Der Hundertjaehrige Krieg
Frühling desselben Jahres hatte ein königliches Heer dem Grafen von Arundel eine Niederlage beigebracht und bald darauf, im Juni, setzte sich Johann von Dunois, Bastard von Orléans, in St-Denis fest.
In dieser Situation versammelte Karl VII. am 12. August 1434 die Stände der Langue d’oïl in Tours und zeigte damit, welchgroßen Anhang er mittlerweile auch in den Regionen nördlich der Loire gewonnen hatte. Die Demonstration verfehlte ihre Wirkung nicht, so daß Philipp der Gute sich im Januar 1435 mit Herzog Karl von Bourbon, dem königlichen Kanzler und Erzbischof von Reims Regnault de Chartres, dem Connétable Richemont und mehreren französischen Kronjuristen in Nevers zu Verhandlungen traf. Um diese Zeit hatte Jean Jouvenel des Ursins, Bischof von Beauvais, eine antiburgundische Schrift verfaßt, in der das leidende Frankreich jene anklagte, die zwar französisch sprachen, sich aber aus bornierter Rachsucht mit den Engländern verbündet hatten. Angesichts solcher Stimmungen, der veränderten Haltung des Herzogs von Burgund und der militärischen Lage war nun auch der Kronrat Heinrichs VI. bereit, über eine allgemeine Friedensregelung nachzudenken. Der König selbst war entscheidungsschwach und wenig belastbar, seine Frömmigkeit stark von der
Devotio moderna
geprägt, einer geistlichen Erneuerungsbewegung, die sich seit dem Ende des 14. Jahrhunderts von den Niederlanden aus in Europa verbreitete. 1440 gründete er das Collegienhaus in Eton und um die gleiche Zeit King’s College in Cambridge, überließ die laufenden Regierungsgeschäfte jedoch einer Günstlingsgruppe unter Führung des Grafen und späteren Herzogs Wilhelm von Suffolk. England litt unter der Konkurrenz jener, die ihren Vorteil aus der Passivität des Königs zogen.
Am 5. August 1435 eröffneten die Kardinäle Niccolò d’Albergati als Vertreter des Papstes und Hugo von Lusignan als Vertreter des Basler Konzils im Kloster St-Vaast zu Arras eine der größten Friedenskonferenzen des Mittelalters. Im Namen Karls VII. verhandelten Karl von Bourbon, Regnault de Chartres und Richemont; Heinrich VI. ließ sich durch Kardinalbischof Henry Beaufort von Winchester, Erzbischof John Kemp von York, Bischof Pierre Cauchon von Beauvais und Lisieux sowie den Grafen von Suffolk vertreten. Gesandte des Königs von Neapel, der Herzöge von Bretagne, Orléans und Alençon, der Universität Paris und der größeren Städte Frankreichs waren als Beobachter erschienen. Philipp dem Guten war nicht nur an einem allgemeinen Frieden zwischen den bisher kriegführendenParteien gelegen, sondern in erster Linie an einem zweiseitigen Abkommen mit Karl VII., und als der Kongreß nach vier Wochen scheiterte, schob er die Schuld daran den Engländern zu. Tatsächlich hatte die englische Delegation am französischen Thronanspruch ihrer Könige festhalten müssen, wenn sie nicht alle Feldzüge als usurpatorische Handlungen und die Eroberungen als unrechtmäßig anerkennen wollte, aber diese von ihrem Standpunkt aus folgerichtige Position wurde selbst von den vorsitzenden Kardinälen nicht mehr akzeptiert. Am
6.
September 1435 reisten die Engländer ab. Der König von Frankreich und der Herzog von Burgund blieben unter sich und kamen bald zum Ziel. Am 21. September schlossen sie in Arras ihren Frieden, nachdem Karl VII. sein Bedauern über den Mord an Johann Ohnefurcht ausgesprochen und Philipp der Gute ihm vergeben hatte. Dem Herzog von Burgund wurde die Huldigung gegenüber dem König von Frankreich erlassen; falls Karl VII. aber vor Philipp sterben würde, sollte dieser dem neuen König huldigen ebenso wie ein zu Lebzeiten Karls inaugurierter Nachfolger Philipps dies zu tun verpflichtet sei. Karl VII. sah sich durch diesen Vertrag vom mächtigsten Fürsten Frankreichs als legitimer König anerkannt, hatte die anglo-burgundische Allianz gesprengt und durfte sogar auf einen Krieg Heinrichs VI. gegen Philipp den Guten hoffen.
In Arras war ein großer Schritt zum Frieden getan worden, und das Ende der anglo-französischen Doppelmonarchie des Hauses Lancaster zeichnete sich ab. Zwar standen noch immer englische Truppen in Frankreich, aber Heinrich VI. hatte dort keine Verbündeten mehr, und in Paris wuchs die Opposition gegen seine Statthalter. Im Frühjahr 1436 schloß Richemont die Hauptstadt ein und nahm, durch einen Bürgeraufstand unterstützt, am 13. April die Kapitulation der englischen Garnison entgegen. Vielerorts wurde jedoch noch immer heftig
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