Der Hundeflüsterer - Thriller (German Edition)
Anschließend fuhr sie von heftigen Donnerschlägen begleitet durch den mit Müll übersäten Innenhof, schoss mit ihrem Bike durch die dunkle Einfahrt und raste im strömenden Regen, der Blut, Tod und Armut von ihrer Haut wusch, durch die Straßen der Stadt. Die überall über den schwarzen Himmel zuckenden Blitze wiesen ihr den Weg durch die Nacht.
Dabei dachte sie an den Extrabonus von einer Million Dollar für die Saint-Tropez-Mission und freute sich schon darauf, sich von Ruth Mayer endlich wieder in Leyla Khan zu verwandeln.
8. Berlin – sicheres Haus in der Kantstraße
Später würde David Stein die Fragmente seiner Erinnerung wieder Stück für Stück zusammensetzen und konzentriert versuchen, sich die schwarz gekleidete Person auf dem Fahrrad, mit der er auf dem Gehsteig in der Nähe des sicheren Hauses in der Kantstraße beinahe zusammengestoßen war, als konkretes Bild vorzustellen.
Nach dem nächtlichen Gewitter war die Luft am nächsten Morgen gereinigt und unglaublich frisch. David stand vor der Tür der Pension, in der er wohnte, und wartete auf ein Taxi, das ihn zur Hundeausstellung im Messezentrum bringen sollte. Dort angekommen, löste David ein Ticket und tauchte in der Masse der Besucher unter. Eine junge Frau mit knallroten Sneakern fotografierte gerade einen elegant getrimmten Königspudel, als David mit einem Programm und einer Flasche Mineralwasser in der Hand bei ihr vorbeischlenderte. In einer wenig frequentierten Ecke der ersten Halle zog er das Smartphone, das Schneider für ihn auf der Finca zurückgelassen hatte, aus seinen Jeans und rief den Lageplan des Messezentrums auf, den man ihm kurz zuvor geschickt hatte. Nach einigem Suchen fand er die Messekantine und den unversperrten Notausgang in die wenig frequentierte Seitenstraße, wo George Schneider in dem diskreten Mittelklassewagen schon auf ihn wartete.
„Hast du das Ticket und das Programm dabei?“, fragte Schneider anstelle einer Begrüßung.
„Ich bin kein Anfänger!“, antwortete David sarkastisch und stellte überrascht fest, dass er sich in der kurzen Zeit, die er wieder in der „Abteilung“ war, die zynische Sprechweise der Agenten erneut angewöhnt hatte.
„Heute ist das Finetuning an der Reihe!“ Schneider setzte den Blinker und fädelte sich in den langsam dahinfließenden Verkehr ein. „In zwei Tagen fliegst du von Berlin-Tegel nach Nizza. Dort holt dich der Botschafter von Dakistan ab und du erfährst weitere Details.“
„Wieso bist du so gut informiert?“, wunderte sich David.
„Du hast heute eine Mail mit den Anweisungen bekommen.“ Mit dem Handrücken wischte sich Schneider die Krümel seines Frühstücks von den Lippen. „Das Honorar ist auch nicht von schlechten Eltern!“
„Die schreiben einen Betrag in eine Mail?“ David runzelte die Stirn. „Das ist aber sehr ungewöhnlich.“
„Der Botschafter hat das nicht direkt geschrieben.“ Schneider leckte sich über die Lippen. „Es wurde nur angedeutet, dass man über einen flexiblen Budgetrahmen verfügt.“
Schneller als erwartet, erreichten sie die Tiefgarage in der Kantstraße, wo sie den Wagen auf ihrem gewohnten Platz parkten. Als sie hinaus auf den Gehsteig traten, blieb David kurz stehen und atmete die klare Luft tief ein.
„War ein reinigendes Gewitter, gestern Nacht“, sagte er und Schneider nickte zustimmend. Schweigend gingen sie die Kantstraße entlang, plötzlich kam ihnen ein schwarz gekleideter Radfahrer mit einem Höllentempo entgegen und David konnte nur mit einem Sprung auf die Fahrbahn einem Zusammenstoß ausweichen.
„Diese verdammten Radfahrer. Passen einfach nicht auf!“, fluchte er.
„Daran musst du dich hier gewöhnen, David! In Berlin ist Radfahren derzeit total in.“
Wie immer tippten sie am Tor den Code ein und zufällig sah David nach oben zur Überwachungskamera, die in der Morgensonne merkwürdig schwarz aussah und nicht wie sonst blinkte.
„Schneider, die Kamera ist defekt!“ David stieß seinen Kollegen mit dem Ellbogen an und deute nach oben. „Da stimmt doch etwas nicht!“
„Lass gut sein, David!“ Schneider kniff die Augen zusammen und betrachtete jetzt ebenfalls die Kamera. „Waren wohl einige übermütige Jugendliche“, entschied er, zuckte gleichgültig mit den Schultern und stieß mit dem Fuß das Tor auf.
Unwillkürlich verschränkte David die Hände vor der Brust, als ihm ein ungewohnter Geruch entgegenschlug.
„Riechst du das, Schneider?“ Witternd, wie ein Hund, streckte
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