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Der Hundertjaehrige der aus dem Fenster stieg und verschwand

Der Hundertjaehrige der aus dem Fenster stieg und verschwand

Titel: Der Hundertjaehrige der aus dem Fenster stieg und verschwand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Jonasson
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2005
    Man möchte meinen, er hätte seine Entscheidung etwas früher treffen und seine Umgebung netterweise auch davon in Kenntnis setzen können. Aber Allan Karlsson war noch nie ein großer Grübler gewesen.
    Entsprechend war der Einfall auch noch ganz frisch, als der alte Mann sein Fenster im Erdgeschoss des Altersheims von Malmköping, Sörmland, öffnete und in die Rabatte kletterte.
    Das Manöver war etwas mühselig – nicht unbedingt überraschend, wenn man bedenkt, dass Allan just an diesem Tage hundert geworden war. In einer knappen Stunde sollte die Geburtstagsfeier im Gemeinschaftsraum losgehen. Sogar der Stadtrat wollte anrücken. Und die Lokalpresse. Und die ganzen anderen Alten. Und das komplette Personal, allen voran Schwester Alice, die alte Giftspritze.
    Nur die Hauptperson hatte nicht vor, zu dieser Feier aufzutauchen.

Epilog
    Allan und Amanda wurden sehr glücklich zusammen. Die beiden waren aber auch wie füreinander geschaffen. Er war allergisch auf jede Art von Gerede über Ideologie und Religion, während sie überhaupt nicht wusste, was das Wort »Ideologie« bedeutete, und sich beim besten Willen nicht mehr erinnern konnte, wie der Gott hieß, zu dem sie beten sollte. Außerdem stellte sich eines Abends, als ihre Nähe eine ganz besondere Intensität erreichte, heraus, dass Professor Lundborg an jenem Augusttag im Jahre 1925 wohl doch ein bisschen mit dem Skalpell geschlampt haben musste, denn Allan brachte zu seiner eigenen Überraschung etwas zustande, was er bis dato nur im Film gesehen hatte.
    An ihrem fünfundachtzigsten Geburtstag bekam Amanda von ihrem Mann einen Laptop mit Internetanschluss geschenkt. Allan hatte nämlich gehört, dass die Jugend sich für diese Internetgeschichte recht begeistern konnte.
    Es dauerte eine Weile, bis Amanda begriffen hatte, wie man sich einloggt, aber sie blieb hartnäckig am Ball, und schon nach wenigen Wochen hatte sie ihren eigenen »Blog«. Sie bloggte den ganzen Tag, über alles Mögliche, Vergangenes und Gegenwärtiges. Unter anderem erzählte sie auch von den Reisen und Abenteuern, die ihren lieben Gatten durch die ganze Welt geführt hatten. Als Publikum stellte sie sich eigentlich nur ihre Freundinnen in der besseren Gesellschaft von Bali vor. Denn jemand anders würde diese Seite doch wohl sowieso nicht finden?
    Allan saß wie immer auf der Veranda und genoss sein Frühstück, als eines schönen Tages ein vornehmer Herr im Anzug auftauchte. Er stellte sich als Vertreter der indonesischen Regierung vor und erklärte, er habe da einige bemerkenswerte Dinge in einem Blog im Internet gelesen. Nun wolle er Allan im Namen des Präsidenten bitten, der Regierung seine ganz speziellen Kenntnisse zur Verfügung zu stellen – wenn das, was man da lesen konnte, denn tatsächlich wahr sein sollte.
    »Wobei brauchen Sie denn Hilfe, wenn man fragen darf?«, wollte Allan wissen. »Es gibt eigentlich nur zwei Dinge, die ich besser kann als die meisten anderen. Ich kann Schnaps aus Ziegenmilch herstellen und eine Atombombe zusammenbasteln.«
    »Ja, sehen Sie, und genau dafür interessieren wir uns«, sagte der Mann.
    »Für die Ziegenmilch?«
    »Nein«, sagte der Mann, »nicht für die Ziegenmilch.«
    Allan bat den Vertreter der indonesischen Regierung, sich zu setzen. Und dann erklärte er ihm, dass er einmal vor langer Zeit Stalin die Bombe geschenkt hatte, dass das allerdings ein Fehler gewesen sei, denn dieser Stalin sei eindeutig nicht ganz richtig im Kopf gewesen. Deswegen wollte Allan jetzt zuallererst wissen, wie es um den Verstand des indonesischen Präsidenten bestellt sei. Der Regierungsvertreter versicherte ihm, Präsident Yudhoyono sei ein sehr kluger und verantwortungsvoller Mensch.
    »Das freut mich zu hören«, erwiderte Allan. »Dann helfe ich Ihnen natürlich gern.«
    Und das tat er dann auch.

 
    Ein besonderes Dankeschön
an Micke, Liza, Rixon, Maud und Onkel Hans.
Jonas

Quellennachweis
    Sämtliche Bibelzitate aus: Die Bibel. Nach der dt. Übersetzung D. Martin Luthers , Dreieich 1964.
    Das Bellman-Zitat (»Ach, wenn wir hätten, o Freunde, ein Schaff«) stammt aus: Klaus-Rüdiger Utschick (Hg.): Carl Michael Bellman. Band 2: Fredmans Gesänge , München 1998.

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