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Der Hundertjaehrige der aus dem Fenster stieg und verschwand

Der Hundertjaehrige der aus dem Fenster stieg und verschwand

Titel: Der Hundertjaehrige der aus dem Fenster stieg und verschwand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Jonasson
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Reisezentrums Malmköping, und heraus kam ein in zweifacher Hinsicht erleichterter junger Mann. Nach ein paar Schritten in den Wartesaal hinein, wobei er mit der einen Hand seinen Gürtel zurechtrückte und sich mit der anderen durchs Haar fuhr, blieb er abrupt stehen, starrte erst auf die zwei leeren Bankreihen, dann panisch nach rechts und nach links, woraufhin er laut sagte:
    »Verdammt, was hat dieser verfluchte, beschissene Drecks…«
    Dann verlor er den Faden und musste noch einmal ansetzen.
    »Du bist so gut wie tot, du alter Wichser. Ich muss dich bloß finden …«

3. KAPITEL
Montag, 2. Mai 2005
    Kurz nach drei Uhr nachmittags am 2. Mai war es auf Tage hinaus vorbei mit der Ruhe im Altersheim von Malmköping. Schwester Alice wurde nicht wütend, sondern machte sich tatsächlich Sorgen, weswegen sie auch ihren Generalschlüssel aus der Tasche zog. Da Allan sich nicht die Mühe gemacht hatte, seinen Fluchtweg zu verheimlichen, konnte man sofort feststellen, dass das Geburtstagskind aus dem Fenster geklettert war. Nach den Fußspuren zu urteilen, war es eine Weile zwischen den Stiefmütterchen herumgestapft und dann verschwunden.
    Kraft seines Amtes fühlte der Stadtrat, dass er jetzt das Heft in die Hand nehmen musste. Er beauftragte das Personal, sich in Zweiergruppen auf die Suche zu machen. Allan konnte ja noch nicht weit gekommen sein, die Gruppen sollten sich also auf die nähere Umgebung konzentrieren. Eine wurde in den Park geschickt, eine ins Spirituosengeschäft (wohin sich Allan zuweilen verirrte, wie Schwester Alice zu berichten wusste), eine zu den anderen Geschäften an der Storgatan und eine zum Gemeindesaal. Der Stadtrat selbst wollte im Altersheim bleiben, um ein Auge auf die Alten zu haben, die sich noch nicht in Luft aufgelöst hatten, und um sich die nächsten Schritte zu überlegen. Er bat die Suchtrupps, ein bisschen diskret vorzugehen, die Sache musste ja nicht unnötig breitgetreten werden. Im allgemeinen Aufruhr war dem Stadtrat aber ganz entgangen, dass eine der Zweiergruppen, die er gerade losgeschickt hatte, aus einer Reporterin der Lokalzeitung und ihrem Fotografen bestand.
    * * * *
    Das Reisezentrum fiel nicht in den Bereich, in den der Stadtrat seine Suchtrupps geschickt hatte. Dort hatte allerdings eine Einergruppe – bestehend aus einem erbosten, schmächtigen jungen Mann mit langen, fettigen blonden Haaren, struppigem Bart und einer Jeansjacke mit der Aufschrift Never Again auf dem Rücken – bereits alle denkbaren Schlupfwinkel des Bahnhofs durchkämmt. Nachdem weder der Alte noch der Koffer auffindbar waren, trat der junge Mann resolut vor den kleinen Beamten hinter dem einzigen geöffneten Schalter, um sich Informationen über die eventuellen Reisepläne des Alten zu verschaffen.
    Der kleine Beamte hatte seinen Job zwar satt, aber ein gewisses Berufsethos hatte er sich denn doch noch bewahrt. Deswegen erklärte er dem geräuschvoll auftretenden jungen Mann, die Reisenden an diesem Busbahnhof könnten sich jederzeit darauf verlassen, dass ihre persönlichen Angaben mit Diskretion behandelt wurden. Ein wenig hochmütig fügte er hinzu, dass er unter keinerlei Umständen geneigt sei, dem Ansuchen des jungen Mannes stattzugeben und derlei Informationen mit ihm zu teilen.
    Der junge Mann schwieg einen Moment und verdolmetschte sich die Worte des kleinen Beamten in verständliches Schwedisch. Daraufhin ging er fünf Meter nach links, zur nicht allzu stabilen Eingangstür zum Schalterbereich. Er machte sich gar nicht erst die Mühe zu überprüfen, ob sie vielleicht abgeschlossen war, sondern nahm bloß kurz Anlauf und trat mit dem rechten Stiefel die Tür ein, dass die Splitter in alle Richtungen stoben. Der kleine Beamte konnte nicht einmal den Telefonhörer abheben, nach dem er gegriffen hatte, um Hilfe zu rufen, denn ehe er sich’s versah, zappelte er vor dem jungen Mann in der Luft, der ihn mit festem Griff bei den Ohren gepackt und hochgehoben hatte.
    »Ich weiß vielleicht nicht, was ›Diskretion‹ bedeutet, aber eines weiß ich ganz sicher, nämlich wie man die Leute zum Reden bringt«, sagte der junge Mann zu dem kleinen Beamten, bevor er ihn mit einem leichten Rums wieder auf seinen Drehstuhl setzte.
    Anschließend beschrieb er ihm, was er – unter Zuhilfenahme von Hammer und Nägeln – mit dem Geschlechtsorgan seines Gegenübers anstellen würde, falls dieser seinem Wunsch nicht entsprechen sollte. Die Beschreibung war so anschaulich, dass der kleine Beamte

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