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Der Hundertjaehrige Krieg

Der Hundertjaehrige Krieg

Titel: Der Hundertjaehrige Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Ehlers
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nach dem Waffenstillstand von Tours, zu spät und ohne finanzielle Ausstattung, um das Land verteidigungsbereit zu machen. Ende Juli 1449 begann der französische Angriff, im August erreichte eine von Dunois geführte Heeresgruppe Lisieux.Fast zur gleichen Zeit fiel Séez, und im September wurden kurz nacheinander Coutances, Granville, St-Lô erobert. Am 9. Oktober stand die Armee des Königs vor Rouen, und Karl VII. sagte den Bürgern Amnestie im Falle der Kapitulation zu. Zehn Tage später brach der auf diese Weise provozierte Aufstand gegen die englische Garnison aus, die gegen Übergabe von Tancarville, Arques und Montivilliers am 4. November freien Abzug auf Caen erhielt.
    Karl ließ seine Entrée in die Hauptstadt der Normandie sorgfältig vorbereiten. Erst am 10. November 1449 zog er in Begleitung Renés von Anjou, des Grafen von Dunois, der Prinzen und zahlreicher Barone an der Spitze einer Armee von 5400 Mann Kavallerie und 600 Bogenschützen durch die Straßen von Rouen und ließ diese Machtdemonstration von dem als Geisel festgehaltenen englischen Kommandeur John Talbot mit ansehen. In der Kathedrale empfing der Erzbischof zusammen mit den Bischöfen von Lisieux, Évreux und Coutances den König, der sich, so will es jedenfalls ein später und romantisch eingefärbter Rückblick, bei dieser Gelegenheit an Jeanne d’Arc und ihren Feuertod in ebendieser Stadt erinnert haben soll. Daran ist immerhin so viel richtig, daß im Februar 1450 ein Auftrag an Guillaume Bouillé erging, Doktor der Universität Paris und Kanoniker von Noyon, den Prozeß von 1431 zu überprüfen. Das ist aber eher mit dem jetzt möglichen Zugriff auf die Archive von Rouen zu erklären und mit dem Ziel, propagandistisch verwertbares Material gegen Heinrich VI. zu sammeln, denn ein wirkliches Revisionsverfahren hätte dem Papst unerwünschte Möglichkeiten zum Eingreifen in Angelegenheiten der französischen Kirche geboten, über die der König alleinige Hoheit anstrebte.
    Für das ganze Gebiet am Unterlauf der Seine war der Krieg nun zu Ende. Zwar landete im März 1450 nochmals eine englische Armee in Cherbourg und versuchte einen Gegenstoß, wurde aber am 14. April in der Schlacht bei Formigny nahe Bayeux geschlagen. Als die Stadt Caen am 1. Juli die Schlüssel ihrer Tore an Dunois gab und am 12. August auch Cherbourg fiel, war der Kampf um die Normandie zugunsten der französisehenKrone entschieden. In England richteten sich der Volkszorn und die Empörung des Parlaments über diese Niederlage als Ergebnis inkompetenter Politik nicht so sehr gegen Heinrich VI. als vielmehr gegen seine Berater, in erster Linie gegen den Herzog von Suffolk als den Hauptverantwortlichen. Der König verbannte ihn für fünf Jahre, doch auf der Fahrt über den Kanal wurde Suffolk von den Matrosen ermordet. Sein kopfloser Leichnam trieb in Dover an Land. Massendemonstrationen in Kent mündeten in eine dreitägige Plünderung Londons. England stand vor einer Revolution.
    Gleichwohl fiel dem König von Frankreich die Eroberung der Guyenne schwer, denn dort war die Bevölkerung nicht ohne weiteres vom rechtmäßigen Handeln Karls VII. zu überzeugen und erwartete sogar Nachteile. Schon 1440 hatte Jean Jouvenel des Ursins Karl VII. entsprechend gewarnt, und in der Tat gab es keine massenhafte Option für «England» oder «Frankreich» im Sinne des neuzeitlichen Nationalstaats. Mittelalterliches Nationsbewußtsein war schichtenspezifisch, beschränkt auf die königsnahe Aristokratie und den hohen Klerus; die französische Monarchie überlebte die Folgen der großen Schlachten von Crécy, Poitiers und Azincourt nicht auf Grund des Patriotismus der breiten Bevölkerung, sondern wegen der Loyalität einer hinreichend konsistenten Führungsschicht, die sich den Konsequenzen der Niederlagen ebenso widersetzte wie sie schon 1328 das Königtum Eduards III. abgelehnt hatte. Demgegenüber hatte die Masse der Menschen ein Grundbedürfnis nach Sicherheit, Recht und Ordnung; sie würden dem folgen, der ihnen das dauerhaft garantierte. Bis jetzt hatte die englische Verwaltung solche Sicherheit geboten und damit Rahmenbedingungen für eine florierende Exportwirtschaft geschaffen: Jährlich ging eine Weinflotte mit hunderten von Schiffen nach England und brachte der Stadt Bordeaux samt ihrem riesigen Umland Reichtum. Weinbau setzt jedoch Frieden voraus, den Karl VII. stören wollte. Seine rigorose Kronverwaltung wünschte sich niemand.
    Im Frühjahr 1451 griff

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