Latein für Angeber (German Edition)
Liebe Leserin, lieber Leser,
Nullum est iam dictum, quod non sit dictum prius. Es gibt kein Wort mehr, das nicht schon früher gesagt ist.
Kurz und gut: Es gibt nichts Neues unter der Sonne. Unter dieser Weisheit leiden gleichermaßen Dichter und Denker, Politiker und (andere) Plauderer, Lehrer und Lernende. Alles ist schon mal da gewesen. Und meist besser. Schon der Satiriker Flaccus schimpfte: Quis leget haec? – Wer soll das Zeug lesen?
Sein Zeitgenosse Plinius d. Ältere wusste die Antwort. Nullus est libertam malus, ut non aliqua parte prosit! Kein Buch ist so schlecht, dass es nicht zu irgendeinem Teil nützen möge! Und sei es als abschreckendes Beispiel, hätte er vielleicht ergänzen können.
Was lernen wir daraus? Es hat sich nicht viel geändert in rund zwei Jahrtausenden. Die Frage: „Was will uns der Lateiner damit sagen?“ besitzt noch immer Gültigkeit. Viel mehr noch: Sie ist so aktuell wie nie zuvor. Denn diese scheinbar „tote“ Sprache ist offensichtlich zeitlos und deswegen in unserer schnelllebigen Gegenwart durchaus überlebensfähig. Die Voraussetzung dafür ist allerdings, dass wir sie mit Leben erfüllen. Nichts leichter als das! Dazu müssen Sie, geneigte Leser, nicht einmal ein einziges Wort Latein beherrschen, geschweige denn Ahnung von Grammatik oder ähnlich komplizierten Dingen haben. Denn der Autor dieses Büchleins hat sich zum Ziel gesetzt: Aut prodesse volunt aut delectare poetae aut simul et iucunda et idonea dicere vitae! Entweder Nutzen bringen oder Freude bereiten wollen die Dichter oder zugleich Erfreuliches und Nützliches über das Leben sagen! Als hätte der gute alte Horaz damals schon geahnt, dass es Latein für Angeber einmal geben wird!
Zu Ihrem Nutzen und Ihrer Freude finden Sie nun also in einem Dutzend Kapiteln, jeweils alphabetisch angeordnet, Redewendungen und Zitate, mit denen Sie alle anderen Menschen verblüffen, ja regelrecht abhängen werden. Gewürzt ist das Ganze cum grano salis – mit einem Körnchen Salz, sprich: mit sorgsam eingestreuten augenzwinkernden Kommentaren. Und darüber hinaus – hoffentlich – unterhaltsamer Geschichtskunde. Die könnte Sie dazu anregen, Ihr vielleicht längst verschüttetes Wissen mal wieder an den Originalquellen aufzufrischen oder neue Kenntnisse zu schöpfen. Im Zeitalter des Internets sind viele dieser Quellen ja inzwischen öffentlich zugänglich. Als dieses Buch vor rund 20 Jahren erstmals das Licht der Welt erblickte, musste sich der Autor noch alle möglichen Schinken ausleihen oder den Kopierer in Bibliotheken malträtieren. Dabei machte er die gleiche Erfahrung wie Seneca d. Jüngere: Homines, cum docent, discunt: Die Menschen lernen beim Lehren. Oder, wie es einmal ein Kollege von mir ausdrückte: Wenn ich von etwas keine Ahnung habe, schreibe ich ein Buch darüber. Damals wie heute ist eines meiner Ziele, ridendo dicere verum – scherzend die Wahrheit (zu) sagen, wie es Horaz formuliert hat. Hätten Sie Spaß an meiner Ironie, würde ich mich freuen. Wobei es mir natürlich fernliegt, irgendjemanden zu verletzen. Andererseits sagte schon Quintilian in seinem Lehrbuch der Rhetorik: Potius amicum quam dictum perdere. Frei übersetzt: Lieber einen Freund verlieren, als eine Pointe verschenken.
Noch zwei – nicht lateinische – Expertenmeldungen zum Thema Zitate: Heinrich Heine war der Auffassung: So ein paar grundgelehrte Zitate zieren den ganzen Menschen. Der Mann war Dichter. Wohingegen der Philosoph Schopenhauer meinte: Durch viele Zitate vermehrt man seinen Anspruch auf Gelehrsamkeit, vermindert den auf Originalität. Eine Anspielung auf aktuelle Geschehnisse läge hier nahe, aber dieses Werk erhebt keineswegs den Anspruch, sich um eine Doktorarbeit zu bewerben. Wenn Sie wissen, was ich meine! Ob Sie persönlich nun den Schatz unermesslicher Weisheiten und Torheiten, den Sie mit diesem Buch erworben haben, in den Schrank stellen, auswendig lernen oder als E-Book auf dem iPad bei sich führen: Pro captu lectoris habent sua fata libelli. Büchlein haben ihr Schicksal, ganz so wie der Leser sie aufnimmt. Diesem Buch wünsche ich das Schicksal, gelesen zu werden.
Ihr Gerald Drews
PS. Einen schönen Gruß an meinen Lateinlehrer Fritz Schwab. Längst habe ich ihm die Fünf minus im Abiturzeugnis verziehen! Denn: Errare humanum est. Irren ist menschlich!
Kapitel I
Omnia vincit amor! – Die Liebe besiegt alles!
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