Der Hundertjaehrige der aus dem Fenster stieg und verschwand
Koffer abnehmen könne, dass es Elchbraten gebe, wenn es recht sei, und dass er auf jeden Fall einen Schnaps dazubekommen könne, zur Wiederherstellung von Körper und Knien.
Mühsam kletterte Allan auf den Bahnsteig. Die Schmerzen sagten ihm, dass er noch lebte.
Julius Jonsson hatte seit mehreren Jahren keinen mehr zum Reden gehabt, daher kam ihm die Begegnung mit dem Alten mit Koffer gerade recht. Nachdem es einen Schnaps fürs erste Knie gegeben hatte und einen fürs zweite, gefolgt von einem weiteren für den Rücken und für den Nacken sowie einem für den Appetit, war man schon in bester Plauderstimmung. Allan wollte wissen, wovon Julius lebte, und der antwortete mit einer langen Erzählung.
Julius war im Norden zur Welt gekommen, in Strömbacka, unweit von Hudiksvall, als einziges Kind der Bauern Anders und Elvina Jonsson. Er arbeitete als Knecht auf dem Hof und bekam jeden Tag Prügel von seinem Vater, welcher der Meinung war, dass sein Sohn zu gar nichts taugte. Als Julius fünfundzwanzig war, starb erst seine Mutter an Krebs, und ihr Sohn trauerte sehr um sie. Wenig später ertrank der Vater im Sumpf, bei dem Versuch, eine Kuh zu retten. Auch da trauerte Julius sehr, denn er hatte wirklich an der Kuh gehangen.
Der junge Julius hatte keinerlei Talent zum Beruf des Landwirts (da hatte sein Vater also recht gehabt), und Lust genauso wenig. Also verkaufte er alles bis auf ein paar Hektar Wald, weil er glaubte, die könnten ihm auf seine alten Tage noch etwas nützen.
Dann fuhr er nach Stockholm und brachte innerhalb von zwei Jahren sein ganzes Geld durch. Woraufhin er in den Wald zurückkehrte.
Mit gewissem Eifer meldete er sich auf die Ausschreibung eines Großauftrags des Elektrizitätswerks Hudiksvall für fünftausend Hochspannungsmasten. Und da er sich für Details wie Arbeitgeberabgaben, Umsatzsteuer und dergleichen nicht interessierte, erhielt er den Zuschlag. Mit Hilfe von zehn ungarischen Flüchtlingen gelang es ihm außerdem, die Holzmasten fristgerecht zu liefern, und er bekam so viel Geld dafür, dass er es kaum glauben konnte.
So weit, so gut. Doch Julius hatte leider ein bisschen schummeln müssen, denn die Bäume waren noch nicht ganz ausgewachsen gewesen. Daher waren die Masten einen Meter kürzer als bestellt – was wohl keiner gemerkt hätte, aber leider verhielt es sich so, dass sich fast jeder Bauer der Gegend damals einen Mähdrescher angeschafft hatte.
Das Elektrizitätswerk Hudiksvall schlug nun auf sämtlichen Äckern und Weiden der Gegend die Masten in den Boden, und als die Erntezeit gekommen war, wurden an einem einzigen Vormittag die Hochspannungsleitungen an sechsundzwanzig Stellen heruntergerissen, und zwar von zweiundzwanzig verschiedenen, aber gleichermaßen fabrikneuen Mähdreschern. In dieser Ecke der Provinz Hälsingland brach daraufhin die Stromversorgung auf Wochen zusammen, die Erntearbeiten kamen zum Erliegen, und die Melkmaschinen streikten. Es dauerte nicht lang, bis der Zorn der Bauern, der sich zunächst gegen das Elektrizitätswerk Hudiksvall gerichtet hatte, stattdessen auf den jungen Julius niederging.
»Damals wurde der Ausdruck vom ›fröhlichen Hudiksvaller‹ nicht geprägt, das kann ich dir versichern. Ich musste mich sieben Monate im Hotel in Sundsvall verstecken, und dann war mein Geld wieder alle. – Wie wäre es mit noch einem Schnäpschen?«, fragte Julius.
Allan fand auch, dass sie noch einen trinken sollten. Den Elchbraten hatten sie mit einem gepflegten Pils heruntergespült, und jetzt ging es Allan so wunderbar, dass ihm der Gedanke ans Sterben plötzlich fast wieder Angst machte.
Julius setzte seine Erzählung fort. Nachdem er eines Tages in der Stadtmitte von Sundsvall fast von einem Traktor überfahren worden wäre (am Steuer saß übrigens ein Bauer mit mordlustigem Blick), begriff er, dass man ihm seinen kleinen Fehler in dieser Gegend die nächsten hundert Jahre nicht verzeihen würde. Also zog er um und landete in Mariefred, wo er sich eine Weile mit Gelegenheitsdiebstählen über Wasser hielt, bis er das Stadtleben satthatte und das stillgelegte Bahnhofsgebäude in Byringe für die fünfundzwanzigtausend Kronen erwerben konnte, die er eines Nachts im Tresor des Wirtshauses in Gripsholm gefunden hatte. Jetzt lebte er mehr oder weniger von der Stütze, Wilderei in den Nachbarwäldern, einer bescheidenen Produktion von selbst gebranntem Schnaps und Handel mit demselben sowie dem Weiterverkauf aller möglichen Besitztümer seiner
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