehört zu einem dunklen Steinbruch. Und von dort sah ich ihn auch sofort. Er ging auf dem Moorpfad, wohl eine Viertelmeile entfernt, und eine Dame war an seiner Seite, die niemand anders als Miss Stapleton sein konnte. Es war klar, daß sie sich verständigt hatten und dieses Treffen verabredet war. Sie gingen, in ihr Gespräch vertieft, langsam nebeneinander. Ich sah, wie sie kleine schnelle Bewegungen mit der Hand vollführte. Offenbar war es ihr mit dem, was sie sagte, sehr ernst. Er hörte aufmerksam zu und schüttelte ein- oder zweimal den Kopf in heftiger Ablehnung. Ich stand inmitten der Felsen, sah ihnen zu und wußte nicht, was ich tun sollte. Ihnen zu folgen und in dieses intime Gespräch hineinzuplatzen schien mir völlig ungehörig. Und doch war es meine Pflicht, ihn niemals aus den Augen zu lassen. Da der Gedanke, hinter meinem Freund herzuspionieren, mir verhaßt war, konnte ich nichts Besseres tun, als ihn vom Hügel aus zu beobachten. Hinterher würde ich dann mein Gewissen erleichtern und ihm alles beichten. Es ist wahr, wenn eine plötzliche Gefahr ihn bedroht hätte, wäre ich viel zu weit weg gewesen, um ihm helfen zu können. Und doch bin ich sicher, daß Sie mir zustimmen werden, daß die Situation schwierig war und ich mehr nicht tun konnte.
    Unser Freund Sir Henry und die Dame waren stehengeblieben und standen einander auf dem Pfad gegenüber, völlig in ihr Gespräch vertieft. Plötzlich wurde mir bewußt, daß ich nicht der einzige Zeuge dieses Treffens war. Etwas Grünes, das in der Luft schwebte, war plötzlich in meinem Blickwinkel. Ein zweiter Blick zeigte mir, daß das Grüne sich an einem Stock befand, der von einem Mann getragen wurde, der sich über das unsichere Erdreich dahinbewegte. Es war Stapleton mit seinem Schmetterlingsnetz. Er war dem Paar viel näher als ich, und es sah aus, als liefe er direkt auf die beiden zu. In diesem Augenblick zog Sir Henry Miss Stapleton an sich. Er hatte den Arm um sie geschlungen, aber mir schien, als strebe sie mit abgewandtem Gesicht von
    ihm weg. Er beugte seinen Kopf über den ihren, doch sie erhob die Hand, um ihn abzuwehren. Im nächsten Augenblick sprangen sie auseinander und drehten sich eilig um.
    Stapleton, die Ursache dieser unterbrochenen Umarmung, rannte wie ein Wilder auf sie zu, und dabei flatterte sein lächerliches Schmetterlingsnetz hinter ihm her. Er gestikulierte und tanzte vor Aufregung vor den Liebenden hin und her. Was diese Szene bedeuten sollte, begriff ich nicht ganz. Es war mir, als mache er Sir Henry Vorwürfe, der irgendwelche Erklärungen abgab und schließlich wütend zu werden schien, als Stapleton sie nicht annehmen wollte. Die Dame stand in hochmütigem Schweigen dabei. Schließlich drehte Stapleton sich auf dem Absatz um und winkte seiner Schwester mit einer Gehorsam heischenden Geste, ihm zu folgen. Sie sah Sir Henry mit einem unentschlossenen Blick an und ging dann an der Seite ihres Bruders

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